Brüste, Bier und Britney
Am Anfang war der Alkohol, jetzt verdienen Mando Diao mittlerweile Geld mit ihrer Musikkunst, sehr gutes Geld. Die Bandmitglieder Mats, Björn und Gustaf über ihr Leben als Rockstars und den Weg bis zu ihrem aktuellen Album „Give me Fire“.
‚Dance With Somebody‘ heißt die erste Single aus eurem neuen Album. In Österreich gibt es eine Weisheit, die besagt, ‚wer tanzt, hat bloß kein Geld zum Saufen‘. Was ist los mit euch? Geben Mando Diao jetzt auf einmal keine Kohle mehr für Alkohol aus oder seid ihr in Wahrheit nur brave, langweilige Tanzmusiker?
Mats: Klar trinken Mando Diao, nur bekommen wir alles gratis! Stichwort: Backstage.
Gustaf: Aber um ehrlich zu sein, haben wir zurzeit wirklich nicht so viel Geld für große Alkoholexzesse in der Tasche. Einen Großteil vom Bandvermögen haben wir in unser eigenes Plattenlabel gebuttert. Jetzt sind wir zwar total unabhängig, was unsere Musik betrifft, müssen aber auch alles selbst bezahlen: Manager, Produzenten und die Albumproduktion von „Give me Fire“. Da bleibt am Ende weniger übrig als du dir vorstellen kannst.
Björn: Am Anfang unserer Karriere bekamen wir unsere Gage in Alkohol ausgezahlt. Das waren noch ehrliche Zeiten.
Apropos Anfangszeiten, könnt ihr euch an euren ersten Absturz erinnern?
Mats: Bevor ich bei Mando Diao eingestiegen bin, habe ich die Jungs auf einem Silvesterfest in unserer Heimatstadt Borlänge gesehen. An dem Tag bin ich so betrunken gewesen wie nie zuvor in meinem Leben. Bis heute habe ich es auch nicht wieder hinbekommen, so böse abzustürzen.
Wieso, war der Mando Sound damals anders nicht zum Aushalten?
Mats: An der Musik hat es nicht gelegen, eher an einer unglücklichen Romanze. Aber glaube mir, der Kater an den zwei darauf folgenden Tagen war schlimmer als jeder Herzschmerz auf diesem Planeten.
Björn: Das war lustig. Unser damaliger Bandmanager hat Mats an diesem Abend noch heimgefahren und ins Bett gebracht. Jetzt braucht er nicht mehr so viel trinken, seit dieser Begegnung wissen wir, dass er es ordentlich kann.
Und das mit den Frauenherzen habt ihr ja mittlerweile auch ganz gut im Griff, oder? Aber welche Fans sind euch lieber – Groupies, die bei euren Shows oben ohne in der ersten Reihe kreischen, oder männliche Zeitgenossen, die im letzten Eck der Konzerthalle stehen und entspannt eure Songs hören?
Gustaf: Wir lieben Brüste, die haben uns schon immer mehr beeindruckt als die Music Nerds im Hintergrund. Aber wir brauchen und schätzen beide Varianten des Fanseins. In Schweden gibt es sehr viele Bars, in denen hauptsächlich Nerds herumhängen und sich mit Rock beschäftigen.
Björn: In fast allen Bars in Schweden ist das meiner Meinung nach der Fall. Langweilig. Darum sind wir froh über eine ausgewogene Mischung bei unseren Konzerten. Groupies vorne. Nerds hinten und in der Mitte Rock’n’Roll. Dann hat jeder etwas davon, die Besucher und wir.
Ja, ihr habt dann auf jeden Fall die heißen Schnitten für die Aftershow Party. Führen Mando Diao eine bandinterne Strichliste, wer wie viele Frauen im Leben als Rockstar beglücken durfte?
Gustaf: Bei Mando Diao haben wir etwas, was die Sizilianer ‚Omertà‘ nennen (Anm. d. Red.: das Wort stammt aus dem Sprachcodex der Mafia und bezeichnet die Pflicht, über Mitglieder und Machenschaften der Organisation zu schweigen.). Das macht es ziemlich schwierig, diese Frage zu beantworten.
Verratet ihr wenigstens euer Erfolgsgeheimnis, bei der weiblichen Hörerschaft für kollektiven Hormonrausch zu sorgen?
Gustaf: Keine Ahnung. Ich glaube, die mögen einfach unsere Musik so gerne, dass sie das alleine schon sexuell anziehend finden. Mit einem Geheimnis oder besonderem Auftreten hat das gar nicht so viel zu tun.
Bestimmt. Die Familienplanung im Hause Mando Diao ist also schon abgeschlossen?
Björn: Was das Thema Heirat betrifft, ist das bei mir bereits der Fall.
Gustaf: Bei mir auch, ich bin sogar schon Vater.
Dann ist das für euch beide jetzt eher eine hypothetische Frage: Mit welcher weiblichen Künstlerin würdet ich gerne ein musikalisches Liebespaar bilden?
Gustaf: Ich könnte mir was mit Britney vorstellen. Aber nicht mit abrasiertem Kopf, wenn, dann mindestens mit Perücke.
Mats: Oh ja, Britney ist heiß.
Wie bitte, ernsthaft?
Björn: Klar. Sie verkörpert mehr Rock’n’Roll als wir alle zusammen – als die meisten männlichen Musiker da draußen. Es geht nicht mehr darum, im Club das hübscheste Mädchen des Abends mit den Augen zu fixieren und irgendwann beim Tanzen anzusprechen. Viel wichtiger ist es anscheinend, das neueste Magazin zu lesen, rumzustehen und nur darüber zu reden, was cool ist. Wo ist da die Lust zu feiern, den Sex von Rockmusik zu spüren und zu leben?
Und was unternehmt ihr dagegen?
Björn: Wir haben versucht, unsere aktuelle LP so tanzbar und sexy wie nur möglich zu machen. ‚Give me Fire‘ ist ein Album für Nerds, Groupies, Fans und alle, die ehrliche Rockmusik zum Leben, Tanzen und Trinken brauchen.
Gustaf: Und wenn sich die Scheibe gut verkauft, haben wir bald auch wieder genug Geld in der Tasche, um an der Bar ein paar Drinks zu spendieren.
Mats: Salute.
Danke für das Gespräch und dann mal ordentlich Kohle horten, wir kommen auf dieses Trinkangebot mit Sicherheit zurück!