Viva The Underdogs!
Parkway Drive im Interview
Vor 15 Jahren veröffentlichten Parkway Drive ihr Debütalbum „Don’t Close Your Eyes“, heute spielen sie als etablierte Szenegrößen auf den größten Festivals der Welt. Nach ihrer Dokumentation „Viva The Underdogs“ folgt nun im März das gleichnamige Live-Album, auf dem sich der Australier Winston McCall in drei Bonustracks auf Deutsch versucht und diese Herausforderung überraschend gut meistert – unter anderem dank der Unterstützung von niemand Geringerem als Casper. Wie es ihm dabei ergangen ist, hat uns Winston im Interview verraten – leider nicht auf Deutsch …
Wir haben gehört, du sprichst jetzt Deutsch. Heißt das, wir können das gesamte Interview auf Deutsch durchführen?
(lacht) Oh Gott, das wäre super – aber leider nein.
Du hast also „Würgegriff“, „Die Leere“ und „Schattenboxen“ nur für „Viva The Underdogs“ auf Deutsch einstudiert?
Ja, das habe ich – aber es war eine Wahnsinnsherausforderung. Die Idee dahinter war, den deutschsprachigen Fans etwas zurückzugeben. Wir kommen jetzt seit gut zehn Jahren nach Deutschland und Österreich und können die Sprache nicht. Also habe ich mir gedacht, ich könnte diese Songs auf Deutsch singen – als eine Art Geschenk für die deutschsprachigen Fans. Ich hoffe nur, ich habe es nicht versaut.
Absolut nicht! Wie schwer ist es dir gefallen, die Songs auf Deutsch zu lernen?
Es war total schräg, das Ganze einzustudieren. Ich bin ja die originalen Texte der Songs gewöhnt – und auf einmal hat man aber ganz andere Wörter zur Musik. Ich habe pro Zeile gut drei Tage gebraucht, um den Wortlaut auf Deutsch richtig hinzubekommen. Also hat das schon mal Monate gedauert, und als ich dann wirklich angefangen habe, die Lieder zu singen, habe ich sie immer wieder deutschsprachigen Menschen vorgesungen, um sicherzugehen, dass alles, was ich singe, korrekt ist. Es war also ein sehr mühseliger Prozess, aber ich glaube, das Ergebnis kann sich hören lassen.
Werden wir die Songs bei euren Konzerten in Deutschland und Österreich auch zu hören bekommen?
Vielleicht. Wenn ich diese Lieder jetzt live singe, schießen mir immer wieder die deutschen Wörter in den Kopf. Ich würde sie sehr gerne in Deutschland und Österreich performen – „Schattenboxen“ mit Casper, der auch maßgeblich an der Übersetzung beteiligt war, würde mich besonders reizen. Und wer weiß, vielleicht hat er ja Lust, gemeinsam mit uns auf die Bühne zu gehen?
Wir würden uns freuen! Mit Wacken habt ihr eines der größten Metal-Festivals der Welt für euer Live-Album gewählt. Schaut aus, als hätten es die Underdogs wirklich geschafft, oder?
Ja, es ist wirklich unglaublich. Unser Auftritt am Wacken war meiner Meinung nach der beste, den wir je hatten. Als wir dann die Aufnahmen gehört haben, waren wir einfach nur mehr hin und weg. Die mussten wir einfach mit den Fans teilen.
Das heißt, ihr hattet nicht von vorne herein geplant, die Aufnahme als Live-Album zu veröffentlichen?
Wir hatten die Idee schon davor, aber es war geplant, die Songs von verschiedenen Terminen unserer Festivaltour zu nehmen. Doch die Aufnahme vom Wacken gibt uns perfekt wieder – die Stimmung, das Gefühl, die Fans … das ganze Set war einfach unglaublich.
Werden wir euch 2020 auch auf der einen oder anderen Festivalbühne sehen?
Leider nein. Wir haben heuer noch einige Konzerte vor uns, aber danach wollen wir uns auf ein neues Album konzentrieren. Es ist das erste Mal, dass wir keinen Druck haben, keine Deadline oder äußere Umstände, die uns zwingen, ein Album bis zu einem gewissen Zeitpunkt fertigzustellen. Also wollen wir uns Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass das neue Album Parkway Drive komplett widerspiegelt – ohne äußere Einflüsse.
Ihr habt während der Buschbrände in Australien viel Geld zur Unterstützung gemeinnütziger Organisationen gesammelt und auch selbst einiges gespendet …
Ja, es macht mich glücklich, zu sehen, wie viele Leute bereit waren, zu helfen. Keiner in unserem Heimatland hat je so eine Katastrophe gesehen. Jeder ist nur mehr verängstigt. Als das Ganze begann, waren wir gerade in Australien und haben die deutschen Songs für „Viva The Underdogs“ aufgenommen. Es war an einigen Tagen um zehn Grad heißer, als ich es je erlebt habe. Zehn verdammte Grad. Es fühlte sich an, als würde alles sterben – unser Planet, unsere Tiere, unsere Bäume. Alles, was wir haben, ist zu Asche geworden. Also an jeden, der auch nur die kleinste Kleinigkeit gespendet hat: Tausend Dank! Es bedeutet so viel.
Es ist wirklich beeindruckend, wie viele Leute bereit waren, zu helfen. Allerdings wirkte es auch ein bisschen, als würde die Regierung einfach nicht genug tun?
Ja, sehr frustrierend. Es gab bereits vor 20 Jahren Berichte, die eine solche Katastrophe vorhergesagten haben und die Regierung hat nicht darauf reagiert … oder zu spät und zu wenig. Jetzt kann man nichts mehr dagegen machen. Das einzig Positive ist, dass bis zu den nächsten Wahlen garantiert niemand diese Brände vergessen wird.
Wie stehst du in solchen schwierigen Situationen zu Menschen, die dann auf sozialen Medien „Thoughts and Prayers“ posten?
(lacht) Tja, nein, einfach nein. Ich kümmere mich nicht um so etwas. Es ist allerdings, meiner Meinung nach, immer noch besser, als gar nichts zu tun. Es ist keine Lösung, aber zumindest zeigt man Empathie. Wenn allerdings der Premierminister sagt: „Ich bete für Regen“ – dann ist das einfach zu wenig.