"Das klingt nach einem ultra Klischee, aber es stimmt einfach."
Interview mit Romana Schmat
Graz hat einen neuen Soundtrack und er kommt von Romana Schmat. Überall in der Stadt, ob auf der Straße, im Lokal oder am Murbeach schwingt aktuell ihre Musik mit – und die ist catchy, bodenständig und frönt hemmungslos der Liebe zum Dialekt.
Im VOLUME-Gespräch lernen wir, wie eine Zugfahrt von Oberösterreich nach Graz zur Inspirationsquelle für Songwriting-Sessions wird, welche Herausforderungen auf eine junge Künstlerin mit viel Motivation und wenig Budget warten – und wieso man sich Coolsein sowieso nicht kaufen kann.
Romana, du und deine Musik sind in Graz derzeit allgegenwärtig. Was bedeutet diese Stadt für dich und deine Musik?
Graz hat eine besondere Energie, die mich kreativ antreibt. Es ist nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Menschen hier – sie sind aufgeschlossen und das spiegelt sich in meiner Musik wider. Ich komme ja eigentlich aus Oberösterreich und habe hier eine Community gefunden, die mich gleichzeitig unterstützt wie inspiriert. Sogar die Zugfahrt hierher war irgendwie magisch – mein Song „Ticket“ ist so entstanden. Manchmal braucht es nur einen Ortswechsel, um einen neuen Flow zu finden. Das Songwriting kommt dann fast von allein, als würde die Stadt selbst mitschreiben.
Du hast in Oberösterreich und jetzt in Graz Musik gemacht. Wie unterscheidet sich das Songwriting zwischen diesen Orten für dich?
In Oberösterreich waren meine Songs oft reflektierend und melancholisch – ich wollte ausbrechen, Neues erleben. Seit ich in Graz bin, hat sich mein Songwriting gewandelt. Hier spüre ich eine Aufbruchsstimmung, die sich in meinen Texten ausdrückt. Es ist, als hätte der Wechsel der Umgebung mir erlaubt, eine hellere Seite meiner Musik zu entdecken und auszudrücken. Ich hab hier schon acht Songs geschrieben – einfach so.
„…darum, sich nicht von dem abbringen zu lassen, was man will – trotz Gegenwind. Und ich weiß, das klingt nach einem ultra Klischee, aber es stimmt einfach.“
Die Lieder sind lebensbejahender, hoffnungsvoller, es geht viel um Freiheit und ums Freisein. Darum, sich nicht von dem abbringen zu lassen, was man will – trotz Gegenwind. Und ich weiß, das klingt nach einem ultra Klischee, aber es stimmt einfach. Ein bisschen Gegenwind hält man natürlich aus – da merkt man, ob man etwas wirklich will.
Das heißt, da kommt bald wieder was Neues?
Mehrere Songs stehen in den Startlöchern: Einer davon ist „Rosa Woikn“ – er steht für einen Neuanfang und die Leichtigkeit, die man spürt, wenn man sich von altem Ballast befreit hat. Es geht darum, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und selbstbewusst auf den eigenen Weg zu blicken. Der Song reflektiert meine Entwicklung hier in Graz – wie ich gelernt habe, mich selbst zu akzeptieren und mit einer positiveren Perspektive nach vorne zu schauen. Es ist eine Hymne daran, dass alle von uns Gründe haben, stolz auf sich zu sein.
Mittlerweile trittst du auch mit Band auf! Wie ist eure Dynamik und wie beeinflusst das deine Musik?
Die Band bringt definitiv eine andere Energie in meine Songs. Es ist ein Geben und Nehmen – wir supporten uns gegenseitig. Bettina Haidinger am Piano, Martin Gollegger am Bass, Markus Stering an den Drums und Stefan Steinhauser an der Gitarre bringen ihre eigenen Ideen und Styles ein, was den Songs eine neue Dimension verleiht. Wir sind noch dabei, unseren gemeinsamen Sound zu finden, aber es fühlt sich schon jetzt richtig an. Wenn wir zusammen spielen, geht es nicht nur um die Noten, sondern um das Erlebnis, das wir als Gruppe schaffen. Es ist diese kollektive Energie, die live einfach unschlagbar ist. Ganz was anderes, als alleine zu spielen.
Du singst im Dialekt. Warum ist dir das wichtig?
