So, 30. Mrz 2014

Sachertorte statt XTC

DJ BoBo im Interview

Peter René Baumann alias DJ BoBo zählt zu den erfolgreichsten Musikern der Schweiz. Seit über 20 Jahren läuft seine Karriere wie das sprichwörtliche Uhrwerk – auch wenn heute Eurodance keine alte Sau mehr interessiert. Sein Erfolgsrezept? Sachertorte statt XTC! Das nächste Mal live am 10. April im Wiener Gasometer.

Wie oft legst du noch mit Schallplatten auf?

Meine Turntables und der Mixer sind nach wie vor in Betrieb. Nur spiele ich heute damit keinen Partysound mehr ab, sondern alte Märchenschallplatten für meine Kinder.

Und was ist mit DJ BoBo im Club?

Das letzte Mal richtig auflegen durfte ich bei einem Charity Event in Wohlen – dort, wo vor knapp 30 Jahren meine professionelle DJ-Karriere begonnen hat. 50€ Eintritt für den guten Zweck und Musik genau wie damals! Für solche Anlässe stelle ich mich gerne hinter die Decks, aber ansonsten gehört Auflegen zu meiner Vergangenheit.

Wie oft gehst du selbst noch feiern?

Überhaupt nicht! Mir reicht’s, wenn wir auf Tour sind und ich mich bei den Shows verausgaben kann. Was auch ein Grund dafür ist, dass ich nicht oft unterwegs zum Feiern bin: Als DJ BoBo unerkannt in einen Club zu gehen, ist so gut wie unmöglich – zumindest in der Schweiz. Das macht keinen Sinn…

Deine Fans nennen dich ‚King of Dance‘. Wer ist für dich der ultimative DJ-Gott?

Zu meiner Zeit waren es die Jungs von Snap!, also Michael Münzing und Luca Anzilotti, Westbam klarerweise oder der viel zu früh verstorbene Torsten Fenslau von Culture Beat. Aber soetwas ist immer generationsbedingt und ändert sich im Laufe der Zeit ständig. Niemand ist auf ewig DJ-Gott, ich schon gleich gar nicht. Mein Sohn ist jetzt elf Jahre jung und leidenschaftlicher Fußballer. Ihm versuche ich mit auf den Weg zu geben, dass es immer jemanden geben wird, der etwas besser kann als man selbst. Was aber nicht bedeutet, dass man nicht gut ist. Vielmehr geht es um die wichtige Erkenntnis im Leben, dass niemand auf ewig der Beste sein kann.

‚We can make it a better place, when we pray for freedom‘ – glaubst du selbst noch dran?

Natürlich! Ich bin ein ewiger Weltverbesserer und Träumer. Alle Menschen sind für mich gleich. Die Grundsatzeinstellung bestimmt mein Leben und funktioniert. Aber ich merke natürlich, dass diese goldene Regel in vielen Staaten nicht gilt. Trotzdem braucht es solche Träumer, Verrückte oder Fantasten wie mich, die das Gleichgewicht wieder herstellen.

Wie hat DJ Bobo beim Schweizer Volksentscheid zur Einwanderung gestimmt?

Ich war nicht bei der Abstimmung, denn es gibt keine Wahlpflicht. Im Ausland werde ich ständig zu diesem Thema befragt. Da Politik aber keine meiner Kernkompetenz ist, gebe ich dazu keinen Kommentar ab. Denn egal, was ich dazu sage, ich kann mir dabei nur die Finger verbrennen.

Themawechsel: Geht sich mit 46 noch ein ordentlicher Breakdance aus?

Leider nicht! Höchstens mit Zerrungen oder sonstigen Verletzungen. Tänzerisch kann ich mit meinen jungen Kollegen auf der Bühne nicht mithalten. Was aber nicht heißen soll, dass ich unsportlich bin. Eishockey und Fußball gehen sich auf jeden Fall noch super aus mit 46 Jahren.

Welches Verhältnis pflegst du zu unserem DJ Ötzi?

Ach, der Gerry! Uns verbindet ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Außerdem habe ich großen Respekt vor dem, was er als DJ Ötzi erreicht hat und unbeirrt weiter durchzieht.

Wie viele Menschen sind bei deinen Shows auf XTC?

Keine? Zumindest wäre mir bis jetzt nichts aufgefallen! Ich selbst habe noch nie in meinem Leben etwas angefasst. Für mich sind Leute, die sich Drogen einwerfen, bemitleidenswert und keineswegs cool. Vor allem wie die Typen bzw. Typinnen auf XTC ausschauen – wie ferngesteuerte Eichhörnchen mit riesen Pupillen. Das kann doch gar nicht cool sein!

Auch wenn noch ein wenig Zeit bis dahin ist: Welcher DJ soll auf deinem 50. Geburtstag auflegen?

Stimmt, darum sollte ich mich auch langsam kümmern. Es gibt zwar noch keinen konkreten Plan, aber vielleicht verbringe ich meinen 50. Geburtstag auf den Malediven – ohne DJ oder Party.

Während deine Kollegen aus vergangenen Eurodance-Zeiten ums Überleben kämpfen, ins Dschungelcamp ziehen oder diesen Planeten bereits verlassen haben, bist du kontinuierlich erfolgreich geblieben. Was hast du richtig gemacht?

Ich war mit meinem Sound zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe immer versucht, mich kontinuierlich zu verbessern. Denn mir war klar, dass diese internationale Erfolgswelle von Eurodance nicht ewig anhalten wird. Als der Hype vorbei war und sich der musikalische Zeitgeist wieder verändert hat, konnten nur die Musiker überleben bzw. weiter erfolgreich sein, die Qualität in den Vordergrund stellen sollten. Darum habe ich mit meinem Team sehr schnell auf hochwertig inszenierte Liveshows gesetzt. Natürlich mussten wir dafür auch mehrere Millionen investieren, um den Leuten etwas zu bieten, was sie noch nie vorher gesehen haben. Aber diese Entscheidung hat sich ausgezahlt.

Du bist gelernter Bäcker und Konditor – kannst du Sachertorte?

Jetzt nicht mehr, aber früher hatten wir Sachertorte bei uns im Sortiment. Aber wenn ich nach Wien komme im April, gibt’s Sachertorte von DJ BoBo.

Versprochen?

Ob das mit der Torte klappt, kann ich jetzt nicht hundertprozentig sagen. Aber ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass es eine sehr abwechslungsreiche Show geben wird am 19. April im Gasometer.