Es geht ums Gspian!
folkshilfe im Interview
Lang lebe der Quetschn-Synthi-Pop! folkshilfe laungts noch lange ned, deshalb trällern Florian, Gabriel und Paul in diesen Tagen ihr mittlerweile drittes Album mit dem klingenden Namen „Sing“ in die Welt hinaus. Nachdem sie die Quetschn in den letzten Jahren höchst erfolgreich ins Radio und auf die Festivalbühnen des Landes gebracht haben, erklären sie uns, wie weit es noch gehen kann und was ihnen aber mittlerweile alles wurscht ist.
„Neue Wege, neuer Stil. Wir wollen alles, wir wollen viel.“ aus eurem neuen Song „Stopp“ … Wie darf man diese Ansage in Bezug auf euer neues Album verstehen?
Florian: Ich weiß nicht, ob man das unbedingt auf das Album beziehen muss oder vielleicht auch auf eine gewisse Situation in Österreich. Aber auch wir haben auf dem neuen folkshilfe-Album keine Angst vor neuen Wegen und wollen uns neuen Herausforderungen stellen. Damit wollen wir die Quetschn und den Synthesizer wieder an Plätze bringen, wo man sie ursprünglich nicht vermutet.
Wenn du es auf eine gewisse Situation in Österreich beziehst, meinst du damit, dass ihr es auch als politische Ansage versteht?
Florian: Naja, „Stopp“ ist ein politischer Song, aber es ist kein politisches Album und wir sind keine politische Band.
Und wo soll euch der neue Stil auf diesem Album hinführen?
Paul: Wir versuchen, uns immer weiterzuentwickeln. Wir haben eine speziellere Besetzung: Schlagzeug, Gitarre und Quetschn … obwohl die nicht so traditionell ist, wie man sie gewohnt ist. Wir verwurschteln das Ganze ein bisschen. Die Quetschn spielt auch gleichzeitig den Synthbass, der Florian ist also nicht nur der Leadsänger, sondern auch Quetscher und Bassist. Ein Musiker, der gleichzeitig drei Musiker ist. Es macht einfach Spaß, wenn man ein Instrument hat, dass man durch alle möglichen Effekte und mit allem möglichen Studiozubehör verändern und dadurch viel ausprobieren kann.
„I sing sing sing in gonzen Tog dahin.“ Was war euer letzter Ohrwurm? Und zu welchem Song müsst ihr immer mitsingen?
Florian: Bei uns sind die meisten Ohrwürmer ziemlich krasse Guilty-Pleasure-Songs. Wir haben da eine super Band aus Augsburg entdeckt, die Neo-Schlager macht, namens „Roberto Bianco & Die Abbrunzati Boys“ und die haben eine Single, die heißt „Baci“. Die hat uns auf Tour sehr verfolgt.
Der Ausruf „Na und?“ kommt im titelgebenden Song „Sing“ öfters vor. Muss uns alles einfach ein bisschen mehr wurscht sein?
Florian: Das muss eigentlich jeder für sich selbst definieren. Wir besingen in dem Song, dass es uns wurscht ist, was die anderen machen. Wir ziehen unser Ding durch. Dieses „na und?“ ist so ein kleines Mantra, auf das man öfters hören sollte.
Ihr habt vor kurzem in einem Interview gesagt „bei uns gehts ums Gspian“. Was soll das Publikum bei einem folkshilfe-Konzert idealerweise alles gspian?
Paul: Im besten Fall gspians genau das, was wir drei auf der Bühne gspian. Wir sind einfach gerne Live-Musiker. Die Live-Performance ist für uns eines der wichtigsten Dinge überhaupt und das gspian wir drei miteinander. Wir versuchen dann auf der Bühne die Energie nicht nur zu halten, sondern immer mehr zu pushen und diese Energie dann ins Publikum zu schießen. Im besten Fall ist es wie eine Synergie und die Leute geben uns diese Energie wieder zurück. Idealerweise gipfelt das Konzert dann darin, dass beim letzten Song keiner mehr ein Leiberl oder Hosen anhat. (lacht)
Florian: Und einen gscheiten Muskelkater am nächsten Tag!
„Wir wollen lieber eine Haltung zu etwas haben, als gegen etwas zu sein.“ Wie darf man diesen Satz verstehen? Nimmt eine gewisse grundsätzliche Anti-Haltung gesamtgesellschaftlich gesehen in den unterschiedlichsten Bereichen derzeit Überhand?
Florian: In der Demokratie, in der wir leben, soll jeder seine Meinung haben. Es ist alles erlaubt, dementsprechend versuchen wir, weniger gegen etwas zu sein, als für etwas zu stehen. Wir haben gewisse Themen, die sind uns wichtig. Bei unseren Konzerten ist jeder willkommen. Der Wunsch wäre, dass es wieder mehr Themen gibt, bei denen wir uns alle einig sind oder wo ein Dialog stattfinden kann. Dass man wieder offener ist, ohne vorgefertigte Meinungen zu haben. Es gibt so viele politisch-komplexe Themen, die auf Wahlplakaten mit Zweizeilern betitelt werden, aber so einfach ist es halt nicht. Egal, in welchen Lagern man ist, ob links oder rechts – es gibt bestimmt Themen, bei denen man einen gemeinsamen Konsens hat, wo man sich einig ist und dafür stehen wir. Nur dagegen sein hilft dabei nicht. Wie Stephane Hessel schon gesagt hat „Empört euch und engagiert euch“. Gute Lektüre, empfehlenswert!
