Kasabian im Interview - 21st Century Rock n´Roll
Während andere den Feiertag genießen und gepflegt ihren Rausch vom Vorabend ausschlafen, telefoniert VOLUME am frühen Morgen mit Chris Edwards von Kasabian. Das ist auch gut so, denn erstens gastiert die vierköpfige Bandformation aus Leicester heuer beim Frequency Festival (Donnerstag, 20.08., Race Stage) und zweitens gehört ihre neue Scheibe „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ zu den ganz großen Rockerlebnissen im Musikjahr 2009. Hinzu kommt drittens: Kasabian feiern mit ihrem Auftritt in St. Pölten ihre Österreich-Premiere. Ein Feiertagsgespräch über die Kirche, Irrenanstalten und Rock’n’Roll des 21. Jahrhunderts.
Grüß Gott an Christi Himmelfahrt. Wenn wir heute schon mal dabei sind: dein Bezug zur Kirche?
Nicht wirklich existent. Ich bin nicht religiös aufgewachsen und habe bis jetzt keinen Zugang zu dieser Glaubensform gefunden. Sorry. Aber das kann ja im Alter noch werden, vielleicht überkommt mich ja der Heilige Geist eines Tages.
Bevor das passiert, reden wir in der Zwischenzeit mal über euer neues Album. „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ – wie kommt man bitte auf so einen Namen?
Den haben wir von einer Irrenanstalt in Leeds geklaut. Die Anstalt ist schon lange geschlossen, darum geht das mit dem Namenklau auch okay. Dort wurden im 18. Jahrhundert die armen, durchgeknallten Sandler weggesperrt. Wenn wir zu dieser Zeit gelebt hätten, wer weiß, vielleicht hätten sie uns damals auch dort hingebracht. Darum heißt die Platte so.
Von arm kann bei Kasabian aber keine Rede sein. Wie Sandler seht ihr auch nicht aus.
Stimmt, Multimillionäre sind wir aber auch keine. Dafür bekommen wir das mit dem Durchgeknallen ganz gut hin.
Kann ich mir vorstellen. Was nicht jeder nachvollziehen kann: Wie ist das Gefühl als Musiker sein fertiges Album aus dem Presswerk geliefert zu bekommen? Vor allem, wenn es kurz danach auf dem 1. Platz der englischen Charts landet?
Ehrlich, da fehlen mir selbst ein wenig die Worte. Großartig, für seine musikalische Arbeit so eine Belohnung zu bekommen: Die Platte verkauft sich hervorragend und das Feedback von den Hörern ist so gut wie bei keiner unseren vorhergehenden Alben. Klar fällt dir da irgendwo tief in deinem Inneren auch ein riesen Stein vom Herzen. Wir machen uns nichts aus dem ganzen Medienrummel, aber die Erwartungshaltung bei der Produktion war nicht ganz ohne. Schließlich haben wir davor bereits mit „Empire“ eine Nummer eins abgeliefert.
Alles gut gelaufen und dick im Geschäft! Habt ihr ein Erfolgsgeheimnis?
Kein Geheimnis, aber eine offene Einstellung gegenüber den verschiedenen Spielarten von Musik. Okay, es muss nicht unbedingt die Schlagerhitparade oder walisische Folklore sein. Aber unsere iPods sind voller Überraschungen: Da trifft Ennio Morricone auf DJ Shadow, nach Ray Charles läuft Kraftwerk und Rage Against The Machine ist sowieso verpflichtend in der Playlist. Wir wollen mit unserem eigenen Sound versuchen, diese doch sehr unterschiedlichen Einflüsse zu vereinen. Was uns so einzigartig macht ist, diese Mischung aus verschiedensten Musikstilen.
Was ja nachweislich auch funktioniert. Solche Erfolge bringen aber genauso eine gewisse künstlerische Verantwortung mit sich. Wie fördert ihr den Musiknachwuchs?
Wir haben in unserem Vorprogramm ständig junge Bands, denen wir helfen wollen, erste Erfolgserlebnisse zu feiern – indem sie mit uns vor einem großen Publikum spielen können. Letzte Woche hatten wir beispielsweise die Band Dark Horses aus Brighton mit auf Tour. Sehr empfehlenswert und noch blutjung!
Apropos Empfehlung: Was ist dein persönlicher New Hot Shit im Jahr 2009?
Mein persönliches Highlight der Musiksaison kommt aus Bristol und heißt Malakai. Es gibt bisher nur eine EP, die ist dafür der Oberhammer. Passt in keine Schublade, einfach zu heiß.
Danke zwar für den Tipp, aber in Wahrheit sind wir doch noch ein wenig sauer! Wie konnte es so lange dauern, bis ihr endlich den Bühnenweg nach Österreich gefunden habt?
Wir können nichts dafür, Ehrenwort. Label, Management und der übliche Wahnsinn haben ein früheres Gastspiel verhindert. Jetzt freuen wir uns umso mehr aufs Frequency Festival und blasen euch den Sound um die Ohren, auf den ihr so lange warten musstet: Rock’n’Roll des 21. Jahrhunderts, live und direkt von Kasabian. Ist das etwa keine fette Entschädigung?
Und was für eine! Wir freuen uns schon auf die Frequency Musikfeiertage.