Big Beat Bromance
Disclosure im Interview
Ihr Debüt ‚Settle‘ aus dem Jahr 2013 gilt schon jetzt als Meilenstein moderner elektronischer Popmusik. Jetzt legen die Gebrüder Lawrence ihren zweiten Langspieler nach: Ende September erscheint ‚Caracal‘ – der Titel ist an die luchsartige, gleichnamige Katze mit den schwarzen Ohren angelehnt. Was es sonst noch alles über das neue Album zu wissen gibt? Guy Lawrence hat VOLUME verraten, wer das dritte Bandmitglied von Disclosure ist, wie sich ihr Alltagsleben seit ihrem grandiosen Erfolg verändert hat, warum nichts über Kendrick Lamar geht und wann es zum nächsten Gastspiel in Österreich kommt!
‚Settle‘ hat 2013 Daft Punk vom Thron der UK Charts gestoßen. Majestätsbeleidigung! Habt ihr euch dafür mittlerweile entschuldigt?
(lacht). Bis jetzt noch nicht! Ich habe aber auch nicht das Gefühl, dass wir irgendetwas falsch gemacht haben.
Und wie wichtig ist es jetzt, dass ‚Caracal‘ an der Spitze der Charts einsteigt?
Kein Zweifel:
Natürlich würden wir es abfeiern, mit dem zweiten Album am Erfolg der ersten Platte anschließen zu können. Unser Ziel ist jedoch vielmehr, dass ‚Caracal‘ langfristig relevant bleibt. Viele Alben stehen kurz auf dem 1. Platz, geraten aber dann schnell wieder in Vergessenheit, weil der Hype vorbei ist und keine prägnanten Songs darauf zu hören sind. Wir haben auf jeden Fall Alles dafür gegeben, dass ‚Caracal‘ das nicht passiert.
Das zweite Album ist angeblich immer eine Art Zerreißprobe für junge Bands. Gilt das auch für Disclosure?
In Musikerkreisen gibt es diesen Spruch: Du hast dein gesamtes Leben Zeit für das erste Album, für das zweite weniger als sechs Monate. Das mag sein und auch einen gewissen Druck erzeugen. Aber bei uns war das von Anfang an anders! Wir hatten nicht einmal für den ersten Langspieler sechs Monate zur Verfügung. Bei ‚Caracal‘ war das nicht viel anders – also haben wir diese Zerreißprobe schon längst bestanden. Außer, dass wir mehr Erfahrung beim Produzieren hatten – was dem Album hörbar zugute gekommen ist.
Wer war die wichtigste Person, die euch während der Albumproduktion unterstützt hat?
Jeder einzelne Song auf ‚Caracal‘ trägt die Handschrift von Jimmy Napes – er ist das heimliche, dritte Bandmitglied von Disclosure.
Was hat sich seit dem Einschlagen von ‚Settle‘ in eurem alltäglichen Leben verändert?
Wir sind umgezogen und leben jetzt beide in London – schließlich konnten Guy und ich ja nicht auf ewig bei unseren Eltern wohnen. (lacht)
Jetzt gibt’s also eine WG mit deinem Bruder?
Nein, jeder lebt in seiner eigenen Wohnung. Unser regelmäßiger Treffpunkt bzw. unser gemeinsames Spielzimmer ist das Studio, in das wir natürlich dementsprechend investiert haben.
Worin siehst bzw. hörst du den größten Unterschied zwischen ‚Settle‘ und ‚Caracal‘?
Anders als bei ‚Settle‘ ist jetzt auf jedem neuen Song ausgefeilter Gesang dabei – von wunderbaren Gaststimmen wohlgemerkt. Es war eine persönliche Entscheidung, dass wir uns noch mehr aufs Liedermachen konzentrieren, nicht nur an Beats basteln wollen.
Mal ehrlich: Wie lange war die Liste der Anfragen von Sänger und Sängerinnen, die mit euch einen Song aufnehmen wollten?
Berechtigte Frage! (lacht)
Es stimmt, wir mussten tatsächlich einigen Leuten absagen, obwohl wir ihren Sound lieben – darunter waren auch ein paar richtig gute Freunde. Also alles nicht so einfach! jeder Gastbeitrag funktioniert, nur weil große Namen aufeinander treffen. Manchmal kann so etwas auch einen Song ruinieren. Beispiele für missglückte Gemeinschaftsarbeiten gibt es zur Genüge. Darum sind wir natürlich stolz, wenn unsere Songs so einschlagen, auf denen uns Stars wie Gregory Porter die Ehre erweisen…
Oder Sam Smith, Lorde, The Weeknd, Kwabs…
Stimmt, die Gästeliste ist lang und gespickt mit Hochkarätern. Aber das war nicht geplant, sondern hat sich im Laufe der Produktionszeit ergeben. Der Song mit Lorde zum Beispiel ist erst ganz zum Schluss entstanden – sie hat uns bei den letzten Brit Awards gefragt, wir haben Ja gesagt und schon war ‚Magnets‘ im Kasten.
Wenn nicht gerade ein renommierter Gaststar für Disclosure singt, übernimmst du neuerdings das Mikrofon. Kannst du dir vorstellen, auch anderen Bands deine Stimme zu leihen?
Sag niemals nie! Aber geplant ist derzeit nichts, ich konzentriere mich erst einmal darauf, unsere neuen Songs auf den Boden bzw. auf die Bühne zu bringen.
Dein absoluter Lieblingssong ist „Walking on the Moon“ von The Police. Was ist dein persönlicher Hit für 2015?
Ich will und kann das Jahr 2015 nicht auf ein Lied beschränken. Aber das Album „To Pimp a Butterfly“ von Kendrick Lamar zählt wohl zu den besten Veröffentlichungen des Jahres, wenn nicht sogar des Jahrzehnts. Ich habe kürzlich eine Show von ihm gesehen – das war echt ganz großes Kino und extrem professionell! Der Typ ist jetzt schon ein richtiger Superstar…
Stimmt, das haben wir erst jetzt beim FM4 Frequency Festival selbst erleben dürfen! Und wann kommt Disclosure wieder live nach Österreich?
Kein Schmäh: Wien ist eine meiner absoluten Lieblingsstädte, denn ich liebe es, dort in Museen zu gehen. Darum lassen wir es uns mit Sicherheit nicht nehmen, unseren neuen Sound in der Donaumetropole zu präsentieren. Es dauert zwar noch bis 2016, aber dann kommen wir zurück. Versprochen!
Wir verlassen uns darauf! Bis bald mit Disclosure zurück in Österreich…