Mi, 9. Jun 2010

Bonaparte im Interview: '7 8 9'

Die Rockband rund um Tobias Jundt ist mit einem neuen Album am Start, ‚My Horse Likes You‘ heißt das schöne Stück! Im interview erklärt das Mastermind und seine Kollegen, wie Konzerte von Bonaparte über die Bühne laufen, Erwartungen gegenüber der neuen Platte aussehen und natürlich darf jeder seinen absoluten Lieblingswitz erzählen!

Will zuerst einmal von euch wissen, was eure Shows so einzigartig macht!?

Monsieur Bonaparte: Jedes Konzert ist ja im Grunde genommen einzigartig – wenn man sich darauf einlässt. Möglicherweise ist das Schöne an Shows von Bonaparte, dass sich eine Vielzahl der Besucher vom süßen Anfang bis zum bitteren Ende mit uns gemeinsam eben in diesen Moment fallen lassen.

Eurer neues Album ‚My Horse Likes You‘ ist die Fortsetzung zum Debutalbum – welche Erwartungen habt ihr bezüglich Erfolg, Kritik und weiteren Shows?

Monsieur Bonaparte: Das kann nur wie eine Ausrede klingen, aber so wirklich interessieren darf einen der Erfolg oder die Kritik ja eigentlich nicht. Natürlich ist man sehr gespannt nach einem Release, hofft beim Namen der Großmutter, dass es da draußen irgendwo Menschen gibt, welche diese Musik toll finden und in den Texten irgendetwas entdecken, dass sie zum Lachen bringt oder nachdenken anregt.

Bezüglich der Shows haben wir jedoch einen Erwartungskatalog, bitte alle mitschreiben:
1.) Zahlreich als drei Generationen umfassender Familienverbund erscheinen
2.) Sich auf unglaublich individuelle Art zur Musik bewegen, wie es die Welt noch nie gesehen hat
3.) Die eigenen Grenzen erkunden und dann einen tänzerischen ‚hang ten‘ performend darüber hinaus wachsen (Anm. d. Red.: Ein ‚hang ten‘ ist, wenn ein Surfer in voller Fahrt alle seine zehn Zehen vorne über den Brettrand hängen lässt – sieht toll aus, ist aber sehr schwierig)
4.) Sich verausgaben, als würde jeder Schweißtropfen ein Kriegsbeil begraben
5.) Bei ‚Too Much‘ bitte den zweiten Vers nicht immer vergessen (‚I know Churchill…‘ etc.)

Dein Pferd mag uns also! Wie heißt es denn? Wir mögen es nämlich auch…

Monsieur Bonaparte: Ich wiederhole mich nur ungern, aber ich spreche in Interviews nicht über private Dinge. Wenn ich euch den Namen meines Pferdes preisgebe, dann wird es nicht nur auf der Rennstrecke belästigt, sondern kann auch nicht mehr in Ruhe auf der Wiese herumstehen – oder was es da sonst noch so treibt, wenn ich gerade einmal auf Tour bin.

Ein Konzertbesucher, der euch noch nicht kennt, könnte denken, er sehe eine Zirkusshow. Doch wenn man sich die Texte genauer anhört, weiß man, dass hier keine Clowns am Werk sind. Was ist der Grundgedanke hinter diesem Bühnenkonzept?

Monsieur Bonaparte: Zuerst möchte ich hier sagen, dass Clowns die großen Meister des zirkulären Emotionalspektrums sind – sie schaffen es als ganz wenige, die tiefe Trauer und die kindliche Freude unter ein und denselben Hut zu packen. Möglicherweise sind es in meinem Falle einfach zwei Gehirnhälften, welche sich hier in ihren Extremen zu manifestieren versuchen. Die eine Hälfte will, dass der Körper und der Raum sich bewegen, dass die Dinge sinnlich und emotional erfasst werden können und dass allem eine gewisse intuitive Dringlichkeit beiwohnt – während die andere gleichzeitig vor sich hin philosophiert, über kleine Unwichtigkeiten wie die Zeit, Menschen, Computer, Körper, Affen oder das Wetter und dabei einfach sehr sehr laut herausdenkt.

