H-Blockx im Interview
Still Risin’ High
Seit über 20 Jahren sind die H-Blockx auf den großen Rockbühnen dieser Welt unterwegs. Beim Two Days A Week Festival in Wiesen werden die vier Herren beweisen, dass bei Hits wie ‚Risin‘ High‘ oder ‚Move‘ alle im Publikum noch immer durchdrehen! VOLUME hat Sänger Henning Wehland, Bassist Stephan Hinz und Schlagzeuger Steffen Wilmking an einem schönen Sommertag in Berlin getroffen…
Gerade ist euer neues Album ‚HBLX‘ erschienen, das ihr in unheimlich kurzer Studiozeit aufgenommen habt. Wie ging denn das so flott?
Henning Wehland: Zwanzig Tage hat’s gedauert, um genau zu sein. Wir hatten nur einen begrenzten Zeitrahmen zur Verfügung, da jeder von uns fleißig arbeitet und andere Projekte vorantreibt. Deshalb war klar: Wir gehen ins Studio und starten den Arbeitsprozess. Schon mit der ersten Nummer hat das Ganze eine intensive Eigendynamik entwickelt. Pro Tag haben wir einen Song gestaltet, arrangiert und aufgenommen. Wir konnten dabei auf eine große Legokiste an Ideen und Skizzen zurückgreifen, mussten also nicht mit einem leeren Blatt Papier beginnen…
Stephan Hinz: Fünf Jahre waren wir nicht mehr gemeinsam im Studio – vor allem unter Zeitdruck eine ganz fragile Angelegenheit ist. Schön, dass sich das Risiko gelohnt hat!
Henning: In dem Zusammenhang ein großes Dankeschön an Vincent Sorg, unseren Produzenten (Die Toten Hosen, In Extremo u.a.), der unser neues Baby mit viel psychologischem Geschick zusammengehalten und auf den Boden gebracht hat.
Gibt es ein Bild mit dem ihr ‚HBLX‘ beschreiben würdet?
Steffen Wilmking: Ja, ein Klangbild von einem großen Raum, ausgefüllt mit einem grobkörnigen Schlagzeug und starken Gitarrenwänden – sehr rau, sehr erdig. Dabei aber nicht überproduziert oder zusammengestückelt, sondern alles echt und simpel!
Stephan: Ich finde, ‚HBLX‘ ist zeitlos geworden. Nichts wurde mit der Brechstange hingebogen, alles ist im Fluss gehalten. Dadurch behält das Album auch so eine überraschende Frische, weil nicht jeder Furz im Voraus durchgeplant wurde…
Doofe Frage, aber was macht nach 20 Jahren mehr Spaß: Konzerte spielen oder produzieren?
Henning: Das ist bei uns allen unterschiedlich. Steffen ist meiner Meinung nach eher ein Studiofreak und beispielsweise Produzent von Casper’s Hitalbum ‚XOXO‘. Mir taugt beides, aber letztendlich rockt live spielen am meisten.
Stephan: Ich hasse Studio.
Das ist doch mal eine Ansage!
Steffen: Henning hat beim aktuellen Album die Songparts am Mischpult live eingesungen, was seinen Bühnendrang zusätzlich unterstreicht.
Komische Songtitel haben sich die H-Blockx einfallen lassen – was bedeutet ‚Doiou‘?
Henning: ‚Do I owe you?‘, also die Frage: ‚Schulde ich dir was?‘. Einfach nur sich zwischendurch auch selbst fragen: ‚Wem schulde ich was? Wer hat was gut bei mir?‘
Ihr steht auf Abkürzungen, oder? Siehe Albumtitel ‚HBLX’…
Stephan: Irgendwie hatten wir Lust, es einfach „H-Blockx“ zu nennen, ein selbstbetiteltes Album auf Deutsch. Dann kam Steffen die Idee, HBLX zu verwenden – das stand nämlich früher schon auf unseren Studiotapes, weil nicht mehr Platz zum Beschriften drauf war.
Diesen Sommer rockt ihr auf dem Two Day A Week in Wiesen – was war euer bestes bzw. euer abartigstes Festivalerlebnis?
Steffen: Wir waren in den USA auf Tour, einer meiner ersten Gigs mit der Band. Es wurde mitgefilmt, überall waren ziemlich große Leinwände. Henning wollte lustig sein und hat sich während der Show in Richtung Schlagzeug gedreht, um uns stolz sein Teil zu präsentieren. Leider waren die Kameras echt überall! So mussten fast alle Zuschauer sein bestes Stück begutachten…
Henning: Also, daran kann ich mich wirklich gar nicht mehr erinnern! (lacht)
Steffen: Und nachher ist er noch beim Kacken eingeschlafen…
Henning: Und daran kann ich mich erst recht nicht mehr erinnern! (alle lachen)
Stephan: Tatsächlich war unser schlimmstes Konzert auch in Amerika – 1999 in Phoenix, Arizona. Die Leute wussten fast nichts über uns, außer, dass wir eine deutsche Band sind. Daraus haben sie ein bisschen die falschen Schlüsse gezogen. Da standen dann Glatzen mit Hitler-T-Shirts vor der Bühne, die bei ‚Risin‘ High‘ ihre rechten Hände in die Höhe gestreckt haben…
Wie habt ihr reagiert?
Henning: Ich bin natürlich von der Bühne! Die wollten das dann mit mir ausdiskutieren, so nach dem Motto: ‚Du bist doch Arier. Du musst doch stolz auf deine Herkunft sein!‘ Wahnsinn…
Stephan: Wir haben dann noch zu Ende gespielt. Dann meinte unser Tourmanager zu Henning: ‚Hau lieber sofort ab!‘ Er ist dann auf dem schnellsten Weg ins Motel – einfach weg von den Wahnsinnigen. Nur war unsere Unterkunft auch in einer sehr schummrigen Gegend, wo in der Nacht immer wieder Schüsse gefallen sind. Definitiv nicht entspannt die Jungs dort…
Das wird euch in Wiesen sicher nicht passieren. Außerdem verstehen wir ‚Risin’ High‘ richtig und freuen uns aufs rocken mit den H-Blockx beim Two Days A Week!