Fürsten der Dunkelheit - Interview mit Interpol
Nach vier Jahren Festivalabstinenz in Österreich kehren Interpol am 18. August zurück zum Frequency. Auch wenn Gründungsmitglied und Bassist Carlos Dengler die Band mittlerweile verlassen hat, sind die düsteren Post-Punker aus New York City angesagter und erfolgreicher denn je. Schlagzeuger Sam Fogarino im Gespräch über sein Instrument, Interpol im Dunklen und frische Pasta.
Vor der Karriere bei Interpol hast du in einem New Yorker Plattenladen namens Beacon’s Closet gearbeitet. Welche Scheibe aus deiner Privatsammlung würdest du niemals oder nur im Notfall verkaufen?
Die limitierte Vinylbox „Minotaur“ von den Pixies mit allen wichtigen Studioalben und einem wunderschönen Artwork. Zum einen bin ich großer Fan von Black Francis und Konsorten, zum anderen gewinnt diese Kollektion sicherlich an Sammlerwert über die nächsten Jahre. Meine Altersvorsorge auf Vinyl sozusagen, sollte es mit der Rente nichts werden.
Noch verdienst du gutes Geld als Schlagzeuger. Wer waren deine Vorbilder, als du mit 13 Jahren angefangen hast, den Takt anzugeben?
Zu Beginn klassisch: Ringo Starr. Danach und bis heute: Der legendäre Drummer von The Clash, Topper Headon – leider schwer drogenverseucht, dennoch ein genialer Musiker.
Auch Sam Fogarino ist mittlerweile ein ausgewachsener Schlagzeuger. Wie würdest du deinen eigenen Stil beschreiben?
Mein Anspruch ist es, einem Song den Rhythmus zu geben, den er veranlagt. Dabei spielt die klassische Taktlehre keine tragende Rolle. Ich habe mir das meiste selbst beigebracht und verstanden, mich als physische Übersetzung zwischen Taktgefühl und Schlagzeug zu sehen. Unorthodox, aber mein persönliches Erkennungsmerkmal.
Das Markenzeichen der Post-Punk Band Interpol ist dunkler Gesang gepaart mit düsteren Rockmelodien. Was die Bühnenshow betrifft: Viel Nebel, wenig Licht. Wie funktioniert so etwas auf der Festivalbühne bei Tageslicht?
Zugegeben: Es ist schon etwas grotesk, Songs von Interpol in der Sonne zu spielen. Während der Festivalsaison lässt sich das jedoch nicht immer vermeiden. Darum müssen wir uns speziell auf solche Tageslichtauftritte mental einstimmen, um die dunklen Elemente unserer Musik auch glaubwürdig reflektieren zu können. Wichtigstes Utensil dabei für mich: Sonnenbrille.
Welchen Reiz, neben dem finanziellen Aspekt, besitzen solche Sommerfestivals dann überhaupt für euch?
Es kann nichts Schöneres geben für eine Band, als vor zehntausenden von Menschen nachts unter klarem Sternenhimmel zu spielen. Auch wenn es dabei wie aus Eimern schüttet – so wie bei unserem ersten Österreichauftritt in Salzburg beim Frequency 2007. Egal, Hauptsache dunkel! Regen hemmt nicht die Wirkung unserer Musik, sondern ist vielmehr ein willkommener Natureffekt, der den speziellen Sound von Interpol dramaturgisch unterstreicht.
Ob deine Regensympathie den campenden Festivalbesuchern gefällt, ist eher unwahrscheinlich. Wann hast du das letzte Mal im Zelt geschlafen?
Mit elf Jahren war ich zum letzten Mal in meinem Leben zelten, und zwar im Nordosten von Pennsylvania, zusammen mit Freunden und deren älteren Brüdern. Beim Lagerfeuer in den Bergen ist ein Funke ausgerechnet auf meinem Zelt gelandet – danach stand ich ohne Behausung im Niemandsland. Seit diesem Kindheitstrauma ist das Thema „Campen“ schwierig für mich.
Deine Familie stammt ursprünglich aus Sizilien, außerdem sollst du ein talentierter Hobbykoch sein – wie lautet das Rezept für eine Pasta a la Fogarino?
Die italienische Küche liegt mir im Blut – sie ist einfach und unkompliziert, gleichzeitig lecker und gesund. Darum gehören in meine Lieblingspasta nur frische Tomaten mit Basilikum und Oilvenöl.
Buon appetito! Wir freuen uns auf ein leckeres und dunkles Gastspiel von Interpol in St. Pölten.