Carl Cox im Interview
Da sind sich Musikliebhaber und Fachzeitschriften einig: Carl Cox zählt zu den besten Techno-DJs auf dieser Erde. Wer sich selbst von den Fähigkeiten des 47jährigen Musikurgesteins aus Manchester überzeugen möchte: Am 21. August gastiert Carl Cox beim Frequency Festival in St. Pölten. VOLUME hat vorab mit ihm telefoniert, um über drei Plattenspieler und seine Zukunft als Rockstar zu sprechen.
Eine Glaubensfrage: Ist Gott ein DJ?
Die Wege des Herren sind unergründlich. Ich weiß nur, dass wir DJs hier auf Erden mit der Gabe gesegnet sind, den Menschen intensive Glücksmomente zu schenken – ihren Körper und ihren Geist zu bewegen. Wir sind alle keine Götter oder Heiligen, besitzen aber diese ganz besondere Fähigkeit.
Carl Cox bringt die Menschen sogar mit drei Plattenspielern in Bewegung. Sind zwei nicht genug?
Nein, für mich ist es jedes Mal eine Herausforderung, mehrere Platten gleichzeitig zu spielen. Das Auflegen mit drei Turntables ist komplizierter. Aber wenn du es drauf hast, dann findet deine musikalische Kreativität ganz neue Wege auf die Tanzfläche und in die Ohren deiner Zuhörer.
Im Bezug auf Sex, Drugs and Rock’n’Roll: Welche Tanzfläche hat dich in deiner bisherigen Karriere am meisten beeindruckt ?
Die Berliner Loveparade zu ihren glorreichen Zeiten. Wenn 1.500.000 Menschen feiern, dann
gibt es dort Sex , dann gibt es dort Drogen – unser Rock’n’Roll heißt allerdings Techno.
Wo spielst du bei Musikaufenthalten in Österreich am liebsten Techno?
Definitiv im Gasometer, ein wirklich einzigartiger Veranstaltungsort. Mir gefällt daran besonders, dass die Halle rund ist und genügend Platz zum Tanzen da ist.
Deine Meinung zu unserem weiblichen Tanzvolk?
Wow. Du kannst mir glauben, ich habe schon sehr viele Schönheiten in meiner Karriere gesehen – aber die österreichischen Frauen: wow!
Von denen sind mit Sicherheit auch einige beim Frequency Festival am Start. Außerdem gibt es dort eine saubere Mischung aus elektronischer Musik und anständigem Gitarrensound. Auf welchen Rocksong steht der Techno-DJ Carl Cox am meisten?
Ganz klar: „Highway To Hell“ von AC/DC. Dieser Song hat so viel Power, auch wenn er mittlerweile schon dreißig Jahre alt ist – mein persönlicher Klassiker in Sachen Rockmusik.
Wenn wir gerade beim Thema sind: Wer ist der beste Gitarrenspieler auf diesem Planeten?
Mit Gitarren habe ich es nicht so, dafür aber mit Bässen. Und wenn du mich fragst, wer in meinen Ohren der beste Bassspieler der Welt ist: Flea von den Red Hot Chili Peppers.
Nach all dem Techno – wer wird in der Rentnerband von Carl Cox spielen?
Flea ist natürlich dabei, er spielt mit mir zusammen Bass. Als Sänger habe ich Brain Johnson von AC/DC in meiner Band, auch Sting darf mitmachen. Er bekommt eine Gitarre umgeschnallt. Drummer gibt es derzeit noch keinen, aber mir gefällt der Gedanke, Johnny Rotten von den Sex Pistols hinter die Schießbude zu setzen.
Guter Vorsorgeplan! Aktuell tauschst du hin und wieder deinen Platz hinter den Plattenspielern gegen einen vor der Kamera ein. Bei den Filmen „Human Traffic“ oder „LADJ“ hattest du beispielsweise kurze Gastauftritte. Spielt die Zukunft von Carl Cox auf der Leinwand?
Dazu stecke ich viel zu sehr in diesem Musikding drin: Radio, Events, Studio, Label und so weiter. Mir fehlt da einfach die Zeit, denn um wirklich schauspielern zu können, bräuchte ich eine entsprechende Ausbildung. Vor drei Jahren hätte ich in einem Film mit Johnny Depp spielen können. Drehzeit: sechs Monate, irgendwo im kanadischen Niemandsland. Unverstellbar! Dazu bin ich viel zu gerne DJ und in der ganzen Welt unterwegs. Das mit der Filmkarriere wird also nichts mehr. Sorry nochmal, Johnny!
Er hat es mittlerweile hoffentlich verkraftet. Zum Abschluss wollen wir wissen, was den besten DJ der Welt glücklich macht?
Mein größtes Glück ist es, andere Menschen glücklich zu sehen und zum Lachen zu bringen. Das ist alles, was für mich zählt.
Dann sagen wir mit einem breiten Grinser Dankeschön für das Gespräch und freuen uns auf das große Glück von Carl Cox beim Frequency Festival.