"Bei uns basiert das Songwriting auf enormem musikalischem Respekt"
KRAWALL im Interview
KRAWALL, ein dynamisches Duo mit Wurzeln im burgenländischen Großwarasdorf. Inspiriert von österreichischer Musik und internationalen Rockbands, hat KRAWALL seinen ganz eigenen Sound gefunden. Ursprünglich als Geheimprojekt von Marco und Andreas gestartet, erblickte KRAWALL vor etwa vier Jahren das Licht der Welt. Mit einer einzigartigen Mischung aus Pop und Rock und dem charmanten Einsatz des Dialekts haben sie sich schnell einen Namen gemacht. Die Single „Bei dir“ stürmte direkt die Ö3 Austro Charts Top 10. Wir haben mit ihnen über ihre Anfänge, das Songwriting und ihr Debütalbum „Durch die Nocht“ gesprochen.
Wann habt ihr beschlossen, Musik zu machen?
Marco: Wir kennen uns seit der Kindheit. Das erste Mal standen Andi und ich auf der Bühne, da war er 9 und ich 13 Jahre alt. Es gibt bei uns im Burgenland ein Kulturzentrum, die KUGA in Großwarasdorf, und das war für uns das zweite Wohnzimmer. Wir haben dort an einem Rock-Pop-Workshop teilgenommen, und das waren unsere ersten Bühnenerfahrungen. Verschiedene Musikprojekte sind dort entstanden; wir waren zuerst ein bisschen parallel unterwegs. Ich hatte eine Band, die mehr in die Grunge-Rock-Richtung ging, Andi hat teilweise Metal gespielt und war in einer Progressive-Rock-Band, von der ich ein großer Fan war. Nach einiger Zeit landeten wir bei der COFFEESHOCK COMPANY, bei der wir seit 2010 spielen. Wir sind mit dieser Band durch ganz Europa gereist, was eine sehr wichtige Schule für uns war. Irgendwann kristallisierte sich heraus, dass wir auch etwas anderes machen wollten, und zwar im Duo.
Andi: So wurde KRAWALL geboren! Bei Marco und mir basiert das Songwriting auf enormem musikalischem Respekt. Wir haben mit KRAWALL sicheren Raum, in dem jeder seine Ideen einbringen kann, ohne dass der andere darüber lacht oder sie kritisiert. So entstanden viele Songs und Demos, die wir in meiner Wohnung oft bis tief in die Nacht aufgenommen haben, oft auch nach ganztägigen Proben. Deswegen heißt unser Debütalbum auch „Durch die Nocht“, weil sämtliche Ideen in dieser Zeit, meist zwischen 4 und 5 Uhr morgens, entstanden sind. Die Musik wurde immer mehr, aber wir haben es nie geschafft, sie fertig zu machen, weil dieses Projekt immer unser Geheimnis war. Dann kam der Lockdown, keine Konzerte mehr und ganz viel Zeit zu Hause. Da haben wir uns gedacht, vielleicht ist jetzt der Moment, um aufzunehmen und zu veröffentlichen.
Marco
Wer hat sich den Namen der Band überlegt?
Marco: Die Idee stammt von Andi. Er heißt im Nachnahmen Karall, aber Andi Krawall ist sein Künstlername. Als wir überlegten, wie unsere Band heißen soll, fanden wir, dass sich „KRAWALL“ cool anhört und auch optisch gut aussieht. Eine Künstlerin, die Line-Art macht, hat unsere Gesichter gezeichnet, und ein guter Freund von uns, ein Grafiker, hat diese dann so gesetzt, dass es super aussieht. Danach kam noch der typische KRAWALL-Schriftzug dazu und es war perfekt. „KRAWALL“ ist ein prägnanter Name, der im Gedächtnis bleibt.
(c) Capture the Show
Andi, du hast in Amerika studiert. Wie würdest du diese Erfahrung beschreiben?
Andi: Es war großartig. Marco hat mich sogar dort besucht. Nach meinem Studium in Wien hat meine Mutter vorgeschlagen, ich solle mir die Summer School am „Berklee College of Music“ in Boston ansehen. Eigentlich war geplant, dass ich nur über den Sommer dort bleibe. Doch ich konnte eine Audition spielen, bekam ein Stipendium und blieb zwei Jahre dort. Ich habe viele Schlagzeugkurse belegt und auch Kurse, die mich aus meiner Komfortzone lockten, wie Songwriting. Jede Woche mussten wir ein Assignment vor der Klasse präsentieren, und da waren richtig gute Leute dabei. Marco kam auch zu Besuch und hat sogar eine Harmonielehreprüfung mitgeschrieben. Wir haben einen Trip nach New York gemacht und waren in verschiedenen Studios unterwegs. Es war eine extrem inspirierende Zeit.
