Special Friends Forever
Icona Pop im Interview
‚I don’t care, I love it‘ schallte es im Frühjahr aus jedem zweiten Lautsprecher. Schöpfer dieser energiegeladenen ‚Ich pfeif auf alles, ich will Spaß‘-Hymne, waren Aino Jawo (25) und Caroline Hjelt (24) aus Stockholm, die sich zusammen Icona Pop nennen. Am 25. Oktober – vier Wochen nach Veröffentlichung des ersten internationalen Albums – tritt das Duo im Flex auf. Zuvor haben sich Aino und Caroline Zeit genommen, um mit VOLUME über gebrochene Herzen, fette Partys und frustrierende Manager zu reden.
Angefangen hat alles mit einer denkwürdigen Party…
Aino: Eine schicksalshafte Begegnung – denn dort habe ich Caroline kennengelernt. Ich wollte zuerst gar nicht hingehen, weil mein Freund mich gerade verlassen hat. Aber eine gemeinsame Freundin zwang mich förmlich dazu, meinte, du musst endlich wieder ausgehen.
Caroline: Eine meiner Freundinnen sagte, sie habe Aino eingeladen, weil es ihr nicht gut ging. Also wollten wir ihr die beste Party geben, die sie je erlebt hatte.
Aino: Ist das nicht toll? Sie kannte mich überhaupt nicht und hat sich trotzdem um mich bemüht.
Ist das gelungen? War das die beste Party?
Aino: Ich habe sofort gewusst, dass das eine ganz spezielle Freundschaft wird. Wir haben die ganze Nacht geplaudert und getanzt – und auch sofort gesagt, wir sollten zusammen Musik machen. Wir fühlten uns zu der Zeit nämlich beide arg frustriert. Ich habe Caroline gleich am Tag danach angerufen und gesagt: ‚Ich komm‘ jetzt zu dir!‘ Ich habe meinen Computer und eine Flasche Wein geschnappt, wir haben uns auf ihr Sofa gepflanzt und zwei Stunden später hatten wir unseren ersten Song. Es war magisch.
Wieso wart ihr frustriert?
Caroline: Schon als Kind wollte ich immer nur Musik machen, war mit meiner Mutter oft bei Konzerten und auf Festivals. Ich hab so viel versucht: Ich habe in Bands gespielt, mit anderen Leuten Songs geschrieben, war sogar für einige Zeit in New York. Aber nichts hat sich richtig angefühlt.
Aino: Mir ging es ähnlich! Ich kann ein bisschen Klavier bzw. Gitarre spielen und habe mit 15 angefangen, mit dem Computerprogramm Cubase meine ersten Songs zu produzieren. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass mich und meinen Sound keiner verstehen kann. Bis ich Caroline kennenlernte.
Stimmt es, dass ihr in die selbe Schule gegangen seid und euch dort nicht getroffen habt?
Aino: Ja, aber ich bin ein Jahr älter als sie und wir hatten verschiedene Freundeskreise. Ich meine, das ist eine kleine Schule und ich wusste schon genau, wer Caroline ist, wir haben uns dort nur nicht kennengelernt. Aber ich fand damals schon, dass es erstaunlich ist, dass sie immer ein Lächeln auf den Lippen hat und so fröhlich und glücklich aussieht.
Wie schwer oder leicht war es, von dieser ersten Session auf Carolines Couch mit ‚I Love It‘ zu einem Welthit zu kommen?
Aino: Leicht war das sicher nicht.
Caroline: Wir waren einige Zeit in London, um als DJs zu arbeiten. Aber auch dort mussten wir viele Kämpfe ausstehen. Wir hatten erste Kontakte mit einem Label, aber dann kam ein Punkt, an dem klar war, dass wir mit diesen Leuten nicht weiterarbeiten wollen. Sie wollten nämlich alles an uns verändern. Das war schon sehr deprimierend, eine sehr düstere Zeit.
Und der erste Hit kam mit YouTube?
Aino: Mit MySpace. Wir hatten den Song ‚Manners‘ auf unser Profil gestellt, ein französisches Label hat das gefunden und wollte es veröffentlichen. Und gleich bei unserem zweiten Konzert in Schweden haben wir unseren Manager kennengelernt.
Euer Hit ‚I Love It‘ soll auf einer wahren Geschichte basieren.
Aino: Ja, aber ich sage nicht, von wem er handelt. Generell geht es darum, wie man aus einem ganz, ganz beschissenen Liebeskummer rauskommt. Wenn man zuerst glaubt, man wird nie wieder lachen können, wenn man weder essen noch sonst etwas machen kann. Und dann wacht man eines Tages auf und denkt: Verdammt, ich verdiene etwas Besseres. Es geht um den Moment, in dem sich die Traurigkeit in Wut verwandelt. Es ist ein sehr emotionaler Song.
Aber er klingt total happy. Ist diese Diskrepanz zwischen Inhalt und Sound beabsichtigt?
Caroline: Wir lieben es, unsere gebrochenen Herzen mit Popmelodien zu verkleiden, so dass es nicht zu deprimierend wird. Unser Sound ist bittersüß – schrulliger Pop mit galoppierenden Drums und verdrehten Synthesizern. Aber es gibt auch einige langsamere Songs auf ‚This Is… Icona Pop‘. Alle Leute kennen uns von ‚I Love It‘, aber sie werden überrascht sein, wenn sie das Album zum ersten Mal hören. Denn wir haben viel mehr zu bieten.
Handelt ‚Girlfriend‘, die aktuelle Single, von eurer Freundschaft?
Aino: Genau. Die Leute wissen gar nicht, wieviel uns diese Freundschaft bedeutet. Wir haben in diesen viereinhalb Jahren seit Bandgründung zusammen so viel durchgemacht – die besten und die schlimmsten Zeiten. Wir fanden, dass die Zeile ‚All I need in this life of sin is me and my girlfriend‘ aus Tupacs Song ‚Me And My Girlfriend‘ perfekt zu uns passt. Tupac hat damit zwar seine Pistole gemeint. Aber wir beziehen uns dabei auf unsere Freundschaft.
Caroline: Wir haben Tupacs Mum einen Brief geschrieben, sie um Erlaubnis gebeten, das verwenden zu dürfen. Sie mochte den Song und sagte ‚Ja‘.
Ihr tretet sehr modebewusst auf und habt auch schon auf einer Show von Michael Michalsky gespielt. Wie wichtig ist Mode für die Vermarktung von Pop?
Aino: Es geht Hand in Hand. Wenn man es richtig macht, wenn man live Klamotten anhat, die die Stimmung der Musik verstärken und weitertragen, ist das für die Zuschauer ein ganz anderes Erlebnis. Und umgekehrt: Wenn man zu einer Modenschau die richtige Musik hat, wirken auch die Klamotten ganz anders. Wir lieben Mode und tolle Stoffe – und einfach alles, was dazu gehört.
Was ist euer bevorzugter modischer Stil?
Aino: Das hängt immer vom Tag ab. Manchmal will ich mir nur einen Sack über den Körper ziehen. Und an anderen Tagen will ich ein nettes Kleid anziehen und in High Heels dahinstöckeln.
Caroline: Aber wir haben schon eine besondere Vorliebe für Straßenmode, für verrückte, kreative Outfits. Und wir lieben es, einen punkigen, rotzigen Stil mit sehr femininen Sachen zu kombinieren.
Dann sind wir gespannt, in welchem Outfit ihr das nächste Mal Wien rocken werdet. Der Flex Termin am 25.10 wurde ja leider abgesagt.