Marilyn Manson im Interview
Böser guter Junger
Agent Provocateur und Schockrocker Marilyn Manson hat sein aktuelles Album ‚Born Villain‘ getauft – auf Deutsch ‚Bösewicht von Geburt‘. Dabei klingt der Sound des 43jährigen Darstellungskünstlers so zugänglich, spannend und abwechslungsreich wie schon lange nicht mehr. Warum? Das kann Marilyn Manson selbst erklären bzw. am Nova Rock präsentieren.
Dein neues Album heißt ‚Born Villain‘ – ist Marilyn Manson selbst ein ‚geborener Bösewicht‘?
Zumindest identifiziert sich Marilyn Manson mit dem, was die Leute einen Bösewicht oder einen Rebell nennen. Denn ich bin wie ein unerzogener Hund, der ständig auf den Teppich scheißt. Andere müssen den Mist saubermachen bzw. mir aus der Patsche helfen – was nicht unbedingt immer die schönste Beschäftigung ist. Warum auch immer, aber meine engsten Freunde akzeptieren mich glücklicherweise mit allen meinen Macken und sehen das Gute in mir. Und genau das soll der Albumtitel reflektieren: Du kannst Menschen nicht bzw. nur schwer verändern, aber an die Selbsterkenntnis appellieren und ihre guten Seiten fördern – diesen Prozess habe ich gerade durchlebt.
Was passiert, wenn du mal richtig böse wirst?
Wenn ich auf die Bühne gehe, singe bzw. schreie ich laut herum, zerstöre irgendwelche Sachen, führ mich auf, trage verrücktes Make-up und so weiter. Das ist Leidenschaft, kein Zorn. Am gefährlichsten ist es, wenn ich ganz ruhig und gefasst bin. Dann kann es nicht mehr lange dauern, bis Marilyn Manson explodiert. Fast wie Patrick Bateman aus dem Film ‚American Psycho‘, mit dem Unterschied, dass ich kein Soziopath bzw. Serienkiller bin.
Abgesehen von Patrick Bateman – wer sind deine Lieblingsschurken?
Ganz weit vorne dabei ist ‚Ming der Grausame‘ aus der Comicreihe ‚Flash Gordon‘. Außerdem bin ich begeistert von der biblischen Figur ‚Lucifer‘, den viele mit Satan verwechseln bzw. gleichsetzen – das stimmt aber nicht. Lucifer war ein Engel, der aus dem Himmel rausgeschmissen wurde, weil er sich mit Gott angelegt hat. Cool, oder? Außerdem bin ich großer Fan der TV-Serie ‚Dexter‘.
Weg von den bösen Jungs, zurück zu deinem aktuellen Sound – welche Emotionen stecken in ‚Born Villain‘?
Auf den zwei vorhergehenden Alben (Anm d. Red.: ‚Eat Me, Drink Me‘ und ‚The High End of Low‘) wollte ich, dass die Hörer die gleichen Gefühle haben wie ich. Das war verwirrend und nicht nett, denn ich habe mich damals wie Scheiße gefühlt. In den letzten Jahren hat sich vieles zum Guten entwickelt, jetzt bin ich entspannter. Bei ‚Born Villain‘ habe ich den Entstehungsprozess extrem genießen können, weil ich Songs schreiben wollte, die Menschen erreichen und anregen.
Ob dir das gelungen ist, sehen und hören wir dieses Jahr beim Nova Rock Festival – deine Botschaft für ein besseres 2012?
Ich bin kein Mentaltrainer, auch kein Philanthrop oder Weltverbesserer – ich habe schon genügend Probleme beim Unterhosenwechseln. Darum: Leben und leben lassen.
So soll es sein – bis bald in Nickelsdorf.