
„Euer Zeug wird immer weirder – ich mag das.“
Container of Fools im Interview
Dieser Bandspirit entfleucht nicht einer Genre-Schublade, sondern einem alten, rostigen Schiffscontainer: Mit einer Bühneninszenierung irgendwo zwischen Nirvana und einer Versicherungsvertreter-Tagung liefern Container of Fools den Soundtrack für eine DIY-Revolution – für Linz und darüber hinaus. Dabei kann es schon mal passieren, dass auf der Bühne ein Revolver gezückt wird. Spanischer Volkstanz einsetzt. Oder anderweitig Chaos ausbricht.
Kurz vor ihrer Album-Release-Show am 14. März hat VOLUME mit Dominik und Filip über Promo-Strategien, Sample-Inspo und die Frage gesprochen, wie man aus einem schäbigen Container eine ganze Bandphilosophie macht.

Eure Musik umfasst eine breite Palette von Genres – von Grunge über Metal bis hin zu Punk und Balladen. Wie entscheidet ihr, in welche stilistische Richtung ein neuer Song gehen soll?
Filip: Ich war in mehreren Bands und hatte keine Lust, mich auf ein Genre festzulegen. Ganz ehrlich: Warum auch? Ich schreib mal einen Song und dann schauen wir, in welche Richtung er sich entwickelt.
Dominik: Unser Album ist ja noch nicht draußen, aber es wird mega divers. Manchmal Grunge, manchmal Liebeslied, zwischendurch plötzlich ein poppiger Depeche-Mode-Vibe, dann wieder ein brachialer Metaltrack. Wir haben sogar einen Song mit spanischem Volkstanz-Elementen.Kein Song klingt wie der andere – aber alles klingt nach uns.
Euer Motto lautet „Stay cool, be a Fool!“. Wie spiegelt sich diese Philosophie in eurem täglichen Leben und eurer Musik wider?
Filip: Wir nehmen unsere Musik ernst, aber nicht uns selbst.
Dominik: Allein schon, weil wir in einem umgebauten Schiffscontainer geprobt haben. Wir waren unorganisiert und herrlich dämlich – aber genau darum geht’s uns: sich nicht für den eigenen Wahnsinn zu schämen.

„Bullet Dog“ startet mit einem sehr interessanten Sample – ich persönlich bin ja ein Fan von kreativen Intros. Was war die Inspiration dafür?
Filip: Am Bahnhof in Linz – da trifft man oft auf auffallende Leute – hab ich mal eine Frau gesehen, die sehr eindringlich eine Marienstatue besungen hat. Hab mir gedacht, das könnte ein cooles Sample werden.
Dominik: Oder Corey Taylor-Gedichte. Auch wir lieben lange, atmosphärische Intros, die wir dann zusammenschneiden und sogar zu einem eigenen Song machen – wir sehen das Intro als separates Werk.
Eines eurer Markenzeichen sind eure interaktiven Liveshows. Was geht da ab?
Filip: Uns geht’s darum, eine Show zu liefern, die mehr ist als nur „Wir stehen auf der Bühne und spielen unsere Songs“. Viele Bands machen großartige Musik, aber wenn die Live-Performance nicht packt, geht das unter. Deswegen bauen wir Überraschungen ein – zum Beispiel einen Revolver als Prop bei „Bullet Dog“, Mitsingparts, Handschläge mit dem Publikum oder Waving. Erwartungshaltungen brechen und überraschen – das zieht sich durch alles, was wir tun.
Dominik: Wir haben gemerkt, unsere Shows polarisieren extrem. Entweder du kannst gar nichts damit anfangen oder du feierst es voll. Und wenn wir Leute mitreißen, dann richtig.
Ihr habt eine Pre-Release-Show am 14. März 2025 geplant. Was können eure Fans erwarten?
Filip: Die Leute im Ann and Pat können sich auf was gefasst machen.
Dominik: Wir haben ein Konzept: Das Album spielen – zuerst als zusammenhängende Show mit ineinander fließenden Songs, dann einen B-Teil mit unseren härteren, punkigeren Songs und Moshpit-Garantie.
Ihr habt eine sehr klare und sichtbare Identität – vom Sound über Social Media bis zur Bühnenpräsenz. Durchdacht oder Zufall?
Filip: Sehr durchdacht. Wir haben früh verstanden, dass wir nicht nur klingen müssen wie Container of Fools, sondern auch so aussehen und wirken. Die Leute müssen sich denken: „Was zur Hölle ist das?“ – und dann dranbleiben.
Dominik: Eine Band ist nicht nur Musik, sie ist ein Gesamtkunstwerk. Wir haben von Anfang an bewusst eine eigene Ästhetik aufgebaut – von unseren Vintage-Sakkos bis hin zu unseren Bühnen-Ankündigungen als „Smooth-Jazz-Band“ oder Versicherungsvertreter. Das prägt sich ein – von unseren Social-Media-Clips bis zu unseren Liveshows. Unser Publikum soll wissen: Wenn wir auftreten, passiert irgendwas Unerwartetes.
Die Leute müssen sich denken: „Was zur Hölle ist das?“ – und dann dranbleiben.
Das umfasst wahrscheinlich auch eine durchdachte Promo-Strategie – immerhin habt ihr auch Hörer*innen in São Paulo?
Dominik: Wir setzen auf viele unterschiedliche Kanäle, um Leute zu erreichen. Ein Zehntel unserer Streams haben wir alleine durch Reels und gezielte Werbekampagnen generiert und wir testen ständig, was funktioniert und was nicht – YouTube-Werbung zum Beispiel hat überhaupt nichts gebracht. Der Schlüssel ist, auf die Leute aktiv zuzugehen, ihnen Sachen via Insta zu schicken, sich Werbepartnerschaften zu suchen und nicht nur darauf zu warten, dass Spotify einen pusht. Das wird höchstwahrscheinlich nicht passieren. Auch beim Booking musst handeln können, dich vermarkten können, Geschäftssinn haben.
Filip: Als wir angefangen haben, gab es zig lokale Bands, aber wir waren die Einzigen, die sich wochenlang die auf der Straße rumgelaufen sind , um Flyer zu verteilen. Und nein, das war nicht cringe – es war effektiv. Man kann noch so gute Musik machen, aber wenn keiner davon erfährt, bringt es nichts.

