Do, 2. Apr 2015

Dark Soul, Dark Passion

Kovacs im Interview

Mit ihren 24 Jahren hat die kahlköpfige Holländerin schon einiges erlebt – wechselnde Pflegefamilien, eine turbulente Schulzeit und Gesangslehrer, die ihr von der Musik abraten. Sharon Kovacs bleibt aber standhaft. Dank ihrer ungewöhnlich dunklen Stimme katapultiert sie modernen Soul auf ein neues Level. VOLUME hat sie das Rezept zu ihrem gebührenden Erfolg verraten – ihre Musik ‚hat Seele‘!

Sehr beeindruckend und ehrlich, wie du deine Kindheitserlebnisse in deiner Musik verarbeitetest. Warum hat es trotzdem gedauert, bis deine Mitmenschen verstanden haben, was du ausdrücken willst?

Vielleicht ist es den Leuten schwer gefallen, weil ich mich nur alleine durchs Sprechen schlecht ausdrücken kann. Ich bin keine Frau großer Worte. Ich denke, mit meiner Musik kannn ich mich einfach viel besser entfalten und auf den Punkt bringen, was mir auf der Seele brennt. Es war anfangs aber auch für mich schwierig, Musik zu machen, da meine Eltern nicht sehr musikalisch waren und meine Umgebung ansonsten auch nicht gerade inspirierend gewesen ist.

Hast du Ratschläge für junge Menschen, denen es schwer fällt, sich in ihrem Umfeld zu Recht zu finden – so wie es dir damals gegangen ist?

Mein Tipp: Finde heraus, worum es dir geht. Du solltest nicht darauf warten, dass jemand dich findet, sondern für deine eigenen Ideen kämpfen. Auch wenn es schwer scheint, irgendwann kommt ein Zeitpunkt, an dem man am richtigen Ort ist. Bleibe einfach du selbst und zieh‘ dein Ding durch!

Als du jünger warst, hast du es bei Talentshows versucht. Ist das etwas, das Du weiterempfiehlst?

Nein! (lacht). Ich finde Talentshows heute einfach nur blöd, weil Musik keinen Wettkampf darstellen sollte. Musik ist eine Emotion und jede Emotion ist anders, also kann man nicht einfach sagen: ‚Diese Emotion gewinnt‘. Talentshows haben einfach eine Gruppe an Menschen, vielleicht sogar im TV, die dich aufgrund einer Performance beurteilen und danach ein Produkt aus dir erschaffen. Ich sehe mein Leben aber wie eine Pyramide – wenn du Künstler werden willst, brauchst du eine Menge an Menschen, die an deiner Seite stehen – als Basis, um die Spitze zu erreichen.

Momentan lebst Du in Eindhoven – wieso willst du diese Stadt nicht verlassen?

Ich denke, ich werde immer in Kontakt mit Eindhoven bleiben, weil es sich wie mein Zuhause anfühlt, außerdem leben viele meiner Freunde dort. Seit einiger Zeit habe ich aber auch eine neue Wohnung in Berlin, weil ich einfach neue Vibes und Inspirationen um mich herum brauche. Berlin ist einfach eine sehr kreative Stadt.

Das Albumartwork und deine Videos wirken sehr fleißig erarbeitet. Bist Du abseits der Musik auch Fan anderer Kunstarten?

Ich bin ein Fan aller Künste. Ich versuche auch meine Videos selbst zu machen und arbeite dafür sehr eng mit dem Regisseur zusammen. Mein Ziel ist es, irgendwann selbst Regisseurin meiner Videos zu sein. Ich betrachte Musik als ein ganzes Paket, bei dem alles zusammenpassen muss, also auch die Bebilderung. Neben meinen Texten bin ich also auch gerne bei den Visualierungen kreativ.

Was ist deine persönliche Message hinter dem Albumtitel “Shades of Black”?

 

Man könnte meinen, Schwarz ist einfach Schwarz – da gibt es keine Nuancen. Wann auch immer ich aber in einer dunklen Phase bin, habe ich unterschiedliche Stimmungslagen. Mal fühle ich mich besonders dunkel, mal weniger. Alle meine Songs haben ja auch sehr viel Düsteres an sich. Also dachte ich mir, der Titel passt perfekt.

‚Song for Joel‘ ist sehr berührend. Was hat dich zu diesem Song inspiriert?

Dazu gibt es auch eine sehr berührende Story. Mein Produzent, Oscar Holleman, hatte diesen Song auf seinem Computer und als ich ihn das erste Mal gehört hab, war ich sehr ergriffen. Oscar hat dieses Lied vor langer Zeit für seinen Freund Joel geschrieben, der in London lebte. Er war heroinabhängig. Obwohl er irgendwann clean wurde, ist er gestorben. Oscar und ich haben den Song in seinem Studio in London aufgenommen und haben dabei die Gitarren benutzt, die Joel selbst gebaut hatte. In diesem Song liegt sehr viel Seele, ich finde das spürt man – wie bei all meinen Songs.

Du bist Gewinnerin des diesjährigen Edison Awards, gratuliere! Hast du schon andere Preise erhalten?

Vielen Dank! Ja, das habe ich – letztes Jahr wurde mir vom holländischen Radiosender ‚Radio 6‘ der ‚Soul & Jazz Award‘ verliehen. 2014 habe ich außerdem den ‚3 FM Award‘ erhalten – 3 FM ist der größte Radiosender in Holland.

Du hast bereits auf der Aftershowparty von ‚One Republic‘ gespielt. Privat hörst du aber lieber alte Klassiker als typischen Pop?

Das stimmt, Pop trifft nicht unbedingt meinen typischen Musikstil – aber es war trotzdem eine tolle Erfahrung. Ich bin auch schon als Support für Brian Ferry aufgetreten, das war dann doch mehr meine Musikrichtung, die ich privat höre. Mir gefällt der gute alte Kram – wie besipielsweise Nina Simone.

Zum Abschluss: Was verbindest du persönlich mit Wien?

Ich bin zum ersten Mal hier! Aber die Stadt ist so wunderschön wie ich es mir vorgestellt habe. Ich freue mich, bald für ein Konzert wieder zu kommen.

Sehr gerne! Bis bald in Wien…