Heavy Pop Metal
Blood Red Shoes im Interview
Die Blood Red Shoes aus Großbritannien sind seit Karrierebeginn für lärmige Gitarren und einen gewissen Punkappeal bekannt. Doch so hart wie auf ihrem vierten, selbstbetitelten Album klang das gemischte Duo noch nie. Warum es kein Widerspruch ist, dass die frischen zehn Songs trotzdem der poppigste Output der Band überhaupt sind, erklären Laura-Mary Carter und Steven Ansell im Interview.
Ihr habt euch für sechs Monate ein Zimmer in Berlin angemietet, um dort gemeinsam euer neues Album aufzunehmen. Geht man sich da nicht schrecklich auf die Nerven?
Steven: Yes! (lacht)
Laura-Mary: Wir streiten uns schon öfter. Aber es war nicht viel anders als in den vergangenen sechs Jahren, die wir viel auf Tour miteinander verbracht haben.
Steve: Ich habe das Gefühl, dass wir uns mehr streiten, wenn andere Leute mit im Studio sind.
Wie funktioniert denn bei euch als Duo das Songwriting?
Steve: Wir beide machen alles zusammen.
Laura-Mary: Klar, jeder spielt sein Instrument: Steve Schlagzeug und ich eben Gitarre – aber wir schreiben die Songs zusammen und es splittet sich wirklich auf in Hälfte Hälfte.
Steve: In jedem Song ist etwas von uns beiden. Ich trommle niemals einen Part und bestehe dann darauf, dass es meine Drums sind – das Ganze wird an die Gitarre angepasst und umgekehrt. Je nachdem, wie es sich richtig anfühlt. Alles in unserer Musik ist Zusammenarbeit – für uns ein ganz natürlicher Prozess.
Habt ihr irgendwann darüber nachgedacht, eure Band um weitere Mitglieder zu erweitern?
Laura-Mary: Ja, ganz am Bandanfang. Aber irgendwie ist das nie passiert. Nach den gemeinsamen Jahren wäre das jetzt auch komplett merkwürdig und würde wohl auch unsere gesamte Identität verändern.
Steve: (mit Nachdruck) Das würde definitiv unsere Identität verändern.
Bis auf das letzte Abmischen habt ihr diesmal ja alles quasi im DIY-Stil zu zweit gemacht. Wie war das?
Steve: Es hat sich einfach wie nach Hause kommen angefühlt. Am Anfang unserer Karriere, noch bevor wir bei einem Label unterschreiben durften, haben wir unsere ersten 7“-Platten genau so aufgenommen. Jetzt, acht Jahre später, sind wir wieder zurück, wo wir angefangen haben. Aber wir haben nun mehr Equipment und können auch besser spielen. (lacht)
Euer Sound hat sich auf eurem neuen Album etwas gewandelt: Die lauten Gitarren im Intro geben die Richtung klar vor.
Steve: Yeah! (lacht) Exakt das wollten wir damit zum Ausdruck bringen. Einfach mit einem Intro ankündigen: Genau das erwartet euch – let´s go!
Laura-Mary: Wir wollten da bloß nicht zu zaghaft sein.
Was war denn bei ‚Blood Red Shoes‘ genau euer Ansatz?
Laura-Mary: Noise!
Steve: Wir wollten so spontan und instinktiv arbeiten, wie es uns selber möglich war. Und eben nicht alles überdenken, wie wir es sonst immer machen – sondern den Moment einfangen und unsere Musik auf diese Weise spielen. Wenn sich etwas richtig angefühlt hat, wollten wir es auch beibehalten und akzeptieren. Am Anfang war diese Herangehensweise für uns recht schwierig, da wir sehr perfektionistisch arbeiten. Deshalb war das ein Kampf für Spontanität und eine bestimmte Art von Performance – und für die Freiheit: let it go, let it breath and let the music go! Das ist ganz klar das Gegenteil von dem, was wir auf unseren vorherigen Alben gemacht haben. Und wir werden höchstwahrscheinlich genau das Gegenteil davon wieder auf unserem nächsten Album machen. (lacht)
Ihr klingt ja nun ein wenig anders, härter und stellenweise nach Metal…
(beide fangen an zu lachen und schlagen ein)
Okay?
Steve: Es macht einfach Spaß, wie viele Leute inklusive Medien uns bereits darauf angesprochen haben. Und es stimmt ja auch: „Blood Red Shoes“ ist das härteste Album, das wir seit langer Zeit gemacht haben.
Laura-Mary: Wir wären von selbst nicht darauf gekommen, dass wir uns in diese Soundrichtung entwickelt haben.
Oft werden solche Nuancen ja eher ironisch verwendet – bei euch ist das nicht der Fall…
Laura-Mary: Heavy Metal war zwischenzeitlich ein wenig festgefahren. Deshalb ist es schwer, sich auf eine interessante Weise damit zu beschäftigen, ohne gleich im Klischee zu landen. Wir haben eine schräge Mischung an Popmelodien kreiert, die das Harte wieder auffängt.
Steve: Alle einzelnen Stücke funktionieren wie klassische Popmusik mit sehr eingängigen Refrains. Dann haben wir das Ganze wieder mit dreckigen Gitarren zerstört, damit es nach Blood Red Shoes klingt.
Dem Album fehlt es also nicht an einer ordentlichen Prise Pop.
Steve: Alles purer Pop! Zumindest, wenn man die Verzerrungen wegnimmt und die Art, wie wir unsere Stücke eingespielt haben – ganz schnell und unsauber. Sonst würden nun alle sagen: Das ist euer kommerziellstes Album mit den bisher meisten Songs fürs Radio. Aber wir wollten genau diesen Anklang wieder komplett sabotieren – durch eine andere Energie, einem anderen Gefühl und diesem ‚Fuck You!‘ beim Spielen. Genau diese Herangehensweise finde ich interessant.
Wir auch! VOLUME freut sich auf die Blood Red Shoes live am 4. April im Flex.