Jet im Interview - Flying High Again
Live am 20. August beim Frequency Festival: Die Band Jet kennt jeder – zumindest seit ihrem Smashit ‚Are You Gonna Be My Girl‘. Mit diesem Song und dem dazugehörigen Debütalbum ‚Get Born‘ konnten die Brüder Nic und Chris Cester, Cameron Muncey und Mark Wilson den großen Durchbruch im Rockzirkus feiern. Mit ihrem Nachfolger ‚Shine On‘ ist das australische Quartett beinahe wieder abgestürzt. Chris Cester im Interview über ihr drittes Album plus Sex, Drugs and Rock n´Roll
Euer Song ‚Are You Gonna Be my Girl‘ ist zu einem allgegenwärtigen Indie-Ballerman mutiert. Könnt ihr dieses Ohrwurmmonster überhaupt noch hören bzw. spielen?
Was willst du? Dieser Song ist ein neuer Teil unseres Körpers, wie eine zusätzliche Hand oder eine drittes Bein! Das Beste, was uns als Band passieren konnte. Du hast wohl eine Überdosis davon abbekommen, oder was?
Ein bisschen, aber ist ja nicht so, dass es keine neuen Songs von JET zu hören gäbe – eure Platte ‚Shaka Rock‘ ist fertig und steht in den Verkaufsstartlöchern. Wie konnte das passieren?
Ganz im Ernst – es wäre gelogen zu behaupten, wir als Bandkollektiv hätten mit unserem zweiten Album ‚Shine On‘ eine leichte Zeit gehabt. Die Platte war düster, Themen wie Verlust oder Tod im Sound unüberhörbar. Unser Vater ist 2004 an Krebs gestorben. In diesem Bandlebensabschnitt haben wir uns alle generell viel zu sehr damit beschäftigt, wie man sich mit Drogen abschießt und absolut schlechtes Benehmen an den Tag gelegt. Unsere Flucht aus dem gesellschaftlichen Leben und dem Alltag. Gar nicht gut! Aber wir waren damals alle total am Ende, wollten schon aufhören
Entschuldigung, alle schon gehört. Aber wie kommt dann wirklich eine neue Platte zu Stande, wenn der Absturz schon so nahe war?
Indem man sich als Bandfamilie auf das Wesentliche, die Musik, konzentriert. Dann falschen Weggefährten – Lanels, Managern oder Produzenten – den Laufpass gibt und gemeinsam wieder bei Null beginnt. Ohne schlechten Einfluss von außen, dafür in einem starken Umfeld. Nur wir als Band: Nic, Chris, Cameron und Mark.
Und wo hat die Wiedergeburt von JET stattgefunden?
Das Album ist in Austin, Texas, entstanden. Drei Monate haben wir insgesamt daran gearbeitet, dabei zum ersten Mal mit Samples experimentiert. ‚Shaka Rock‘ ist unser persönliches Ergebnis. Bevor die Platte nicht nach unseren gemeinsamen Vorstellungen im Kasten war, haben wir sie niemandem vorgespielt. Wir haben endlich wieder selbst die Kontrolle darüber, was mit unserer Musik passiert. Mitterlweile sind wir bei einem neuen Label unter Vertrag und freuen uns wie verrückt auf unsere Liveshows.
Ab jetzt immer drogenfrei und höflich?
Unsere Stimmung und unser Benehmen haben sich deutlich gebessert, versprochen! Was das andere betrifft. Wenn wir konsumieren, dann nur noch, wenn die Stimmung und der Zeitpunkt passen. Nicht mehr aus dem Grund, um Gefühle auszublenden und vor der Realität zu fliehen.
Warum können Rocker nicht die Finger von berauschenden Substanzen lassen? Zerstört das nicht auf Dauer die Musikseele?
So schlimm ist es im Rockgeschäft auch nicht. Es gibt genügend Bands, die nüchtern durch die Musikwelt gehen. Aber wenn du mich fragst – und dafür werden mich die Eltern unserer Fans jetzt vielleicht hassen – ich glaube, dass manche Drogen, lega oder illegal, der Musik überhaupt erst eine Seele verleiehen.
Was ist die beste Droge?
Musik an sich ist meiner Meinung nach die beste Droge, die es auf der ganzen Welt gibt.
Und die schlimmste?
Die gibt es auch überall und wartet an jeder Ecke auf dich: Frauen. Aufpassen Männer, nichts da draußen macht abhängiger.
Danke für diese nachhaltige Suchtprävention. Auf Wiederhören beim Frequency Festival.