Verstehen wir „Hey Du“ als eine Ode an eure Freundschaft richtig?
Florian: Es geht einfach um einen Menschen, den ich lieb hab … egal, ob bester Freund, Freundin, Freund, Partner, Papa, Mama, Family. In unserem Fall ist es eine Ode an die Männerfreundschaft.
Was schätzt ihr an den anderen in der Band besonders?
Florian: Durchhaltevermögen und Beständigkeit.
Und wer ist von euch der „schenste Monn“?
Florian: Gabriel.
Paul: Ja, eindeutig Gabriel.
Gabriel: Weil ich als einziger keinen Dutt hab.
Florian: Ja, a richtiger Monn! (lacht)
Paul: Er löst bei Frauen einfach irgendetwas aus – das ist uns bei den Konzerten schon des öfteren aufgefallen.
Florian: Das Testosteron hat bei ihm offenbar eine besondere Wirkung. Dann kommt der Pauli mit seinem wunderschönen skandinavischen Aussehen. Und dann kommt der Quetscher, der hat die Arschkarte in allen Bereichen gezogen. Aber das passt schon, ich mach es mit Charisma wett, aber das kriegt keiner mit, weil ich das nur daheim auslebe. (lacht)
„Bis jetzt sind wir noch an keine Grenzen gestoßen.“ Hat sich das in Bezug auf euren Quetschensynthipop mittlerweile verändert oder gehts immer noch weiter hinauf? Und welche Grenzen gilt es noch zu durchbrechen?
Florian: Wir haben von Anfang an Grenzen gespürt, haben aber versucht, die neu zu definieren. Wir merken, dass es gegenüber Dialekt Vorbehalte gibt und auch gegenüber der Quetschn. folkshilfe mal auf einem Southside oder Hurricane Festival zu sehen, das wär aktuell eine unüberwindbare Grenze. Das wär schon eine richtige Kampfansage.
Paul: Wenn uns vor drei Jahren wer gesagt hätte, dass folkshilfe mal am Nova Rock Festival spielen wird, hätte man das auch nicht geglaubt.
„Des kinna ma ned eich überlossen.“ In welchen Bereichen wäre es gut, wenn folkshilfe einmal ohne Einschränkung übernehmen könnte?
Paul: Ich für meinen Teil würde gern mal in der Bildung etwas in Angriff nehmen, aber das ist ja ein sehr komplexes Thema.
Florian: Das ist in einem Einzeiler schwer zu sagen. Aber in gewissen bestehenden Systemen etwas zu ändern, wäre immer cool: Sei es in der Politik, in der Art und Weise wie parlamentarische Arbeit funktioniert, wie Parteien aufgebaut sind, wie man das aufbrechen kann. Ich glaube, uns zieht es da alle in eine politische Richtung. Da könnte einiges sinnstiftend verändert werden.
Wann fühlt ihr euch „so high, so frei“ frei?
Paul: Wenn wir auf der Bühne stehen. Wenn ich meine beiden Kollegen auf der Bühne sehe, dann erlebe ich Dinge, die ich so im Privatleben nicht kenne von ihnen.
Gabriel: Da kann auch noch so viel passiert sein vorher – egal, ob man gestritten hat oder nicht … das kommt ja vor, weil man ist doch viel zusammen. Aber wenn wir auf die Bühne gehen … spätestens bei der zweiten Nummer, lachen sich alle an.
Also wie eine kleine Gruppentherapie?
Florian: Ja, die Power of Music spürt man halt auf der Bühne extrem. Man merkt, dass wir gerne Live-Musik machen. Auch wenn man als Band viel tourt, Termine hat, arbeitet … irgendwie ist das Live-Szenario dabei eine kleine Insel, auf der man sich dann trotzdem wohlfühlt – egal, was rundherum passiert.
Paul: Da ist es auch egal, wie groß die Insel ist. Es fühlt sich immer richtig an.
Vor ein paar Tagen habt ihr ja auf euren Social Media Kanälen eine Challenge für Gabriel angekündigt, falls ihr mit „Sing“ auf Platz 5 der Charts einsteigen solltet. Gabriel, hast du schon Angst vorm Paragliding?
Gabriel: Ja, tatsächlich! Ich habe massiv Respekt davor. Ich habe das mal nebenbei erwähnt, dass ich da ein bisschen Angst habe und dann muss man nur einmal kurz nicht da sein, dann passiert so etwas. Das bringt mich natürlich in eine emotionale Zwickmühle: einerseits möchte ich natürlich, dass das Album in den Top 5 einsteigt, andererseits fürchte ich mich schon etwas davor.
Paul: Ge, Gabriel! Das wird super.
Florian: Er hat das einmal als Schmäh gesagt. Das haben wir uns natürlich gleich gemerkt. Die Aussage ist wahrscheinlich mitten in der Nacht passiert, aber irgendeiner kann sich immer erinnern.
Gabriel: Und wenn nicht, gibt es von solchen Aussagen wahrscheinlich ein Video.
(alle lachen)