DIGITALISM im Interview - Raven Statt Kotzen
Mit ihrem ersten Album „Idealism“ haben Digitalism der elektronischen Musikwelt gezeigt, wie eine Dopamin geschwängerte Synapsenparty klingt, zu der alle eingeladen sind. Jetzt steht der Nachfolger auf dem Arbeitsprogramm und die Plattenkoffer für das Urban Art Forms Festival sind bereits gepackt. Jens ‚Jence‘ Moelle im Gespräch über den hohen Norden, Respekt und akuten Brechreiz.
Euer Hamburg zählt zu den wichtigsten Regionen auf der deutschen Musiklandkarte. Welche Künstler aus der Hansestadt genießen den Respekt von Digitalism und können auf eure Unterstützung zählen?
Hamburg City rulez, hier geht gerade Einiges mit guter Musik. Aktuell hängen wir des Öfteren mit einer Band namens 1000 Robota ab – düsterer Sound aber ziemlich coole, talentierte Jungs. Dann gibt es noch ein Musikerkollektiv, das sich Dancing Pigeons nennt und sicherlich bald auch jenseits der Stadtgrenze für Aufsehen bzw. Aufhören sorgen wird. Von wegen Unterstützung: Wir konzentrieren uns momentan ausschließlich auf die Produktion des neuen Albums.
Das nach dem Sommer bei EMI Music erscheint. Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die Rückendeckung von einem Major Label?
Meiner Meinung nach ist es für den Bekanntheitsgrad gar nicht mehr so entscheidend, einen Plattenvertrag in der Tasche zu haben. Dank Internet kann Musik heutzutage überall stattfinden und mit einem entsprechenden Netzwerk vertrieben werden. Hilfreich sind natürlich die Erfahrungswerte von Major Labels in den Bereichen Marketing, Promotion und Verkauf.
Stichwort Verkauf: Haben die Plattenbosse bei der Musikproduktion von Digitalism ein Wörtchen mitzureden?
Überhaupt nicht. Wir haben den Verantwortlichen damals unser erstes Album vorgelegt, das sie ganz einfach zu schlucken hatten und Ende. Genauso werden wir es jetzt auch mit dem Nachfolger machen: produzieren und dann pressen bitte.
Was erwartet die Hörer, wenn euer Tonträger fertig aus dem Presswerk in die Läden kommt?
Ganz einfach – Digitalism. Wir experimentieren wie schon bei unserem ersten Album mit unterschiedlichsten Stilrichtungen, so dass Genrebezeichnungen nur sehr unzureichend Auskunft darüber geben können, wie wir jetzt tatsächlich klingen. In punkto Auflegen werden wir weiterhin technoide Bahnen einschlagen.
Beim Urban Art Forms nehmt ihr zum Beispiel hinter den Plattenspielern Platz, setzt die Massen in Bewegung und bringt das Publikum zur Ekstase – zumindest war das bei eurem letzten Gastspiel in Wiesen der Fall. Wie haltet ihr euch dabei selbst partyfit?
Während dem Gig sind wir so geflasht, dass die nötige Fitness ganz von alleine kommt. Ich habe schon erlebt, dass ich kurz vor dem Auftritt noch kotzend im Tourbus gelegen bin, mich aber dann trotzdem auf die Bühne geschleppt habe. Gleich nach Beginn der Show war ich wieder vollkommen hergestellt. Die Energie aus dem Publikum ist eindeutig das Beste, was du bekommen kannst. Vor allem wenn du dabei etwas tust, dass dir noch dazu ungeheuren Spaß macht.
Wenn du nicht gerade deinen Mageninhalt oral in die Freiheit entsendest – gibt es ein Ritual, das Digitalism vor jeden Auftritt durchführt?
Selbstverständlich. Wir trinken dann gerne nochmal einen kurzen Vodka. Oder zwei, oder drei…
Dann bist du in Österreich gut aufgehoben, besonders der Festivalsponsor wird eine große Freude mit dir haben. Bis zum Vodka in Wiesen!
SHORT CUTS:
) Lieblingsclub: Lux / Lissabon
) Schlimmste Band der Welt: Mike Flowers Pop
) Bester DJ der Welt: Erol Alkan
) Längstes Set (jemals selbst gespielt): 8h
) Größe eurer Plattensammlung: ca. 6500 Platten
) Längste Zeit wach: 40h
) Beste Droge: Alkohol
) Schlimmste Droge: Alkohol
) Euer persönlicher Held: Die Flippers
) Euer persönliches Feindbild: The Killers