Gab es schon einmal einen Moment auf der Bühne, wo ihr euch gedacht habt ‚wozu das Ganze?‘ – und hättet dann am liebsten alles hingelegt und wärt gegangen?

Monsieur Bonaparte: Ja, das kam durchaus auch schon vor. Bis jetzt nur sehr selten und in kleinen kurz anhaltenden Blitzen, während gewissen Konzerten – nämlich, wenn das Ganze aus dem Ruder läuft. Wenn also als Beispiel gewisse Leute im Publikum die Grenze zwischen ‚ich-habe-die-Zeit-meines-Lebens-und-es-geschieht-friedlich‘ und ‚ich-habe-jeglichen-Verstand-und-Respekt-verloren-und-werde-jetzt-doof-aggressiv‘ nicht mehr spüren. Dann stellt es sich bei mir unglaublich schnell ab. Hätten wir diese Momente zu oft, würde Bonaparte aufhören zu existieren.

Solltet ihr bei euch im Publikum einige Leute sehen, die nicht wie die anderen sich von euren Vibes tragen lassen, gibt es dann eine spezielle Art diese Menschen zum Tanzen zu bringen?

Monsieur Bonaparte: Man muss hier vielleicht zuerst anmerken, dass es verschiedenste Arten gibt, etwas in sich aufzunehmen. Für einige Menschen ist dies der tänzerische Exzess, für andere ist es das Ruhige im Raum stehen und Text mit Musik auf sich einwirken zu lassen. In meinen Augen muss unbedingt beides seinen Platz haben. Deshalb gibt es ja auch Tickets für den Parkett und die Logen. Was meine Rolle in dem Ganzen angeht: Das einzige was ich tun kann, ist mein Bestes zu geben. Mehr habe ich nicht, weniger will ich nicht geben. Wenn das nicht reicht, dann versuchen wir es das nächste Mal nochmals miteinander.

Erzählt doch mal euren Lieblingswitz!

Monsieur Bonaparte: Why is 6 afraid of 7? Because 7 8 9!

Miss Pineapple: Why did the man throw his buttered toast? Because he wanted to see the butterfly!
The Bunny: Wo wohnt der DJ? Im Plattenbau! Warum kann man ihn nie anrufen? Er legt immer auf!
Murat Le Baûmgärthè: Was liegt am Strand herum und spricht sehr undeutlich? Eine Nuschel!
Carlos Primero: Ein Mann sieht eine Schnecke in seiner Wohnung. ‚iiiihh‘, eine ‚Schnecke!‘. Er hebt sie auf und schmeißt sie aus dem Fenster. 2 Jahre später klingelt es an der Tür. Der Mann öffnet, aber dort steht niemand. Er senkt den Blick und sieht eine Schnecke. Sie sagt: ‚Was sollte das eben?‘

Welche Person in der Menschheitsgeschichte hat erheblichen Einfluss genommen, auf das was ihr macht – und vor allem, wie ihr es macht?

Monsieur Bonaparte: Nun, da gäbe es so einige. Zum Beispiel niemand. Denn niemand hat den Strom erfunden, welcher unsere Verstärker speist und unsere Gitarren jaulen lässt!

Carlos Primero: Oder natürlich auch der alte Edison, welcher sich für die Lichtshow verantwortlich zeigt – obwohl, so wirklich erfunden hat er die Glühbirne ja auch nicht selber!
Miss Pineapple: Dann vielleicht Gandhi: Seine Lehre des gewaltfreien Widerstandes und die individuelle Selbstkontrolle und Selbstfindung klingt doch nach bonapartscher Bühnenshow!
The Bunny: Naja, ich schlage vor, die alten Griechen! Denn diese hatten bereits vor sehr langer Zeit wilde Karotten kultiviert und angepflanzt. Ich gebe Griechenland meine 12 Punkte!

Zum Abschluss: Ein Satz, der euch geprägt hat.

 

ALLE: ‚Sei nett zu den Leuten auf dem Weg nach oben, denn auf dem Weg nach unten wirst du sie wieder antreffen.‘