Hurra, die Spinne brennt!
Parov Stelar im Interview
Mit „The Burning Spider″ befreit sich Marcus Füreder alias Parov Stelar vom angestaubten Electroswing. Er hat jetzt den Blues. Und das ist auch gut so: Der Oberösterreicher mit Wahlheimat Mallorca wirkt so tiefenentspannt wie schon lange nicht mehr! Was sein Sohn vom neuen Sound hält, wo „The Burning Spider″ entstanden ist, wie er sich eine Schauspielkarriere vorstellt und noch viel mehr, verrät Parov Stelar jetzt im Interview – kurz vor seiner einzigen Österreichshow 2017 auf der Burg Clam.
Beim letzten Album war es Donald Duck Musik – was hält der Sohnemann von „The Burning Spider″?
Er hat sich bis dato noch nicht dazu geäußert. Ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist, kann ich nicht beurteilen. Sein Hauptaugenmerk während der Produktionszeit lag darauf, mit mir „Mensch ärgere Dich nicht″ zu spielen.
Mal ehrlich: Wie einfach ist es, mit der geliebten Frau gemeinsam an seinem Kunstprojekt zu arbeiten?
Ein romantischer Kampf und jedes Mal aufs Neue ein heilender Prüfstein für die Beziehung! Lilja und ich kennen uns in und auswendig, darum wird nicht groß um den heißen Brei herum geredet. Ganz im Gegenteil: Für Scheiße gibt es keinen Applaus! Dieses ehrliche Feedback ist unglaublich wertvoll. Denn am Ende können wir beide stolz sein, wenn etwas nach unseren gemeinsamen Vorstellungen entsteht. Der Song „Step Two″ vom aktuellen Album ist der beste Beweis.
Wie würdest du deine eigene Kritikfähigkeit beschreiben?
Was Musik betrifft, bin ich absoluter Perfektionist. Kritik anzunehmen, ist nie einfach – zumindest nicht für mich. Es tut im ersten Moment weh! Doch nur wer kritikfähig bleibt und bereit ist, für seine Kunst zu leiden, kann sich verbessern. Honig ums Maul alleine reicht leider nicht!
Wie froh bist du, dass die „Demon Diaries″ jetzt geschlossen sind?
Sehr froh! Auch wenn das Album kommerziell erfolgreich war, distanziere ich mich von „Demon Diaries″. In dieser Zeit bin ich nicht freiim Kopf gewesen. Mir hat die Inspiration gefehlt, was meiner Meinung nach auch deutlich hörbar ist. Bevor ich „The Burning Spider″ auf die Welt bringen konnte, musste ich zwischendurch alles bis dahin Produzierte vernichten. „Beauty Mark″ hat als einziger Song diesen Befreiungsschlag überlebt und es auf das Album geschafft.
Wie viel Druck liegt auf „The Burning Spider″, ein erfolgreiches Album zu werden?
Druck? Jeder Künstler oder jede Band wird immer an dem vorhergehenden Erfolg oder Misserfolg gemessen. Dieses Spielchen kenne ich mittlerweile gut genug. Jetzt bin ich viel eher aufgeregt, was mit „The Burning Spider″ noch alles passieren kann, weil ich persönlich seit langer Zeit wieder Freude an einem Album von mir habe. Da steckt mein ganzes Herz drin. Ungelogen, ich kann mir das Album immer und immer wieder anhören.
Mallorca, Mairhof oder ganz woanders – wo und wie ist der neue Sound von Parov Stelar entstanden?
„The Burning Spider″ habe ich fast zur Gänze auf Mallorca produziert. Meer und Sonne haben mit Sicherheit ihren Beitrag zu diesem guten Album geleistet.
„Der Mut, die eigene Arbeit zu verändern, unterscheidet einen Künstler von einem Produzenten.″ – Warum ist es genau jetzt an der Zeit, neue musikalische Wege zu gehen?
Der Satz stammt aus einem Interview mit mir, oder?
Ja, das hast du vor circa einem Jahr gesagt.
Es gab nie diesen einen besonderen Moment. Dass ich musikalisch neue Wege einschlagen wollte, hat sich bereits in den letzten Jahren abgezeichnet. Mit „Electroswing″ hätte ich mir wohl auch weiterhin eine goldene Nase verdienen können. Geld alleine war aber noch nie meine Motivation.
Lightnin Hopkins, Muddy Waters oder Stuff Smith – wie ist es, mit Toten zusammenzuarbeiten?
Diese Künstler haben sich mit ihrer Musik unsterblich gemacht. Darum versuche ich das Feuer für das 21. Jahrhundert zu bewahren – nicht die Asche.
Für das Video zum Titeltrack hast du Szenen aus dem Film „Spiele Leben″ verwendet. Wie ist es um die eigene Schauspielkarriere bestellt?
Schuster bleib bei deinen Leisten bzw. Musiker bleib auf deiner Bühne! In meinem Umfeld arbeitet der ein oder andere Freund als Schauspieler. Daher weiß ich, wie anstrengend dieser Beruf sein kann. Nein danke! Höchstens als Leiche in einem Tatort. Vielleicht!
Apropos Bekanntenkreis: Wie steht es um die Freundschaft mit Robbie Williams?
So ehrlich bin ich: Der Kontakt ist abgerissen. Ich habe damals Sound geliefert, Robbie und sein Management wollten aber fürs neue Album eine andere musikalische Richtung gehen. Fair enough! Nur muss ich ganz ehrlich sagen, dass ein Robbie Williams mehr kann, als er auf „Heavy Entertainment Show″ dann von sich hören hat lassen. Ihm würde es mit Sicherheit auch nicht schaden, wenn er sich in Zukunft ein wenig mehr traut.