Social Media: Nerviges Muss oder eh Gaude?
Filip: Social Media ist eine Möglichkeit, unsere kreative Seite auszuleben. Ich liebe es, absurden Content zu machen: Bin großer Film-Fan, lasse mich von Klassikern wie Pulp Fiction oder Taxi Driver inspirieren und schneide unsere Videos selbst. Unsere Bandkasse ist gähnend leer – wir haben uns am Anfang ein Stativ für 17 € und Vintage-Sakkos für 20 € gekauft und unser Musikvideo zu Flee haben wir komplett mit dem Handy aufgenommen. Wir brauchen kein fettes Budget, sondern gute Ideen. Ich höre oft: „Euer Zeug wird immer weirder – ich mag das.“ So soll das sein.
Dominik: Musik zu machen ist das Beste der Welt, aber es ist auch verdammt viel Arbeit. Social Media ist für uns ein audiovisueller Ausgleich. Beim Dreh fragen wir uns: „Machen wir uns gerade komplett zum Affen?“ – und meistens lautet die Antwort: Ja.
Jemand sagt euch: „Eure Musik klingt wie der Soundtrack zu einer Revolution.“ Welche Songs würden dafür passen?
Filip: Ganz klar.
Dominik: Wenn ein Riot einen Soundtrack braucht, dann „We Gonna Burn“ oder unser neuer Song „Hate“. Unser Album wird härter, wütender – fürs Leben auf dem Land, wo die Welt außer Fußballplatz und Beisl nichts zu bieten hat.
Wie sieht eure perfekte Festival-Tour aus?
Filip: Bottle Rock Festival. Poland Rock Festival, sowas. Alles, was dreckig ist. Oder Sauzipf Rocks in Kärnten.
Dominik: Wir wollen mit einem Bus durch Österreich, Deutschland, Polen und die Slowakei touren und uns einen Namen machen.
Letzte Frage: Linz ist nicht gerade als Hochburg für Alternative Rock bekannt. Wie geht ihr mit der lokalen Szene um und wo kann man euch als nächstes sehen?
Dominik: Manche Locations wollen uns nicht, weil wir nicht ins Genre-Schema passen. Metal-Leute mögen uns nicht, weil wir nicht true genug Metal machen. Indie-Leute mögen uns nicht, weil wir zu laut sind. Einige Locations sind dafür super unterstützend.
Filip: am 26.4. spielen wir mit Cupiditas und Mudfight in Salzburg im MARK K.V. Aber jetzt: als Erstes mal Linz abreißen am 14. März.
Möget ihr charmantes Chaos über die Crowd bringen. Viel Spaß!