Für mich ist Musik eine Form der Kommunikation mit allen, die zuhören. Sie funktioniert am besten, wenn sie ehrlich ist. Der Dialekt ist Teil meiner Identität, er verbindet mich mit meinem Publikum auf einer persönlichen Ebene. Es geht darum, Geschichten zu erzählen, die resonieren und gleichzeitig ein Stück Heimat transportieren. Wenn jemand meine Songs hört, möchte ich, dass er nicht nur die Melodie fühlt, sondern auch die Bedeutung hinter jedem Wort.
Wenn ich das richtig verstanden habe, bist du auch offen für musikalische Experimente und Collabs?
Ich bin jederzeit offen für Collabs, auch in Richtungen wie elektronische Musik. Tatsächlich experimentiere ich gerade mit Punk- und Reggae-Songs. Diese Vielseitigkeit habe ich wohl von meiner Oma geerbt – sie war zusammen mit meinem Opa in einer Band, und mein Vater ist Schlagzeuger. Musik war also immer ein Teil meines Lebens.
Bist du beim Musikmachen ein selbstkritischer Mensch?
Ich würde schon sagen, ja. Selbstkritik ist ein zweischneidiges Schwert – einerseits treibt sie dich an, besser zu werden, andererseits kann sie dich auch lähmen. Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, einen Punkt zu finden, an dem man sagt: ‚Das ist gut so.‘
„Selbstkritik ist ein zweischneidiges Schwert – einerseits treibt sie dich an, besser zu werden, andererseits kann sie dich auch lähmen.“
Das Singen vor anderen war anfangs eine Herausforderung; meine ersten Gigs waren ziemlich nervenaufreibend…und nicht allzu nüchtern. Ich habe seitdem in Stimmtraining investiert, um meine Technik zu verbessern – 10 Stunden sind da schnell mal weg. Als Autodidaktin verlasse ich mich stark auf mein Gehör, um herauszufinden, was gut klingt. Obwohl ich keine Musiktheorie beherrsche, probiere ich einfach Akkorde aus und füge dann die Melodie hinzu – oft bevor der Text entsteht.
Neben deinem Job bist du sehr aktiv am Promoten auf Social Media. Wie geht es dir sonst mit dem Thema Promotion?
Was das Musikmachen in Österreich betrifft, so ist Airplay unglaublich wichtig. Es gibt Radiosender hier, die lokale Künstler*innen unterstützen, aber es ist immer noch eine Herausforderung, bemerkt zu werden. Du musst hartnäckig sein und darfst nicht aufgeben, deine Musik an die Leute zu bringen. Da habe ich zum Glück tolle Unterstützung von Flo Gruber.
Du hast erwähnt, dass du mit einem begrenzten Budget arbeitest?
Es ist eine Herausforderung. Meine Songs nehme ich im HAUS XY auf und jeder Track, den du produzierst, kostet Zeit und Geld. Ohne ein großes Budget musst du kreativ sein, nicht nur in deiner Musik, sondern auch darin, wie du Ressourcen nutzt. Aber ich sehe es positiv: Es zwingt dich dazu, authentisch zu bleiben und dich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es geht darum, echte Musik zu machen, die aus dem Herzen kommt – und das kann man gar nicht kaufen.
Was steht als nächstes auf dem Ticket für deinen musikalischen Fahrplan?
Ich plane, die Bühnenpräsenz in Graz und darüber hinaus zu verstärken – ein paar Festivals sind schon im Visier – heuer hab ich schon am Sunny Days gespielt. Langfristig will ich meine Musik auch über die Grenzen Österreichs tragen. Und wie gesagt, vielleicht ergibt sich ja die eine oder andere spannende Zusammenarbeit, die meinen Sound weiterentwickelt.
Am 14. September trete ich am City Peach Graz auf, dann am 21. September beim Grieskram und zum Abschluss des Monats feiern wir am 28. September „10 Jahre Alle Achtung“. Es wäre großartig, einige bekannte Gesichter dort zu sehen.
Apropos bekannte Gesichter: Was ist aktuell ein österreichisches Highlight in deiner Playlist?
Dieses Jahr erst habe ich Sharktank entdeckt und die Melodien haben sich sofort in meinem Ohr festgesetzt. Voll zu empfehlen.
Augen und Ohren offen halten – Romana Schmat gibt es bald wieder live.