Ein bisschen Spaß muss sein
Fatboy Slim im Interview
Norman Cook alias Fatboy Slim zählt zu den erfolgreichsten Plattenauflegern dieser Erde und hat als DJ wohl alles erlebt, wovon andere Musiker ihr ganzes Leben nur träumen können. Beim zehnjährigen Jubiläum vom Urban Art Forms Festival presented by VOLUME spielt der britische Superstar nur das Beste für alle Tanzbeine. Vorher hat Fatboy Slim mit VOLUME ein kleines Resümee über seine bewegte Karriere gezogen, seine Liebe zu Brasilien erklärt und viel Spaß für sein Set am Schwarzlsee versprochen.
‚Es war ein Triumph!‘ – so lautet das Resümee von Fatboy Slim über seinen Auftritt voriges Jahr im Londoner Parlament. Richtig gelesen! Der Typ hat tatsächlich im Unterhaus House aufgelegt. Zwar kann der britische Schallplattenunterhalter seinen Ministern kein gutes Zeugnis in Bezug auf ihre tänzerischen Fähigkeiten ausstellen. Das waren ‚lauter alte Herren, die unbeholfen versuchten, jung zu sein‘. Aber schon alleine dorthin eingeladen zu werden, verrät Fatboy Slim im Interview mit VOLUME, sei eine sehr große Ehre gewesen. Denn genau dort sollte 19 Jahre davor per Gesetz das Feiern verboten werden – also alles, was er liebt: Raves, Tanzmusik und der Rausch der Rhythmen.
‚Im Parlament spielen zu dürfen war eine nette Bestätigung, dass wir DJs endlich akzeptiert werden. Es zeigt, dass diese Damen und Herren uns nicht länger als verantwortungslose Drogensüchtige sehen und begriffen haben, dass wir einen schönen musikalischen Export in die Welt tragen.‘
Ein Land, in das Fatboy Slim diesen Export schon seit zehn Jahren trägt, ist Brasilien. Dort ist er so beliebt, dass er am Strand in Rio einmal sogar für 360.000 Leute aufgelegt hat – vermutlich nicht nur sein eigener Rekord. ‚Ich war fassungslos‘, erinnert er sich. ‚Genau kann ich es mir auch nicht erklären, warum gerade ich dort so viele Fans habe. Aber ich denke, es liegt daran, dass meine Art von Beats den Sambarhythmen sehr ähnlich sind. Und dass prinzipiell das Wesen der EDM genau das ist, was die Brasilianer so lieben: Zusammenkommen und die schönen Saiten des Lebens feiern.‘
Weil der als Norman Cook geborene DJ deshalb längst selbst ein Fan von Brasilien geworden ist und obendrein wie jeder anständige Engländer Fußball liebt, hat er jetzt mit seinem jüngsten Album ‚Bem Brasil‘ den ‚Soundtrack zur WM“ veröffentlicht. Dabei hat er klassische Melodien wie ‚Samba Do Mundo‘ von kompetenten Kollegen wie Carl Cox oder Dimitri Vegas & Like Mike, aber auch angesagten Produzenten aus Brasilien remixen lassen. Als Fatboy Slim hat er selbst auch ein paar Bearbeitungen beigesteuert, aber er hatte nicht die Zeit, alles alleine zu produzieren: ‚Außerdem hätte dann alles gleich geklungen. Nein, ich war prädestiniert dafür, diese Welten zusammenzubringen. Denn ich kenne alle Leute aus beiden Szenen. Sie respektieren mich, so konnte ich sehr leicht alle anrufen und das koordinieren.‘
Wenn Fatboy Slim im zehnten Jubiläumsjahr zum Urban Art Forms Festival kommt, um dort am Freitag als Headliner aufzutreten, wird er aber ein klassisches Set präsentieren – ohne brasilianische Klänge, dafür mit jeder Menge zeitloser Hymnen der elektronischen Tanzmusik. Wer kennt es nicht, dieses markante ‚Check It Out Now – Funksoul Brother‘ aus seinem vielleicht größten Hit ‚Rockafeller Skank‘? Oder das Video zu ‚Praise You‘, in dem ein Haufen Durchschnittsbürger in Heimgymnastikoutfits in einem Einkaufszentrum zu einem fröhlichen Pianobeat wie Hippies durchs Bild hüpfen? Zwei Songs, mit denen sich der heute 50jährige in die musikalischen Geschichtsbücher eintrug, weil er Elemente von Rock, Funk, Jazz und Pop in die elektronischen Hip-Hop- und Break-Beat-Strukturen mischte. ‚Big Beat‘ nannte die Musikpresse diese neue Stilrichtung Mitte der 90er Jahre. Eine Zeit, der Fatboy Slim aber nicht nachtrauert. Big Beat, sagt er, sei zu schnell zu kommerziell geworden. ‚House war uns damals langweilig geworden und so versuchten wir neue Ansätze, suchten die Verbindung zu Rock und Pop. Aber als der Sound dann in jeder Werbung auftauchte, hat er sich schnell überlebt.‘