Ziemlich beste Freunde
Marteria vs. Kid Simius Interview
José Antonio García Soler alias Kid Simius ist DJ, Produzent und Freund von Marten Laciny. Der wiederum zählt zu den besten Rappern im deutschsprachigen Raum – egal, ob als Marteria oder Marsimoto. Beim FM4 Frequency Festival presented by VOLUME rocken beide wieder im Kollektiv eine fette Festivalshow. VOLUME hat die zwei Hawara darum gebeten, sich vorher gegenseitig noch ein paar dumme Fragen zu stellen.
Kid Simius: „Zum Glück in die Zukunft II“ ist direkt auf Platz 1 in die deutschen Albumcharts eingestiegen – Name ist Programm. Wo soll’s deiner Meinung nach in Zukunft lang gehen?
Marteria: Momentan läuft es wie geschmiert. Aber es kommen sicher auch wieder Zeiten, in denen das Glücksschwein zum Pechvogel wird. Das gehört im Leben einfach dazu! Trotzdem würde ich mir von Herzen wünschen, dass unsere liebe Bandfamilie so schön bleibt wie bisher und die Konzerte immer voller werden. Amen!
Kid Simius: Du bist jetzt 31 Jahre alt, auf deiner neuen Platte thematisierst du in vielen Texten das Altern. In deiner Freizeit gehst du gerne angeln und meidest immer mehr die Clubs. Sehen wir dich bald als Profiangler im TV?
Marteria: Vielleicht im spanischen Fernsehen? Wie du ja sicherlich weißt, gibt es in den Gewässern deines Heimatlands ganz besonders große „Lucios“ – auf Deutsch Hechte. Das könnte mir gefallen! Ansonsten ist es jedoch vollkommener Quatsch zu behaupten, dass ich nicht mehr in Clubs gehe. Klar verbringe ich gerne meine Freizeit in der Natur. Aber wir feiern nach wie vor und ich saufe alle unter den Tisch. Dich ganz besonders!
Kid Simius: Welche Zusammenarbeit könntest du dir in deinem Leben nicht vorstellen?
Marteria: Mit Kid Simius!
(beide lachen)
Marteria: Ernsthaft: Auf Menschen aus der Schlagerbranche kann ich getrost verzichten – die sind super mühsam. Und alle Nazibands können sowieso scheißen gehen!
Kid Simius: Who the fuck is Kid Simius?
Marteria: Ein super Typ aus Granada, der unfassbar geilen Sound produziert und dieses Jahr eine fette Platte veröffentlicht hat. Was viele nicht wissen: Beim Song „Hola Chica“ habe ich ihm beim Texten geholfen. Auf Spanisch!
Kid Simius: Gut gemacht! Als ehemaliger Juniorenkicker bei Hansa Rostock – trauerst du manchmal deiner Profikarriere nach? Gerade jetzt im WM-Jahr 2014…
Marteria: (lacht) Nein, wieso? Ich verdiene jetzt ja viel mehr Geld als Musiker. Außerdem endet eine Fußballerkarriere in der Regel kurz nach dem 30. Lebensjahr, Musik hingegen kann Mann oder Frau immer machen. Der Alkoholkonsum ist auch in etwa gleich – ich kann mich also nicht beschweren!
Kid Simius: Im Privatleben: Eher Marsimoto oder doch lieber Marteria? Ist es schon vorgekommen, dass du mit Maske eingeschlafen bist?
Marteria: Ja, aber nicht mit der Maske von Marsimoto, sondern mit einem Modell aus rotem Latex – festgebunden auf irgendeinem Bett in irgendeinem Etablissement. (lacht) Spaß beiseite: Mein Privatleben ist mir heilig und ganz normal. Da bin ich einfach nur der Marten, gehe einkaufen, joggen, Fußball schauen und so weiter. Dafür kann ich es umso mehr genießen, mit Marteria oder Marsimoto zwei Kunstfiguren zu zelebrieren, die mir und viele Menschen auf dieser Erde sehr viel Spaß bereiten.
Kid Simius: „Keiner hat mehr Bock auf Kiffen, Saufen, Feiern“ – in den USA boomt die Wirtschaft mit Cannabis. Mal ehrlich: pro oder gegen Legalisierung in unseren Breitengraden?
Marteria: Na klar! Erstens sind die meisten Künstler sowieso immer pro, zweitens ist es eine absolute Frechheit, wie seitens der Gesetzgebung im 21. Jahrhundert mit dieser „Droge“ umgegangen wird. Die Zeit ist reif für eine kontrollierte Legalisierung – dass so etwas sehr gut funktionieren kann, beweisen unsere Freunde in Holland schon seit Jahren. Jetzt, wo auch die Vereinigten Staaten verstanden haben, was Cannabis alles kann, bin ich sehr guter Dinge. Lang kann es nicht mehr dauern…
Kid Simius: Dein Wort in Gottes Ohren!
(beide lachen)
Marteria: Was heißt Kid Simius eigentlich auf Deutsch?
Kid Simius: Affenjunge.
Marteria: Welche Erfahrungen konntest du für dein Soloalbum „Wet Sounds“ aus unseren gemeinsamen Jahren nutzen?
Kid Simius: Am wichtigsten war deine Lektion, die ich bekommen habe, als ich gerade nach Berlin gezogen bin: Man muss machen, was man ist. Darum stecken in „Wet Sounds“ viele persönliche Erfahrungen und Erlebnisse. Ich bin aus Spanien nach Deutschland gekommen, habe meine Familie verlassen, war in den einschlägigen Berliner Clubs zu elektronischer Musik feiern, liebe meine Gitarren und den Sound aus meiner Heimat Andalusien. Das alles habe ich auf eine Platte gepackt, auf die ich sehr stolz bin und mich damit zu hundert Prozent identifizieren kann.
Marteria: Wie viel muss man bezahlen, um für Marteria Beats basteln zu dürfen?
Kid Simius: Der Typ vertraut ausschließlich auf sein Gefühl, Geld spielt dabei keine Rolle. Ganz wichtig dabei ist: Die ersten 10 Sekunden müssen fett sein. Was danach kommt, ist im Endeffekt scheißegal. Er hat nämlich keine längere Aufmerksamkeitsspanne. ADHS sei Dank! (lacht)
Marteria: Schnauze! Welchen unserer gemeinsamen Tracks feierst du am meisten?
Kid Simius: Natürlich „Lila Wolken“, weil ich damit ganz viel Geld verdient habe. (lacht) Abgesehen vom ökonomischen Faktor, rein vom Gefühl her, sind „Mein Kumpel Spalding“ und „Green Granada“ meine persönlichen Lieblingslieder. In der ganzen Platte von Marsimoto, „Grüner Samt“, steckt viel von meiner Heimat.
VOLUME: Abschlussfrage für beide: Mit welchem Wort lässt sich eure Freundschaft am besten beschreiben?
Marteria: Hass! (lacht) Nein, du weißt, dass ich das so nicht meine. Bitte sprich du das Abschlusswort.
Kid Simius: Ecstasy!
(beide lachen)
VOLUME: Für alle! Wir feiern im August beim FM4 Frequency Festival presented by VOLUME.