"Wir wollten ein Line-up, das die Entwicklung der Szene widerspiegelt"
Das Open Minded Movement feiert seinen 10. Geburtstag
Das Open Minded Movement wird 10. Und das heißt was. Vor zehn Jahren gab es im Innviertel/Flachgau kaum eine Plattform für Hip-Hop – kein Jam, keine Cyphers, nur ein paar verstreute Heads, die Bock hatten. Und wie das in der Austro-Rap Szene so ist, motivierte genau dieser Umstand ein kleines Team, einfach selbst was anzustarten. Mittlerweile ist der Kulturverein eine feste Größe in der österreichischen Hip-Hop-Szene – von Cyphers und Jams bis zu legendären Live-Acts bringt er Rap-Fans aus ganz Österreich und darüber hinaus zusammen. Jetzt steht Open Minded vor seinem 10-jährigen Jubiläum – und feiert das am 07.02. im Salzburger „Jazzit“ mit einem extra fetten Line-Up.
Welche Challenges der Verein in dieser Zeit zu bewältigen hatte, wie sich die Szene verändert hat und was uns bei der Jubiläumsshow erwartet – wir fragen Vereinsobmann Pete.
Pete, zehn Jahre Open Minded – wie hat das alles angefangen?
Das war 2015 in der Postkutsche in Mattsee. Die Location hatte schon einen gewissen Hip-Hop-Flair, aber es gab einfach zu wenig Angebot für die Szene. Also haben wir’s einfach selbst gemacht. Die erste Jam war direkt ein Erfolg, und von da an haben wir – ein zehnköpfiges Stammteam – regelmäßig Veranstaltungen organisiert. Und das kam gut an.
Wie ging’s nach der Postkutsche weiter?
2017 haben wir unseren YouTube-Kanal gestartet, Cyphers hochgeladen und uns mit Artists aus dem Untergrund vernetzt. Wir sind immer größer geworden – und auch motivierter. Zum fünften Jubiläum der Postkutsche kam dann die sehr harte Nachricht, dass der Club schließen muss. Das war ein tiefer Einschnitt, weil die Postkutsche einfach unser Zuhause war. Dann kam auch noch Corona – alles lag erstmal auf Eis. Aber wir haben nicht aufgehört.
Ihr hattet damals schon einige große Namen dabei, oder?
Ja, bei den YouTube-Cyphers waren unter anderem Lakmann, Papke, Retrogott, Roger Rekless – die Liste ist lang. Wir haben uns auch Festivals als Plattform gesucht, waren zum Beispiel als österreichischer Medienpartner beim Hip-Hop Kemp in Tschechien. Für unsere Cypher-Drehs haben wir in den letzten Jahren viel mit dem Tapefabrik Festival in Wiesbaden zusammen gearbeitet. Es war einfach immer unser Ziel, Hip Hop aus Österreich auch über die Grenzen hinaus mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Was meinst du, wie hat sich die Szene in den letzten zehn Jahren verändert?
Man merkt, dass die Leute erwachsener geworden sind – Al Pone, der ja auch bei der Jubiläumsshow auftritt, ist so ein Beispiel. Der ist schon lang im Game und hat große Schritte gemacht. Früher hatten viele Rapper Angst, zu viel von sich preiszugeben, es ging eher darum, Härte zu zeigen. Jetzt werden Texte persönlicher, deeper, das merkt man – es geht in der Szene nicht mehr nur ums Battlen. Und so ziemlich alle supporten sich gegenseitig.
Das Jubiläum steigt am 7. Februar im Jazzit – was erwartet uns?
Gefeiert wird im Jazzit und wir wollten ein Line-up, das die Entwicklung der Szene widerspiegelt. Mädness ist wieder dabei – er war schon auf unserer ersten Jam. Dann Kamp, eine absolute Legende im österreichischen Hip-Hop – viele haben sich gefragt, ob er nochmal auftritt, und jetzt passiert’s. Mit dem „Circle of Fire“ bieten wir außerdem ein Special-Warm-Up: Fünf Musiker aus unserem Umfeld machen eine gemeinsame Show: Da kommt Al Pone, der ja sein erstes Album am Start hat, Average und Def Ill aus Linz, Reinhard K. und Sayne One. Es wird zudem eine Breakdance-Session geben und auch die Decks sind heiß besetzt.
Es gibt sogar eine Graffiti-Aktion zum Event. Was steckt dahinter?
Wir wollten das Jubiläum nicht nur mit Musik feiern. Das Open Minded Movement war immer mehr als nur eine Bühne – es geht um Kunst, Kultur und Community. Am Sonntag davor gab es deswegen sogar eine Graffiti-Session mit Sayne One und Mizu an der freien Graffitiwand an der Nähe der S-Bahnhaltestelle Mülln.
Wenn du zurückblickst – was macht dich am meisten stolz?
Dass wir es bis jetzt durchgezogen haben. Dass es uns noch gibt und alle mit Motivation am Start sind – von der ersten Cypher bis zur größten Jam in Salzburg, also seit unfassbaren zehn Jahren. Wir haben eine Community mitgeschaffen, die immer weiterwächst. Die Hip-Hop-Szene in Österreich lebt ja generell vom ehrenamtlichen Einsatz – von Leuten, die sich reinhängen, weil sie wollen, dass die Kultur bleibt. Zum Glück gibt’s davon genug: Ob bei der Moonshine Cypher in Graz oder Rhymetime TV – überall arbeiten Crews daran, Rap, Cyphers und Jams am Leben zu halten. Open Minded ist da keine Ausnahme. Wir sind stolz ein teil der Szene zu sein.