Anfangs habe ich die meisten Texte geschrieben, aber mittlerweile machen wir das komplett zu zweit. Wir ergänzen uns gegenseitig.
Wer schreibt bei KRAWALL die Texte und warum sind sie im Dialekt?
Andi: Zu Beginn waren viele Ideen auf Englisch, aber wir haben schnell gemerkt, dass der Dialekt einfach besser passt. Wir können zwar Englisch, sind aber trotzdem keine Native Speaker. Mit dem Dialekt fiel es Marco auch einfacher sich auszudrücken.
Marco: Der Dialekt hat so schöne Vokale und Metaphern, mit denen man spielerisch umgehen kann. Er ist sehr dankbar beim Songwriting und Texten. Anfangs habe ich die meisten Texte geschrieben, aber mittlerweile machen wir das komplett zu zweit. Wir ergänzen uns gegenseitig.
Andreas
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben? Zwischen Akustiknummern und fetzigen Rock/Pop finden sich auch Synthi-Elemente.
Marco: Das ist unser „Liquido-Moment“. Wir haben mit dem Produzenten Daniel Fellner gearbeitet, der viele Ideen eingebracht hat. Unsere Musik ist schwer zu kategorisieren. Wir haben sicher Einflüsse von Austropop, John Mayer und Alice in Chains. Aber KRAWALL ist KRAWALL.
Andi: Unser erstes Album war uns sehr wichtig. Es ist eine Sammlung von Ideen, die über Jahre entstanden sind. Die nächsten Alben sollen anders klingen und neue Elemente einbringen.
„Die Sunn“ – um wen geht es in diesem Lied und was hat es mit dem „Votahaus“ auf sich?
Marco: „Die Sunn“ handelt von einer sehr wichtigen Person in meinem Leben, die verstorben ist. Diese Person hat ihr Leben lang für die Familie gearbeitet und mir eine lachende Sonne hinterlassen. Das „Votahaus“ ist eine Phrase aus einem burgenländischen Volkslied. Es bedeutet „Gottes Haus“. Obwohl ich nicht gläubig bin, wollte ich dieses Element drinlassen, weil es zeigt, wie die ältere Generation den Tod mit Leichtigkeit betrachtet.
Wer von euch hudlt am meisten?
Marco: Wir sind beide ziemlich nervös, besonders vor wichtigen Auftritten.
Andi: Vor unserer Release-Show in der ((szene)) Wien waren wir extrem nervös. Aber prinzipiell ist Marco entspannter.
Ihr habt mit Seiler und Speer in ausverkauften Hallen gespielt. Was ist das für ein Gefühl, vor so einer gewaltigen Menge an Leuten zu spielen?
Marco: Das war umwerfend. In Klagenfurt vor etwa 6.000, in Innsbruck vor etwa 8.000 und in Graz vor etwa 10.000 Leuten zu spielen war unglaublich. Die Leute sind wirklich mitgegangen, obwohl sie uns nicht kannten. Als wir die Bühne räumten sangen sie sogar unsere Songs unaufgefordert weiter.
Andi: Es waren insgesamt erst unsere 5. bis 7. Gigs als KRAWALL. Das Projekt ist noch so frisch, und es ist eine riesige Herausforderung, die Studioproduktionen auf diese große Bühne zu bringen. Aber es war eine tolle Erfahrung.
(c) Pascal Riesinger
Euer Debütalbum „Durch die Nocht“ ist letztes Jahr erschienen. Können wir bald mit neuer Musik rechnen?
Marco: Ja, sehr bald. Wir sind wieder im Studio und wollen auf jeden Fall nachlegen. Wir arbeiten ja mit Daniel Fellner zusammen und wollen mehr im Studio entstehen lassen. Die besten Songs schreibt man in einer Stunde, wenn es einfach aus einem heraussprudelt.
Was wünscht ihr euch für die österreichische Musikszene?
Marco: Ich wünsche mir, dass der Drive, der vor ein paar Jahren losgetreten wurde, weitergeht und immer mehr Genres ins Radio finden. Es gibt so viele gute Bands bei uns, die sich schwer tun.
Andi: Ich wünsche mir, dass Menschen wieder mehr auf Konzerte gehen und vor allem jungen motivierten Bands die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdienen. Eine Band zu gründen ist hart, abgesehen von den Skills, die man sich aneignen muss, ist es auch ein enormer zeitlicher und finanzieller Aufwand. Am meisten ist es Bands geholfen, wenn man auf ihre Konzerte geht und sich im besten Fall nachher beim Merch-Stand noch ein schönes Andenken mitnimmt.
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