Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Mando Diao im Interview
„Durch Liebe und Schmerz wird in guten und in schlechten Zeiten dein Schicksal bestimmt …″ – für alle, die noch nicht Bescheid wissen: Seit 2015 gibt es bei Mando Diao nur noch einen Frontmann, Björn Dixgård, denn Gustaf Norén hat die Band nach dem siebten Studioalbum ‚Ælita‘ und vielen Konzerten verlassen. Wie lässt sich der Verlust eines Freundes und Gründungsmitglieds verkraften, wie stehen die Aktien von Mando Diao allgemein und was steckt in „Good Times″? Björn Dixgård und Patrik Heikinpieti geben die Antworten darauf.
Gustaf Norén hat vor knapp zwei Jahren die Bandfamilie Mando Diao verlassen. An dieser Frage kommt ihr wohl bei keinem Interview derzeit vorbei: Was genau ist passiert?
Björn: Es gab da kein ausschlaggebendes Ereignis bzw. keinen besonderen Vorfall. Er war spürbar ausgebrannt, hatte einfach die Schnauze voll vom Business und will sich zukünftig seinen eigenen Kunstprojekten widmen. Das ist sein gutes Recht – genau wie es unser gutes Recht ist, die Band am Leben zu halten und ohne ihn weiterzuführen.
Patrik: Mit Jens Siverstedt haben wir zum Glück schnell jemanden gefunden, der vom Menschlichen her perfekt in unser Kollektiv passt, die dort entstandene Lücke schließen kann und vor allem frischen Wind reinbringt. Auch wenn es nach dem Ausstieg von Gustaf für uns anfangs alles andere als leicht war, fühlen wir uns jetzt besser als je zuvor.
Das Ergebnis dieser Bandkrise heißt „Good Times″. Hat Gustaf euer achtes Studioalbum schon gehört?
Björn: Keine Ahnung, denn wir haben aktuell keinen Kontakt. Es braucht nach dem Ende einer so langen, intensiven Arbeitsbeziehung einfach Zeit und Abstand. Ich weiß nur, dass er kürzlich zum fünften Mal Vater geworden ist. Aber um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, dass ihm „Good Times″ taugen wird. Gustaf hat abgeschlossen mit Mando Diao.
Dafür ist die Single „Shake″ aus eurem neuen Album schon jetzt ein Hit und gefällt sowohl Fans als auch Kritikern. Zu welchem Sound schüttelt ihr privat eure Hüften?
Patrik: Unser Herz schlägt für elektronische Musik und wir tanzen besonders gerne in den Clubs von Berlin, der unangefochtenen Hauptstadt von Techno. Neben Mando Diao verfolgen Björn und ich noch ein anderes Musikprojekt, welches genau in diese Stilrichtung gehen soll.
Björn: Es gibt bereits erste fertige Produktionen. Geplant ist, für dieses Projekt eine fiktionale Band zu erschaffen – ähnlich wie die Gorillaz. Mehr wird nicht verraten! Jetzt wollen wir uns erst einmal voll und ganz auf Mando Diao konzentrieren.
…auf eure Cashcow sozusagen! In Anlehnung an den neuen Albumsong „Money″: Was macht ihr mit dem ganzen vielen Geld, das ihr mit eurer Stammband verdient?
Björn: Unser Firmenkonto ist so gut wie immer leer, da wir unsere Einnahmen brauchen, um den Bandapparat am Laufen halten zu können. Nur zum besseren Verständnis: Es fallen regelmäßig Ausgaben für Management, Backoffice, Reisekosten, Instrumente, Studiomiete und so weiter an. Das sollte niemand unter- schätzen! Wenn Geld übrig ist, dann investieren wir es in neue Ideen, also in unsere Kreativität. Aber in dem Song geht es weniger um unser Finanzierungsmodell.
Um was dann?
Patrik: Berufsbedingt verbringen wir viel Wartezeit in Flughäfen. Dort begegnen wir regelmäßig diesen aalglatten Geschäftsleuten, die permanent telefonieren und über Aktienkurse, Rendite oder Gewinnspannen schwafeln. Diese Menschen sind besessen von Geld, es scheint wie eine Sucht zu sein. Schrecklich, wenn auf Papier gedruckte Zahlen den Sinn des Lebens darstellen.
Björn: Auch wir sind Teil des kapitalistischen Systems, keine Frage. Aber, ob Mann und Frau sich mit Geld ein schönes Leben kaufen können, wage ich sehr zu bezweifeln – darum geht es in „Money″. Für uns zählen auf jeden Fall andere Werte, wie zum Beispiel Familie und Freundschaft. Wir wollen eine gute Zeit haben – nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Trump, Terror und so weiter – wie passt euer Vorhaben und der Titel „Good Times″ in die Gegenwart?
Patrik: Wir sind uns darüber bewusst, dass auf der Welt gerade viel Blödsinn passiert – auch bei uns in Schweden, wie erst kürzlich bei der sinnlosen Amokfahrt im Herzen Stockholms. Aber davon dürfen wir uns alle nicht unterkriegen oder beeinträchtigen lassen.
Björn: Auf jede harte Phase im Leben folgen auch wieder gute Zeiten. „Good Times″ ist unser bester Beweis dafür! Und wenn nur ein paar Menschen positive Gefühle zu diesem Album entwickeln, dann haben wir doch schon gewonnen. Oder?
Zu eurer Show auf der Radio FM4/Planet. tt Bühne anlässlich des Donauinselfests 2017 werden zehntausende Menschen erwartet. Sind irgendwelche Besonderheiten für diesen Auftritt geplant?
Björn: Wenn wir jetzt schon alles verraten, ist es ja keine Überraschung mehr. Aber wir werden uns bis dahin Falco einmal genauer anhören – das kann kein Fehler sein! Ansonsten freuen wir uns auf ein lautes Wiedersehen in Österreich.