Probiere alles einmal aus. Oder vielleicht zweimal.
Frank Turner im Interview
Einer von den richtig Guten: VOLUME hat den wunderbaren Frank Turner getroffen, um mit ihm über seine Tattoos, das Erwachsenwerden und eine unvergessliche Nacht, die in Amsterdam endete, zu sprechen.
Anfang des Jahres hast du deine EP ‚Polariod Picture‘ veröffentlicht. Warum hast die zusätzlichen Coversongs darauf?
Wenn man eine Single nach Albumrelease auskoppelt, dann sollte zumindest etwas Bonusmaterial drauf sein – damit es sich auszahlt, das Ding zu kaufen. Prinzipiell covere ich gerne. Die Songs auf der EP sind von Freunden und Künstlern, die ich gut finde.
Seit dem Release von ‚Tape Deck Heart‘ ist gut ein Jahr vergangen. Wie zufrieden bist du damit?
Ich hasse immer, was ich als Letztes herausgebracht habe. (lacht) Aber ich denke, da geht es jedem kreativen Kopf ähnlich. Jetzt, mit etwas Abstand, finde ich das Album verdammt düster und ernst. Da ist wirklich böses Zeug drauf. (lacht)
Wann können wir mit einer neuen Frank Turner Platte rechnen?
Anfang nächsten Jahres. Wir touren viel im Sommer, aber ich arbeite schon an neuen Songs. Ich kann nur sagen, es wird die Leute umhauen. (lacht)
In dem Video zu ‚Losing Days‘ veranstaltest du eine kleine Tattoo-Session. Wie wichtig sind dir Tattoos?
Ich mag Tattoos. Obwohl sie in den letzten Jahren anerkannter wurden, haben sie etwas Outsider mäßiges. Darauf stehe ich, achte nicht mehr so oberflächlich auf mein Äußeres. Scheiß drauf, man braucht sich nicht mit einem perfekten Körper in den Sarg legen. (lacht) Ein Freund meinte: Leute, die keine Tattoos haben, sind die gleichen, die den Plastikschutz auf ihrer Couch lassen. (lacht)
Haben all deine Tattoos eine Bedeutung?
Es gibt hinter jedem eine andere Geschichte. Manche sind nur für Erwachsene, andere wiederum haben mit reichlich Alkohol zu tun. Ich meine, ich habe ein Känguru mit einem Einhorn oder die Umrisse von Texas tätowiert. (lacht)
In deinem Song ‚Photosynthesis‘ singst du übers Erwachsenwerden. Hast du ein paar Tipps, um in Würde zu altern?
Probiere alles einmal aus. Oder vielleicht zweimal. (lacht) Ich war früher eher schüchtern, bis ich begonnen habe einfach ‚Ja‘ zu sagen. Und auf einmal stehst du um 9:00 Uhr in der früh auf einem Dach in Amsterdam, nachdem du am Vorabend in London saufen warst.
Klingt nach einem guten Wochenende.
Ja das war ziemlich irre. Ich habe den Flug um 5:00 in der früh gebucht. (lacht)
In einem Interview hast du einmal gesagt, dass dein einziger Fokus im Leben die Musik ist. Sind da wirklich keine anderen Interessen?
Doch ich interessiere mich sehr für Geschichte. Aber es gibt nichts wie die Musik. Mir wurde einmal gesagt: ‚Man, you don’t give a shit about nothing. That’s Rock’n’Roll‘. Also die Antwort ist, nein, ich bin nicht so langweilig, wie das klingt. (lacht)
Was hältst du von Streamingdiensten wie Spotify oder Deezer?
Das Internet revolutioniert alles. Aber ich finde, dass in den Anfängen vieles falsch gelaufen ist. Anstatt gemeinsam eine Lösung zu finden, haben die Bands ihre Fans verklagt und die waren wiederum angepisst. Ich persönlich möchte einfach Songs schreiben, Shows spielen und die Musik unter die Leute bringen. Natürlich soll für Musiker am Ende de Tages genug überbleiben, um davon Leben zu können.
Was ist deine persönliche Formel zum Erfolg?
Man muss sich anstrengen und Ahnung von dem Bereich haben, in dem man arbeitet. Es gibt Bands, die Verträge unterzeichnen und keine Ahnung haben, was das für sie bedeutet. Ich meine, sind die völlig verrückt? In 99% der Fälle ist es besser, sich auf seinen Instinkt als auf Schwachköpfe in Anzügen zu verlassen.
Da können wir nur zustimmen. Know your Business und vergesst nicht, das Kleingedruckte zu lesen.