Ohne geht’s nicht
Cro im Interview
Auch wenn niemand wirklich weiß, wie er ohne Maske aussieht, liegen ihm Millionen von Fans zu Füßen: Cro. Mit seinem neuen Album ‚Melodie‘ und der ersten Single ‚Traum‘ hat sich der junge Raopper sofort an der Spitze der deutschsprachigen Charts festgesetzt. Im Interview mit VOLUME erzählt Carlo Waibel alias Cro, wie er sein verdientes Geld investiert, was Venedig mit seinem neuen Album zu tun hat und warum es ohne Maske nicht geht.
Die erste Single aus deinem neuen Album heißt ‚Traum‘ – wie ist das Gefühl, wenn Träume Wirklichkeit werden?
Ganz ehrlich – ich habe mir niemals erwartet, dass dieser Song gleich auf Chartplatz 1 in Deutschland, Österreich und der Schweiz geht. So richtig realisieren kann ich das alles auch noch gar nicht. Krass! Anfangs wollten wir „Bad Chick“ als erste Single aus dem Album ‚Melodie‘ auskoppeln – zum Glück habe ich mich im letzten Moment dagegen entschieden und ‚Traum‘ aus dem Ärmel geschüttelt.
Wie oft musstest du den bekannten Majorlabels oder Bookingagenturen erklären, dass du ‚independent‘ bleibst?
Mittlerweile haben diese Damen und Herren aufgegeben. Jeder weiß, dass wir unser Ding am besten alleine durchziehen. Klar gab es Verhandlungen mit diversen Partnern, wo auch jede Menge Geld im Spiel war. Ich hätte nur noch einschlagen brauchen. Aber am Ende ist kein Angebot so gut gewesen, um unsere Eigenverantwortung und Selbstbestimmung abzugeben. Das können manche Leute nicht verstehen. Müssen sie aber auch nicht…
Spielt Geld überhaupt noch eine Rolle in deinem Leben?
Zahlen auf buntem Papier haben mir noch nie viel bedeutet. Früher hatte ich gar kein Geld und keine Sorgen. Jetzt habe ich ein dickes Bankkonto und auch keine Sorgen.
Was machst du mit dem ganzen Schotter?
Ich habe einen alten weisen Mann, der mit viel Geduld und Übersicht mein Geld verwaltet – ohne großes Risiko oder super Rendite. Mein Vermögen wächst langsam aber sicher. Darum kann ich es mir auch leisten, in neue Projekte zu investieren – wie beispielsweise in unser Modelabel ‚Vio Vio‘, das natürlich nicht sofort Gewinn abwerfen kann.
Du hast übrigens Conchita Wurst vom Thron der österreichischen Charts gestoßen. Keine Manieren?
Wieso? Ist doch voll gut, oder? Das hat mir persönlich gezeigt, dass mein Song ‚Traum‘ besser ist als der, die oder das Beste aus Europa.
Welche Songs ziehst du dir gerade rein, um am Wochenende in Feierlaune zu kommen?
Natürlich ‚Rise Like A Phoenix‘ von Conchita Wurst.
Wie hat sich Cros Musik seit seinem Debüt ‚Raop‘ weiterentwickelt? Hast du auf ‚Melodie‘ etwas anders gemacht?
Viele glauben, dass ‚Melodie‘ mein zweites Album sei und verbinden damit diesen einhergehenden Druck. Aber das stimmt so nicht, ich habe schon vor ‚Raop‘ viel Musik veröffentlicht. Darum konnte ich mich voll und ganz auf mein Gefühl verlassen. Alles ist so gelaufen wie immer: Ich habe mich ans Klavier gesetzt, Melodien ausprobiert bzw. eingespielt und mir dann überlegt, welche Texte dazu passen. Natürlich musste ich darauf achten, dass ich nicht wieder die gleichen Geschichten erzähle. Aber zum Glück gibt nicht viel, was die Menschheit wirklich interessiert: Liebe positiv, Liebe negativ. Alltag positiv, Alltag negativ. Geld positiv, Geld negativ. Das war’s! Die Kunst dabei ist, diese Themen immer wieder in neue Worte zu verpacken.
‚Melodie‘ ist zum Teil in Venedig entstanden. Wie kam es dazu, wie hat dein Studioalltag dort ausgesehen und könntest du dir vorstellen, dort länger zu bleiben?
Freiwillig will ich dort nicht leben – es stinkt, fast überall sind Touristenmengen und für Leute Anfang 20 ist es stinklangweilig. Aber für mich hat das in dieser Phase der Albumproduktion super gepasst. Ich bin aufgestanden, habe Café gekocht und mir dann an einen schönen Platz in dieser doch sehr beeindruckenden Stadt gesucht, um den ganzen Tag an Reimen zu basteln. Daraus habe ich die besten Teile destilliert, um sie dann fürs Album zu verwenden.
Was machst du eigentlich um Mal richtig abzuschalten?
Da freue ich mich schon drauf: Nach meiner Albumveröffentlichung habe ich ganz drei Wochen frei. Da steht in unserem öffentlichen Arbeitskalender ‚Carlo Freibad‘. In der Zeit werde ich mich nur zwischen Basketballplatz und Schwimmbecken bewegen, um mir eine gesunde Sommerbräune zu holen.
Zum Abschluss: Wird Cro seine Pandamaske jemals ablegen, um als Carlo Waibel an die Öffentlichkeit zu gehen?
Nein, da wäre ich schön blöd! Mir gratulieren ständig Leute aus dem Showgeschäft dazu, dass ich mit der Maske meine Privatsphäre schütze und nicht ständig von wildfremden Menschen angesprochen werde – so wie die meisten meiner Kollegen und Kolleginnen. Darum bin ich mich sicher, dass ich immer mit Maske unterwegs sein werde. Vielleicht werde ich den Panda auch einmal aufmotzen – aber ohne geht’s nicht!