Mi, 6. Nov 2013

Der große Pop der kleinen Geister

Fijuka im Interview

Ihr Debüt spannt luftig und leicht den Bogen zwischen Disco, Jazz oder folkigen Songwriting: Fijuka machen starken Pop mit Hang zur Virtuosität. Im Gespräch mit VOLUME reden Judith und Kathie über verrückte Drehbücher, ihren Künstlernamen und stellen ihre liebsten bayrischen Bands vor.

Das österreich-bayrische Duo ‚Fijuka‘ hat das Know How, 18 Instrumente spielen zu können. Mann und Frau kann es sich schon denken: Die beiden Damen haben sich während ihres Popstudiums kennen gelernt. Damit treten Sie in die Fußstapfen einer Generation von Musikern á la James Blake, Konstantin Gropper oder Boy, welche das Handwerk des Popkünstlers auch in der Theorie erlernt haben. Unnötige Barrieren lassen die jungen Musikerinnen trotzdem nicht entstehen: Ihr Debüt ‚Fijuka‘ spannt luftig und leicht den Bogen zwischen Disco, Jazz oder folkigen Songwriting. Pop, der Mauern spreng!

Fijuka? Was soll das heißen?

Judith: Das ist Swahili und bedeutet ‚kleine Geister‘. Wir wurden erst im Nachhinein darauf hingewiesen, als wir uns den Namen schon ausgedacht hatten.
Kathie: Schlimm wäre gewesen, wenn es ein blöde Bedeutung gehabt hätte, so wie ‚runzliger Frauenschwips‘ oder ‚löchrige Blutblase‘. Da hatten wir wirklich Glück.

Wien kennt euch seit dem diesjährigen Popfest und Waves Festival. Was habt ihr die Jahre davor so getrieben? 

Beide: Wir sind zur Schule gegangen, haben studiert, gearbeitet und daneben immer Musik gemacht – in allen möglichen Stilrichtungen und Formationen. Kathi hat z.B. einmal eine Saison als singendes Funkenmariechen ausgeholfen, Judith hat in Australien Würstel verkauft….

Ihr habt ein unbeschreibbares Album veröffentlicht. Was ist für euch Musik? Unvorhersehbares Experiment oder fixe Vorstellung im Kopf?

Beide: Experimentieren im geschützten Rahmen und vage Vorstellung im Kopf oder Bauch…

Die Vocals in ‚Meredith‘ klingen nach Musical. Mit euren Frisuren und Ausdruckstänzen könntet ihr problemlos in einer modernen Inszenierung von ‚Hair‘ mitspielen…oder?

Kathie: Um ehrlich zu sein, haben wir schon einmal darüber gesprochen, eine Art ‚Fijuka – Das Musical bzw. Grusical‘ zu schreiben. Es geht darin um zwei Musikerinnen, die sich von Menschenhaar ern

ähren. Und Menschenhaare sind die Saiten ihrer grusligen Knocheninstrumente….

Judith: Apropos, ich habe die ‚Jesus Christ Superstar’–Platte zu Hause. Ich mag die sehr gern.

Wie James Blake oder Konstantin Gropper habt ihr Popmusik studiert, euch auch auf einem Seminar kennengelernt. Schafft so ein Studium tatsächlich Kreativität oder nur unnötige theoretische Barrieren?

Judith: Ich glaube, das kommt ganz auf die Studierenden an. Ich finde, dass alles was man lernt gut ist. Daher glaube ich nicht an so etwas wie unnötige theoretische Barrieren.
Kathie: Es ist natürlich schon von Vorteil, wenn man sein Handwerk beherrscht.

Wie viele Instrumente könnt ihr mittlerweile spielen?

Judith: Wir sagen immer, wir können einige Instrumente ‚bediene‘ – in Ehrfurcht vor all jenen Musikern, die ihr Leben lang üben und ihr Instrument wirklich beherrschen.
Kathie: Wir denken, wir bedienen mittlerweile circa 18 Instrumente – unter anderem die Nasenflöte und die japanische Wasserorgel.

Was ist für euch Ästhetik in Hinblick auf Musikvideos, Albumartwork und so weiter?


Judith: Wir legen großen Wert auf diese Dinge, weil wir uns gern am Visuellen erfreuen – Fijuka als ganzheitliche Popband sehen und gern mit guten, kreativen Leuten zusammenarbeiten. Mit Musik und Texten kann man schon viel ausdrücken, das Visuelle fügt aber noch eine weitere Ebene hinzu.

Viele Artists machen ihr Hobby via Facebook oder Tumblr zum Beruf (Stichwort Dena, MC Fitti). Wie seid ihr ins Business eingestiegen?

Judith: Nachdem wir ja schon sehr lange Musik gemacht haben, sind wir sozusagen langsam ins Business hineingewachsen. Wir haben nicht so eine hochfrequente Onlineaktivität, dafür trinken wir aber gerne gem

ütlich ein Glas Wein… oder fünf.
Kathi: Was ist Tumblr?

Was fasziniert euch am schillernden Glamour der 80er Jahre? 


Kathie: Wir mögen alles, was glitzert und sind Freundinnen der großen Geste. Und der großen Gäste. Und der vielen Gäste. Und der vielen großen Gäste. Und der vielen großen glitzernden Gestengäste. Und der vielen….

Als Ex-bayrische Band der Woche müsst ihr das Münchner Nachtleben ganz gut kennen. Welche Newcomer Bands aus der Szene könnt ihr den Wienern empfehlen?

Das weiße Pferd! Joe Masi! Pollyester!!

Danke, das war ein sehr amüsantes Interview!