Mi, 5. Mrz 2014

Mozart ist schuld!

Rufus Wainwright im Interview

Rufus Wainwright ist ein umtriebiger Workaholic, Vater einer Tochter, homosexuell und glücklich mit seinem Berliner Lebenspartner verheiratet, laut Elton John einer der besten Komponisten unserer Gegenwart und bald wieder musikalisch in Österreich zugegen. Bevor er am 28. März im Museumsquartier live spielt, muss sich Mister Wainwright für eine Schnitzelaussage rechtfertigen, erklären, warum Mozart seine Wiener Premiere ruiniert hat und verraten, was er für 2014 noch alles plant.

Mister Wainwright, wir müssen ein ernstes Wörtchen reden!

Hilfe, warum?

In einem Interview hast du kürzlich behauptet, dass es im Berliner Restaurant ‚Borchardt‘ das beste Schnitzel auf dieser Welt gibt. Mit dieser Aussage setzt du dein nächstes Konzert am 28. März in Wien aufs Spiel.

(lacht) Schlimme Journalisten bzw. Journalistinnen – drehen einem immer die Worte im Mund um und bringen einen damit in akute Erklärungsnot! Also, ich versuche mich so aus der Affäre zu ziehen: Was ich sagen wollte war, dass es im „Borchardt“ das beste Schnitzel gibt – für deutsche Verhältnisse. Herausgekommen ist diese maßlose Übertreibung. Ich bin mir natürlich vollkommen bewusst, wo das Wiener Schnitzel am besten schmeckt. (lacht)

Gerade noch die Kurve gekriegt! Kannst du dich an dein erstes Gastspiel in Wien erinnern?

Allerdings! Kleiner Club, mir ist leider der Name entfallen – was auch besser ist, denn das Konzert war grauenhaft.

Warum?

Mozart ist schuld! Okay, um ehrlich zu sein lag es an meinem jugendlichen Leichtsinn. Ich wollte die Show mit der Provokation beginnen ‚Vienna, who the fuck is Wolfgang Amadeus Mozart? I am Rufus McGarrigle Wainwright!‘. Die zwei Sätze habe ich noch herausbekommen, danach war plötzlich alles weg aus meinem Kopf: Texte, Noten, Melodien. Einfach alles! Was folgte, war ein langes und peinliches Gestammel meinerseits – als ob mich Mozart mit einem Blackout für diese übermütige Aussage bestrafen wollte. Das war mir eine Lehre fürs Leben! (lacht)

Welchen Einfluss hatte Mozart auf deine weitere Karriere?

Natürlich verehre ich sein Schaffen, aber mein Lieblingskomponist ist und bleibt Franz Schubert. Er hat mein Klavierspiel maßgeblich geprägt, von ihm habe ich mir das Komponieren abgeschaut. Auch die Werke Beethovens haben mich beeinflusst. Aber ich muss noch einmal festhalten: Rufus Wainwright ist ein absoluter Fan von Franz Schubert!

Du hast gerade das Doppelalbum ‚Vibrate‘ veröffentlicht, eine Werkschau aus den letzten 15 Musikjahren von Rufus Wainwright. Was sind deine persönlichen Highlights aus dieser Zeit?

Ohne hier in einem österreichischen Medium schleimen zu wollen. Dass ich 2012 in der Wiener Staatsoper auftreten durfte, bleibt unvergessen – außer, ich bekomme Alzheimer. Meine Liebe zur Oper ist kein Geheimnis. An Wien schätze ich diese geniale Mischung aus konservativen Werten

und modernem Freigeist. Sonstige Highlights? Die erste Begegnung beim Konzert in der Berliner Passionskirche und die daraus resultierende Hochzeit mit meinem Lebenspartner Jörn Weisbrodt, die Geburt meiner Tochter Viva oder die Freundschaft zu Elton John, der mir in einer sehr schweren Zeit zur Seite stand. Denn so abgedroschen es auch klingt: Das Leben kann nicht nur aus Sonnenschein bestehen. Der qualvolle Tod meiner Mutter Anfang 2010 war ein sehr einschneidendes, dunkles Erlebnis. Zusammen mit Martha (Anm. d. Red.: Schwester von Rufus Wainwright) habe ich ihr Krebsleiden bis zuletzt miterlebt, was natürlich keineswegs einfach für uns beide war und Spuren hinterlässt. Aber ich bin auch dankbar für diese Zeit, denn ich habe damals erst so richtig verstanden, was für eine großartige Frau und Musikerin meine Mutter wirklich war.

Um wieder nach vorne zu schauen: Was steht 2014 alles auf deinem Programm? Außer den bereits bestätigten Auftritten in Österreich…

Mein Plan ist es, mich ein wenig aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen, um mehr Zeit für meine Tochter und meinen Lebenspartner zu haben.

Sagt ein umtriebiger Workaholic wie Rufus Wainwright…

Ich weiß, das klingt wenig überzeugend bzw. realistisch. Meine Tochter Viva wohnt bei ihrer Mutter Lorca (Anm. d. Red.: Lorca Cohen, Tochter von Leonhard Cohen) in Los Angeles. Natürlich versuche ich so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Nur ergibt sich bei meinen Aufenthalten

in Hollywood fast zwangsweise auch immer ein Arbeitsengagement, zu dem ich einfach nicht Nein sagen kann. Weniger Konzerte, dafür viel Filmmusikproduktion – genau mein Ding und ein echter Teufelskreis, dieses Arbeiten. (lacht)

Außerdem sollen ja auch gemeinsame Shows mit Robbie Williams dieses Jahr anstehen?

Stimmt, während der Zusammenarbeit beim Song ‚Swing Both Ways‘ hat es zwischen mir und Robbie Williams ordentlich gefunkt. Darum wird etwas passieren diesen Sommer! Was? Einfach überraschen lassen…

Suprise, Suprise! Vielleicht kannst du ja bei deiner Show am 28. März im Wiener Museumsquartier schon mehr erzählen. Bis dann!