Himmel und Hölle, Judas, Frieks und Lou Asril
Lou Asril im Interview
Vor gut einem Jahr erschien Lou Asril erstmals auf der Bildfläche der heimischen Szene und hinterließ mit seiner Debütsingle „Divine Goldmine“ gleich mal einen bleibenden Eindruck. Es folgten Auftritte bei den Amadeus Austrian Music Awards, Einladungen zu Festivals wie dem Popfest und nun auch endlich sein erstes Minialbum: „louasril“, sechs Songs, die von Selbstfindung, Selbstakzeptanz und Sex erzählen. Über seine neuen Songs und seinem Umgang mit der Öffentlichkeit, haben wir mit dem sympathischen (erst 19-jährigen) R&B-Shootingstar aus Niederösterreich gesprochen.
Dein erstes Minialbum erscheint diese Woche, die ersten Songs davon erschienen jedoch bereits vor einem Jahr. Woran hast du festgelegt, dass jetzt die richtige Zeit zum Veröffentlichen ist?
Sagen wir mal, ich glaube, jetzt ist ein guter Zeitpunkt zu veröffentlichen. (lacht) Es war alles gemischt, ich habe viele Gespräche mit mir selbst geführt, mit meinem Management, meiner Familie. Und es ist ungefähr ein Jahr nach meiner Debütsingle, deswegen glaube ich, passt das ganz gut.
Wieso bevorzugst du es, ein Minialbum anstatt einer EP zu veröffentlichen? Wo liegt für dich der Unterschied?
Für mich liegt der Unterschied darin, dass ich ein Minialbum mit einem übergreifenden Thema verbinden kann. In diesem Fall ist das Selbstfindung und Selbstakzeptanz, und auch Sex ist ein großes Thema bei mir. Darum dreht sich „louasril“ und verbindet sie hoffentlich alle irgendwie unter einem Hut. Ich möchte auf jeden Fall eine zusammenhängende Geschichte erzählen – ich finde es voll schön, wenn man durch etwas Größeres irgendwie auch etwas Kleineres erzählen kann.
Können wir dann in nächster Zeit auf ein vollständiges Album hoffen?
Ich hoffe selbst darauf, aber ich kann es nicht bestätigen. Es sind auf jeden Fall andere Sachen in Arbeit, mal schauen was passiert.
Du möchtest, dass deine Musik von den HörerInnen selbst interpretiert werden kann. Wie würdest du auf eine Interpretation reagieren, die dich überhaupt nicht widerspiegelt?
Es gibt keine Missinterpretationen, wenn du etwas interpretierst, dann interpretierst du das halt so. Ich fühle mich deswegen nicht missverstanden, du hast das einfach so aufgefasst. Mir sind allgemein noch nicht so klare Definitionen untergekommen, eher einfach Eindrücke. Etwas, mit dem ich gar nichts anfangen konnte, ist mir noch gar nicht passiert, beziehungsweise habe ich noch gar nicht so viele Interpretationen gehört.
Würdest du das gerne?
Schon ja. Aber echt und auf persönlicher Ebene. Also wenn man mich sieht oder einfach quatscht, dann höre ich das sehr gerne, es muss aber nicht unbedingt sein. Sollte es sich ergeben, dann finde ich allerdings voll schön, wenn jemand seine Eindrücke mit mir teilen möchte.
In deinen Songs finden sich immer wieder religiöse Motive. Bist du selbst religiös oder verwendest du Begriffe wie Himmel und Hölle nur als Verbildlichung?
Ich verwende das hauptsächlich als Verbildlichung.
Also glaubst du selbst nicht an den Himmel?
Ich denke jetzt nicht, dass es über uns einen „magischen“ schwebenden Ort in den Wolken gibt, an ein grundsätzliches Leben nach dem Tod glaube ich aber schon. Mit der Verbildlichung selbst meine ich allerdings eher ein Gefühl in dir drinnen – manchmal fühlt man sich, als wäre man im Himmel, manchmal fühlt man sich als wäre man in der Hölle.
Du singst zum Beispiel in „Heaven“ von „down to the devil“ bis hinauf zum Himmel, kann man dies dann eher als den Wechsel zwischen „himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt“ verstehen?
Mit dem Song generell verbinde ich den Gedanken, dass ich für mich einfach sehr schnell akzeptiere, was passiert ist, und dann weitergehe – sowohl die positiven Situationen, den Himmel, als auch die negativen Situationen, die Hölle. Oder auch umgekehrt, etwas Positives, die Hölle, etwas Negatives, der Himmel – denn man lernt aus jeder Situation, nicht nur aus den guten. Das ist irgendwie so der Gedanke hinter diesem Wechselbad aus Himmel und Hölle.
In einem vergangenen Interview hast du über deine Rolle des Judas in einem Schulmusical gesagt, du hättest dich nicht nur stimmlich, sondern auch charakterlich in dieser Rolle wohler gefühlt. Wie darf man das interpretieren?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war 16 und wollte einfach nur auf der Bühne stehen. Es war allerdings so, dass ich mich einfach trotzdem wohler gefühlt habe als Judas, weil ich ungern, wie soll ich das sagen, ich helfe schon gerne anderen, aber ja, die Rolle des Jesus war einfach ein bisschen too much. (lacht) Da bin ich lieber Judas.
In „Friek“ singst du davon, dass jeder sein kann, wie er möchte – denkst du, dass im heutigen Zeitalter der sozialen Medien Individualität eher gefördert oder behindert wird?
Man bekommt inzwischen sehr viele Inspirationen und Eindrücke aus der ganzen Welt mit, mit denen man umgehen lernen sollte. Was man dann daraus macht, sehen auf der anderen Seite auch wieder Hunderte oder noch mehr Menschen. Also würde ich mal sagen, es ist beides. Ich glaube, man muss einfach mit einem gewissen Bewusstsein an das Ganze herantreten, und einfach für sich selbst klarstellen, dass die Social Media Präsenz nicht das ist, was eine Person definiert. Es ist nur ein kleiner Teil von mir, den ich weitergebe, und wenn das jemanden nicht anspricht, dann muss das auch okay sein.
Das gilt natürlich für Musiker noch mal mehr, man hat so viele Eindrücke, so viele Vorschriften, alleine schon mit den Genregrenzen.
Stimmt, aber da schränke ich mich nicht ein, oder lasse mich auch von anderen nicht einschränken – vor allem genretechnisch. Was ich mache, ist meine Musik, das ist Lou Asril.
Für dich ist es also nicht schwer, dich so der Öffentlichkeit zu präsentieren? Besonders wenn man bedenkt, dass du bereits in deinen Teenagerjahren Songs geschrieben hast.
Nein, das ist kein Problem. Ich bin für mich selbst eigentlich sehr sicher, wer ich bin und wer ich sein möchte. Deshalb ist es für mich auch nicht relevant, dass ich intime Themen auch in der Öffentlichkeit präsentiere.
Was bedeutet Som Som?
Som Som ist Som Som, es sollte eine Art Gefühl beschreiben. Den Song selbst habe ich mit Alex the Flipper gemacht und Som Som war eigentlich der Arbeitstitel, aber mir wurde schnell bewusst, dass ich den Song als letzten Titel haben möchte, von der Gefühlslage und vom Text, vom Inhalt hat es einfach gepasst. Selbst der Name, als Anlehnung an „Sum up“ hat einfach gut gepasst – und ist deswegen auch geblieben. Das letzte Lied also, to sum up, eine Art Zusammenfassung von dem, was passiert ist, und auch ein bisschen ein Abschluss, und ein Wohlheitsgefühl, kann man das so sagen? (lacht) Das ist Som Som.