Blumentopf im Interview
Wurstgesicht mit Senf
Die Münchner Jungs vom Blumentopf sind seit genau 20 Jahren im Rapgeschäft und lassen sich demnach nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Wenn VOLUME blöde Fragen stellt, wird mindestens genauso bescheuert geantwortet. Roger und Schu sprechen zwar nur am Rande über das neue Album ‚Nieder mit der GbR‘, dafür aber ausführlich über Kiffmeisterschaften, Senf in allen Variationen und den Weltuntergang in Wien.
Hip Hop! ‚6 Meter 90‘ war ein riesen Hit in den 90er Jahren – hättet ihr euch damals nicht schon gemütlich zur Ruhe setzen können?
Roger: Scheiße, das hätten wir tatsächlich machen sollen – stattdessen haben wir alles für teure und sinnlose Musikvideos rausgehauen…
Schu: Stimmt! Sprichwörtlich soll man ja immer dann aufhören, wenn es am schönsten ist. Nur haben wir uns nach dem Debüt ‚Kein Zufall‘ nicht getraut und wollten noch ein bis zwei Alben nachlegen. Jetzt sind’s halt mittlerweile sieben Stück geworden. Es ist schon wirklich seltsam, wie die Dinge gehen…
Das Leben ist nicht immer fair! Welchen Job hättet ihr heute eigentlich in einer Welt ohne Rap?
Roger: Ich wäre gerne richtiger Musiker geworden – hat nur für Hip Hop gereicht. Auch okay! Aber mal ernsthaft: Beim Blumentopf gibt es durchaus Rapper, die das Zeug zum Arbeiten hätten. Beispielsweise halten wir seit Jahren Holundermann erfolgreich davon ab, sein Studium in Physik abzuschließen und die Welt mit atemberaubenden Erfindungen zu bereichern. Ihm fehlt nur noch die Doktorarbeit. Inhaltlich geht es da um Gleitbeschaffenheiten von Flüssigkeiten – der Erotikbranche steht also ein revolutionärer Durchbruch bevor!
Wie viel müssen Rapper durchschnittlich am Tag kiffen? Für den Flow und so…
Schu: Das ist von MC zu MC unterschiedlich: Manche schaffen ordentlichen Flow mit einem Gramm am Tag – andere hingegen müssen sich fast komplett wegbetonieren, um überhaupt zwei gerade oder sich reimende Sätze hinauszukriegen. Es gibt keine Faustregel! Da hilft nur eine Kiffmeisterschaft, um festzustellen, wer mehr verträgt. So passiert bei einem Treffen mit unseren österreichischen Freunden von Total Chaos und Kollegen vor ein paar Jahren. Ich glaube mich daran erinnern zu können, auch wenn keiner mehr was von diesem Abend weiß, dass wir Deutschen gewonnen haben. Kein Zufall: Wie beim Rauchen, so auch beim Fußball. Obwohl ich hier festhalten möchte, dass wir beide Leidenschaften heute nicht mehr aktiv betreiben.
Roger: Stimmt, das überlassen wir jetzt der Jugend…
Apropos Newcomer: Ist dieser Cro nicht unglaublich süß?
Schu: Absolut! Vor allem ist der Bursche mit seiner Pandamaske ganz wichtig für den Tierschutz – ich würde jetzt fast wieder für den WWF spenden. In jedem Tierpark so ein kleiner Cro an der Eingangstür, und die Pandas sind gerettet!
Von den süßen MCs aus Stuttgart zu den bösen Rappern nach Berlin – habt ihr Angst vor den harten Jungs aus der Hauptstadt?
Roger: Im Münchner Glockenbachviertel habe ich mehr Angst vor den Jungs und ihren Harten.
Schu: Denen willst du nicht alleine im Dunklen begegnen – dagegen sind Berliner, Wiener oder Frankfurter alles nur kleine Würstchen.
‚Nieder mit der GbR‘ – was soll das heißen?
Schu: Großbritannien, Gebrüder oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts? Nein, sondern gutbürgerlicher Rap! Ein bisschen Musik ist auch drauf.
Roger: Ich glaube nach wie vor, dass Gesichtswurst der passendere Albumtitel gewesen wäre. Alleine schon wegen dem dazu passenden Merchandise. Außerdem hätten wir uns dann auch endlich mal Masken aufsetzen können – aus Salami, Schinken oder Weißwurst. Lecker, oder?
Schu: Ja, aber nur mit Senf!
Vermisst ihr eure Münchner Weißwurst, wenn ihr durch Österreich tourt?
Schu: Allerdings! Vor allem fehlt uns der süße Senf dabei besonders. Aber in Wahrheit ist der süße Senf gar kein Senf, weil er nicht gemahlen wird – das ist nur Maische, versetzt mit Honig. Jeder Senfmüller weiß das – in Deutschland gibt’s noch sieben Leute, die diesen ehrenvollen Beruf ausüben. Im Jemen gibt es übrigens die einzigen drei Kamelsenfmühlen der Welt.
Bevor wir weiter um den heißen Senf reden: Österreich qualifiziert sich für die WM in Brasilien und besiegt Deutschland spätestens im Finale! Welche Raportage kommt dann vom Blumentopf?
Schu: Die Beste, die es jemals gab – ein permanentes, total volltrunkenes Herumgebrülle mit Schimpfen bis zum geht nicht mehr.
Roger: Dazu tanzen wir dann nackt Samba auf dem Zuckerhut.
Schu: Und wir lassen unseren österreichischen Kollegen DJ D.B.H. einfliegen, der sich dann live in den neuen Edi Finger verwandelt!
Bevor das passiert, tourt ihr im Winter durch die Alpenrepublik. Warum sollen die Leute zu euren Konzerten kommen?
Roger: Weil’s draußen saukalt ist, wir aber drinnen richtig einheizen!
Schu: Außerdem blasen wir uns an jedem Abend die Adventskranzlichter aus.
Roger: Noch ein cooler Nebeneffekt unserer Tour für Österreich – sollte am 21. Dezember wirklich die Welt untergehen, dann wenigstens mit Blumentopf in Wien.
Sehr beruhigend! Bis bald mit Wurstgesicht und Senf.