Kaizers Orchestra im Interview: Mystik mit Gasmaske
Kaizers Orchestra ist eine norwegische Ausnahmeband, die mit Violeta I den ersten Teil einer Trilogie herausbringt. Ganz heißer Musikscheiß, der verspricht, das Opus Magnum des Kaizers Orchestra zu werden.
Manager: Hey, Janove (Anm: Der Sänger) ist nur kurz frische Luft schnappen. Kein Problem, oder?
Nein, kein Stress. Blöde Frage: Wie wird man eigentlich Manager von so einer Band? Hast du sie gesehen, und warst gleich begeistert?
Manager: Ich habe Wirtschaft studiert, bin dann aber rein zufällig ins Konzertbiz hineingerutscht. Als ich damals Kaizers Orchestra gesehen habe, wollte ich sie sofort managen. Hervorragenden Kaffee habt ihr hier in Wien!
Janove kommt zurück. Der Manager verläßt den Tisch.
Janove: Hey, dich kenn ich!
Ich habe eine Band, die Soupshop heißt – vielleicht von einem Festival?
Janove: Cool! Wahrscheinlich. Endlich einer, der was von Musik versteht.
Euer neues Album ist ein dreiteiliges Konzeptalbum. Du hast in zehn Tagen 30 Songs geschrieben, die eine Geschichte erzählen. Welche?
Die Geschichte handelt von dieser Familie – Frau, Mann und eine kleine Tochter, Violeta. Sie leben gemeinsam, aber der Mann hält das Leben mit seiner Ehefrau Beatrice nicht aus. Also nimmt er seine Tochter und versteckt sich mit ihr. Er verlässt Beatrice, die ab dann einsam in ihrem Haus lebt und nur noch weint und trinkt. Sieben Jahre lang verlässt sie das Haus nicht und füllt Kübel mit ihren Tränen – jedes Jahr einen. Nach sieben Jahren hat sie dann sieben Kübel voller Tränen. Zu guter Letzt entschließt sie sich, auf die Suche nach ihrem Mann und ihrer Tochter zu gehen, um sich zu rächen. Nun, das ist die Geschichte. Dreißig Songs, dreißig Texte und alle sind wie Szenen in einem Film aufgebaut. Alles passiert wie in einer anderen Welt, irgendwie real aber auch Abstrakt, träumerisch. Zum Beispiel Mutter und Tochter haben dieselbe Gabe, dass die Mutter im Garten ihre Träume und Visionen pflanzen kann, und diese können dann von der Tochter gepflückt und geteilt werden.
Ziemlich abgefahren. Fragt man dich in diesem Zusammenhang nach Drogenerlebnissen?
(Lacht) Öfter, aber die Leute wissen meistens nicht, wie es in Norwegen ist. Da ist die Realität immer mit etwas mystischem verbunden, es ist so nebelig und dunkel, das regt zum Träumen und Fantasieren an.
Du hast gemeint, dass die Songs wie Filmszenen sind, und auch eure Videos sind sehr cineastisch. Welche Regisseure sprechen dich an, beziehungsweise inspirieren dich?
Tim Burton, David Lynch, die Coen Brüder, Quentin Tarantino, und Emir Kusturica. Es geht um etwas, was cool ist, aber die Realität nicht als monolithisch unverrückbar darstellt, sondern mit unseren Wahrnehmungen und vorgefassten Meinungen spielt.
Auch euer Artwork und euer Merch sind irgendwie mystisch, magisch und etwas daneben.
Ja, klar. Es ist alles ein Gesamtkunstwerk, es soll nicht nur gut klingen, und gute Texte haben, sondern auch optisch dazu passen.
Was hat es mit der Gasmaske auf sich, die quasi euer Logo ist?
Wir haben etwas gebraucht, was uns sofort wiedererkennbar macht, was nicht jede Band hat. Und eines Tages hab ich so eine alte Gasmaske am Flohmarkt gefunden. Und der Grafiker hat dann daraus eine Bandikone gemacht. Und die Helge auf der Bühne immer trägt.
Ihr seid mittlerweile auch bei uns als großartige Liveband bekannt, aber das war nicht immer so. Als ihr das erste Mal auf Europatournee wart, kannte euch praktisch niemand. Trotzdem konntet ihr das Publikum auch damals innerhalb von zwei bis drei Songs auf eure Seite ziehen. Was ist das Geheimnis?
Ich mache das, was ich mache, sehr gerne. Manchmal ist das Publikum, auch heute noch, ängstlich, hält sich zurück. Aber da sage ich ihnen: Hey, ihr braucht keine Angst vor uns zu haben! Wir sind Profis, wir wissen was wir tun. Es wird euch nichts anderes passieren, als ein verdammt geiles Konzert…
Na dann freuen wir uns auf den 2. April mit euch im Wiener Gasometer. Bis dahin: laut bleiben!