So, 21. Okt 2012

Mia. im Interview: Licht an für 15 Jahre Mia.

Stolze 15 Jahre sind jetzt Mia. eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Bands überhaupt. Mit ihrem neuen Album sprechen die Berliner um Frontsängerin Mieze ‚Tacheles‘ und feiern mit uns am 24.11. im Wiener Gasometer ihr Bandjubiläum. VOLUME hat sich zu diesem Anlass Schlagzeuger Gunnar geschnappt, um mit ihm kurz darüber zu schnacken, warum das aktuelle Album so düster geraten ist und warum er lieber Schlagzeug spielt als zu singen.

Gunnar, laut eurer Plattenfirma hört man Mia. das ‚Berlin‘ an. Wie ist das gemeint?

Das haben wir uns auch gefragt. Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht. Wir kommen zwar aus der deutschen Hauptstadt, machen aber keine Musik mit Mundart bzw. Berliner Schnauze.

Fühlt ihr eine spezielle Verbindung zur Musikszene in Berlin?

Klar, teilweise arbeiten wir auch an unterschiedliche Projekte mit befreundeten Künstlern aus unserer Umgebung.

Euer aktuelles Album heißt ‚Tacheles‘ und ist bereits im März erschienen. Wie würdet ihr die Platte in eurer Diskographie einreihen?

‚Tacheles‘ lässt sich nicht mit unseren bisherigen Veröffentlichungen vergleichen. Vom Beginn an sind wir die Platte anders angegangen. Vor den Aufnahmen hatten wir eine über einjährige Pause und sind damit aus dem festen Album-Tour-Album- Zyklus herausgefallen. Zuvor sind die Texte auf Tour entstanden. Es gibt das Sprichwort ‚Für das erste Album hat mein sein Leben lang Zeit, für das zweite ein paar

Wochen‘. So war das bei uns auch. Es gab keinen Zeitdruck und deshalb ist das neue Album ein Schritt zurück zu unseren Wurzeln. Bevor wir ins Studio gegangen sind, standen wir mit leeren Händen da. Zusammen haben wir bei Null angefangen und die Platte dann zusammen geschrieben – was bedeutet, dass wir ganz anders miteinander umgehen mussten. Das passt dann wiederum ganz gut zum Plattentitel.

Ist das auch ein Grund wieso ‚Tacheles‘ düsterer klingt als die Alben zuvor?

Jein! Es war schon vorher klar, dass das Album ein wenig dunkler wird als sonst. Wir sind ja schon eine Band, die immer miteinander redet und sich austauscht. Auch während der Pause. Wir haben dieses Mal auch ganz bewusst entschieden, dass wir einen dunklen Moment auch dunkel lassen. Bis dato haben wir uns als Band verstanden, die das Lebensbejahende ver- bzw. betont. Wenn es zuvor düstere, melancholische Momente gab, haben wir immer versucht, selbst noch da einen Lichtschacht einzubauen. Das haben wir dieses Mal weggelassen. Wir sind sehr froh darüber, dass wir das so gemacht haben.

Kannst du dich noch daran erinnern als bei eurem Auftritt im Flex der Strom ausgefallen ist?

Natürlich kann ich mich erinnern! Wir haben drei Shows im Flex gespielt, weil wir den Laden total geil finden. Bei unserem ersten Auftritt war es jedoch so, dass die Vorband bereits gespielt hatte, wir schließlich auf die Bühne wollten und dann – ZACK! – ging plötzlich das Licht aus. Alles war dunkel. Im ganzen Stadtviertel war der Strom ausgefallen. Die Leute mussten dann raus und ich habe nur noch das Bild im Kopf wie Mieze auf den Tourbus geklettert ist, um die Leute anzuflehen, dass sie nicht nach Hause gehen sollen. Irgendwann ist das Licht dann tatsächlich wieder angegangen und Mia. hatten eines der besten Konzerte überhaupt.

Bitte einmal Hand aufs Herz: In welchen Situationen nervt es besonders, dass sich fast alles um eure Frontfrau Mieze dreht?

Wenn jemand von unserer Band spricht, dann meint er natürlich immer in erster Linie Mieze. Das ist aber völlig normal und bei anderen Bands doch auch so. Bei Die Ärzte ist das ein bisschen anders, aber selbst da konzentriert sich mehr auf Farin und Bela. Deswegen bin ich aber auch Schlagzeuger: Ich bin froh, hinter der Band zu sitzen. Genauso hat Mieze die Möglichkeit – wenn sie die Schnauze voll hat – ihre eigene Band zu gründen, Bass zu spielen oder irgendwo als Backgroundsängerin mitzuwirken. Keiner von uns muss sich beschweren. Schon gar nicht in Hinsicht auf Aufmerksamkeit.

Euch gibt es jetzt seit 15 Jahren. Abgesehen von eurer Tour: Feiert ihr das?

(lacht) Nein, nicht wirklich. Wir freuen uns aber sehr auf die Tour!

Wir uns auch! Bis zum 24. November.