What the Fuck is this?
Bring Me The Horizon im Interview
New year, new me! Dies oder Ähnliches haben sich wohl auch Bring Me The Horizon gedacht, denn Oli Sykes und seine Crew legten zu Beginn des Jahres ihr durchaus kontrovers diskutiertes, sechstes Studioalbum „amo“ vor. Kaum etwas erinnert darauf noch an den Deathcore der Anfangstage. Warum ihre Experimentierfreudigkeit kein Ende nimmt, wie wichtig die musikalische Weiterentwicklung für den Fortbestand der Band war und wieso „catchy“ nicht gleich „billig“ ist, haben uns Matt und Jordan im Interview erklärt.
Ihr habt euer neues Album „amo“ wieder mit einer ausgefallenen Kampagne angekündigt. Wie wichtig ist euch Marketing neben der Musik?
Matt: Sehr wichtig, denn mit einer guten Idee kann man nicht nur Aufsehen erregen, sondern auch Fans involvieren und im besten Fall für einen kleinen Hype sorgen. Wir hatten schon bei den letzten Alben coole Kampagnen, aber diese hat mit ihrer Interaktivität alles getoppt.
Braucht man heutzutage als erfolgreiche Band solche Aktionen bzw. Social Media? Matt: Auf jeden Fall. Heute mehr denn je. Die Leute wollen einfach intime Einblicke bekommen und Seiten der Band sehen, die sie noch nicht kannten – das ist Teil unserer Kultur geworden.
Jordan: Wir haben das Gefühl, dank Social Media näher bei unseren Fans zu sein und freuen uns, wenn ihnen gefällt, was wir posten.
Matt: Die Musik muss natürlich bei all dem auch noch gut sein. (lacht)
Stichwort Musik – Bring Me The Horizon hat seit den Deathcore-Zeiten einen krassen Genrewechsel hingelegt …
Matt: Keiner in der Band mag Stillstand. Natürlich gibt es viele Bands, die den Sound, mit dem sie erfolgreich geworden sind, nicht verändern möchten, weil sie Angst haben, Fans zu verlieren. Doch für uns war das ein völlig natürlicher Prozess. Wir wollten immer neue Sachen ausprobieren und daran wachsen.
Jordan: Außerdem hat sich in den letzten Jahren in der Musiklandschaft einiges getan. Würde Bring Me The Horizon noch immer Deathcore machen, wären wir mit Sicherheit nicht so erfolgreich geworden – vielleicht würde es uns gar nicht mehr geben. Der Wille zur Weiterentwicklung ist vielleicht die größte Stärke der Band, auch wenn sie uns einige Fans gekostet hat.
Was hat euch dazu getrieben, auf „amo“ so experimentell zu sein?
Matt: Für unsere Verhältnisse waren wir das schon auf „That’s The Spirit“ und „Sempiternal“. Diesmal hatten wir aber noch ein bisschen mehr Selbstvertrauen und sind jetzt auch in einem Alter, in dem es uns weniger kümmert, was die Leute erwarten oder von uns denken. Wir haben bewiesen, dass wir ein erfolgreiches Rockalbum machen können, mit „amo“ wollten wir einen Schritt weiter gehen und Songs schreiben, bei denen man sich beim ersten Anhören denkt: „Wow, what the fuck is this?“
Das ist euch definitiv gelungen. Gibt’s bei all der Experimentierfreude ein Genre, das ihr niemals angreifen würdet?
Matt: Country! (lacht)
Jordan: Und Reggae. Dafür sind wir viel zu „weiß“. (beide lachen)
Ihr macht kein Geheimnis draus, dass ihr gerne „radiotaugliche“ Songs schreibt. Wie poppig bzw. catchy darf ein Bring Me The Horizon Track sein?
Matt: Wir versuchen immer, catchy zu sein. Das ist doch was Gutes, oder? (lacht) Es verleiht einem Song Kraft. Wobei etwas auch „billig“ eingängig sein kann. Catchiness darf nie auf Kosten der Tiefe eines Songs oder der Lyrics gehen. Das ist gar nicht so einfach, aber ich glaube, wir bekommen das ganz gut hin.
„amo“ ist ein Konzeptalbum über Liebe, also habt ihr euch vermutlich viele Gedanken zum Thema gemacht. Könnt ihr die von Haddaway so oft gestellte Frage „What is love?“ in nur einem Satz beantworten?
Matt: (lacht) Das ist eine schwere Frage … vielleicht: Liebe ist, mit jemandem oder etwas glücklich zu sein, ohne dabei negativen Scheiß am Laufen zu haben.
Jordan: Liebe ist so vielschichtig … Deswegen bietet es sich auch so wunderbar an, ein Konzeptalbum über sie und all die damit verbundenen Emotionen zu schreiben. Liebe ist Verzweiflung, Leidenschaft, Einsamkeit, Besessenheit und so vieles mehr.
Könnt ihr euch an eure erste Liebe erinnern?
Matt: Meine erste richtige Freundin hatte ich mit 17.
Jordan: Mit 17 erst? Bis dahin war ich schon oft verliebt. (lacht)
Matt: Sie hat mit mir Schluss gemacht, weil ich in der Band gespielt habe und kein Geld hatte.
„Do you wanna start a cult with me?” Wie geht ihr damit um, selbst eine Art Kult für eure – vor allem jüngeren – Fans zu sein?
Jordan: Das wollen wir gar nicht und versuchen bestmöglich, diese Art von Vibes zu vermeiden. Wir sind ganz normale Typen, die eine Band gegründet haben, die die Leute mögen. Natürlich kann manchmal ein kultähnliches Fanverhältnis entstehen, aber das darf man nicht ausnützen oder glauben, dass man deswegen „der Shit“ ist.
Matt: Wir lieben unsere Fans, stellen uns aber auf kein Podest oder glauben, einen auf „dicke Eier“ machen zu müssen.
2019 feiert ihr euer 15-jähriges Bandjubiläum. Um es mit den Worten eurer Fans zu fragen: BMTH 4 EVER?
Matt: Hoffentlich! Wir sind so weit gekommen, also warum nicht? Wir sind Freunde, pushen uns gegenseitig und sind einfach glücklich, dass wir das machen dürfen.
Jordan: Wir haben seit Jahren die gleiche Crew und auch wenn das abgedroschen klingt, aber die Band ist wie eine Familie. Jeder hat seinen Part und es fühlt sich alles richtig an.