Bass, Beats & Bros
Disclosure im Interview
Der Babyspeck klebt dem Brüderpaar Guy (21) und Howard (18) Lawrence noch an den Wangen. Macht nichts, der geht bald weg. Was hingegen bleibt, ist der Erfolg: Unter dem Namen Disclosure haben sich die Jungs aus Surrey, einer Grafschaft südlich von London, in die Oberliga der internationalen Dance Charts katapultiert. Der Grund für diesen raketenhaften Aufstieg ist das ausgewogene Verhältnis ihres Sounds: Mainstream und Underground, Clubtauglichkeit und Popappeal halten geschickt die Balance. 2013 haben die Gebrüder Lawrence mit ‚Settle‘ ein Album an den Start gebracht, mit dem sie HipHop, Soul, House, Garage und Dubstep zu einem eigenständigen Sound vermengen. Dass Disclosure damit den Nerv der Zeit treffen, zeigen ihre umjubelten Auftritte vor Tausenden von Menschen. Am 16. März spielen Guy und Howard live im Wiener Gasometer.
Nachdem ihr gerade erst der Pubertät entwachsen seid: Was waren eure allerersten Begegnungen bzw. Erfahrungen mit Musik?
Guy: Im Alter von drei Jahren habe ich bereits versucht, Schlagzeug zu spielen. Außerdem hat mein Vater zuhause immer sehr viel Musik gehört: Michael Jackson und so Zeug. Dazu bin ich dann immer durchs Haus gesprungen.
Howard: Dad hat auch immer wieder sehr laut ‚Call Me‘ von Go West gehört, daran kann ich mich noch besonders gut erinnern.
Guy: Generell lässt sich behaupten, dass wir als Kids schon sehr viel unterschiedlichen Sound gehört haben. Nicht nur aus Spaß oder zur Unterhaltung, denn wir haben dadurch auch gelernt, Instrumente zu spielen und wie ein funktionierender Song aufgebaut werden muss. Mit 14 Jahren habe ich mich noch für Post Rock interessiert, später dann für HipHop. Durch Rap bin ich mit elektronischer Musik in Berührung gekommen. Ich wollte unbedingt Beats produzieren – was ich dann auch gemacht habe.
Welcher Sound hat euer Schaffen als Disclosure am meisten beeinflusst?
Guy: Ich bin viel ausgegangen, habe mir unzählige Acts angesehen: Joy Orbison, Floating Points, James Blake, Mount Kimbie und Burial. Das Ganze hat mich sehr geprägt. Howard und ich haben dann mit Musikprogrammen am Computer herumgespielt, um unsere ersten Ideen umzusetzen.
Howard: Es folgte die erste Veröffentlichung: ‚Offline Dexterity‘, erschienen auf Moshi Moshi Records. Ein Track, der völlig ohne Vocals auskommt und nur mehr wenig damit zu tun hat, was wir heute musikalisch machen.
Was hat sich seither verändert?
Guy: Damals standen wir am Beginn. Wir wussten so gut wie nichts übers Produzieren – alles war Neuland für uns. Erst im Laufe der Zeit haben wir uns intensiver mit dem Songwriting auseinandergesetzt, versucht, Lyrics zu schreiben und uns auch auf die Suche nach interessanten Stimmen gemacht.
Howard: Wenn man sich unsere bisherigen Produktionen anhört, lässt sich hervorragend nachvollziehen, wie wir uns kontinuierlich weiterentwickelt und auch verbessert haben. Wir haben mit jedem neuen Release etwas dazu gelernt.
Nach zahlreichen und auch sehr erfolgreichen Singles habt ihr 2013 endlich ein Album veröffentlicht. Steckt hinter ‚Settle‘ ein Konzept?
Guy: Nein, es ist im Prinzip eine Auswahl an Tracks, die unseren derzeitigen musikalischen Output repräsentiert. Wir setzen verstärkt auf eine Kombination aus Vocals, poppigen Melodien, Samples und treibenden Rhythmen. Diese Elemente versuchen wir in Balance zu bringen. Dabei wollen wir weder Mainstream noch Underground sein.
Was hören die Gebrüder Lawrence privat?
Guy: Den Sound von der Dirtybird Crew feiern wir ab – daheim als auch beim Fortgehen. Fein sind vor allem die Sachen von unseren Freunden Shadow Child oder Justin Martin.
Howard: Neben House hören wir aber auch viel HipHop aus den Neunzigern: Slum Village, Gang Starr und J Dilla. Davon lassen wir uns inspirieren.
Ihr habt im Sommer auf zahlreichen Festivals vor Tausenden von Menschen gespielt. Was war das für eine Erfahrung und wie nehmt ihr diesen Schwung mit in die Konzerthallensaison?
Howard: Ich habe kürzlich nachgerechnet: Es waren 2013 rund 40 Festivals, auf denen Disclosure gespielt haben. Unglaublich, aber wahr! Teilweise waren die Reisestrapazen und der ganze Rummel um unsere Personen schon sehr anstrengend, aber wir hatten immer auch sehr viel Spaß dabei. Wir waren in den USA, in Australien und haben auch zahlreiche Shows in Europa gespielt. Es war bis jetzt eine verdammt gute Zeit – so kann es nächstes Jahr ruhig weitergehen…
Stimmt! VOLUME freut sich auf Disclosure live am 16. März im Wiener Gasometer.