Alles gut mit Christoph & Lollo
Im Interview mit Christoph Drexler
Alles gut? Alles gut. Na ja, ob wirklich „alles gut“ ist, bleibt offen – zumindest laut Christoph & Lollo. Das österreichische Kabarett-Duo meldet sich am 4. Oktober 2024 mit ihrem neuen Album „alles gut“ zurück.
Seit fast 20 Jahren pendeln Christoph Drexler und Lollo Pichler gekonnt zwischen Satire und gleichzeitig spielerisch leichter Musikalität. Dabei bleibt eines unverändert: Ihre Texte verbinden humorvolle Schärfe mit treffender Gesellschaftskritik – stets mit einem Augenzwinkern. Ob Internet, Corona, Social-Media oder Kaffeehauskultur: Auf ihrem neuen Album nehmen Christoph & Lollo die Eigenarten des Alltags und ihrer Heimat aufs Korn.
Im Gespräch spricht der Kabarettist Christoph Drexler mit uns über die Doppelbödigkeiten der österreichischen Kultur, die Herausforderungen der Gegenwart und verratet, was in ein typisches Österreich-Starterpack gehört.
Na, alles gut?
Christoph: Bezieht sich die Frage jetzt schon aufs Album? (lacht)
Nein, dazu kommt später noch eine Frage. (lacht)
Dann, ja.
Ihr macht seit langer Zeit Musik und Kabarett, seid seit Beginn ein DUO, habt einige Alben und einen festen Platz in der österreichischen Musik und Kabarettszene. „Österreichs odd couple des satirischen Liedguts vereint die Energie des Rock’n’Roll und den DIY-Gedanken von Indie-Punk mit sarkastischer Schärfe“ (Zitat) – würdest du mit dieser Beschreibung zustimmen?
Das klingt sehr passend. Seit unserer Kindheit haben wir davon geträumt, Rockstars zu werden. Auch wenn uns das Schlagzeug fehlt und wir noch nicht viele Fernseher in Hotelzimmern zertrümmert haben, aber die Attitüde ist da und vielleicht kommt das noch mit den Fernsehern. Wir haben das „Rockstar“ sein auf unsere eigene Art und Weise umgesetzt.
Euer neues Album erscheint am 4.10.2024 unter dem Namen „alles gut“. Es ist jetzt schon ein Weilchen her, dass ihr ein Album veröffentlicht habt. In Österreich ist das mittlerweile eine häufige Redewendung. Ist das eine ironische Anspielung auf die aktuelle Lage oder eher eine Frage an die Zuhörer: innen?
Den Begriff „alles gut“ hört man heutzutage ständig. Alleine wir haben ihn schon verwendet, nicht nur als Albumtitel. Es ist ein typischer Satz, den man immer wieder hört, weil er einfach prägnant und knackig ist. Aber genau darum geht’s: Vielleicht ist eben nicht alles gut. Das gilt nicht nur für Österreich, sondern für die ganze Welt. Es ist oft schon ein Reflex zu sagen „alles gut“, obwohl vielleicht das Gegenteil der Fall ist. Und darauf wollen wir anspielen. Es ist fast wie ein kleines Augenzwinkern gegenüber dieser ständigen Beschwichtigung, die wir alle gut kennen. Privat und von der Politik.
Welche Ereignisse haben euch bei der Entstehung des Albums beschäftigt, weshalb in euren Augen nicht alles gut ist? In Österreich gibt es sicher einige Themen zum Aufgreifen diesbezüglich.
Ja, da gibt es schon einige Themen zum Aufgreifen … biss’l zu viel manchmal, da weiß man oft nicht wo man anfangen soll. Unsere Themen auf dem neuen Album sind ziemlich vielfältig und primär Dinge, die uns über die Jahre beschäftigt haben. Es zieht sich durch das Internet, Social Media, Kaffeekränzchen, Politik und auch Nostalgie wie der Lockdown oder einen Rückblick auf das Jahr 2022. Themen, die wir eigentlich gerne hinter uns lassen würden, aber wir uns trotzdem verpflichtet fühlen anzusprechen.
Durch die Verwendung von Doppelbödigkeiten werden ernste, politische Themen oft mit Sarkasmus und Humor angesprochen in Österreich. Siehst du da ein Risiko, dass wichtige Themen weg gewitzelt werden?
Natürlich besteht da immer ein Risiko. Ich denke, dass Humor aber auch ein effektives Werkzeug sein kann, um leichter Zugang zu Menschen zu finden. Oft hilft er dabei, schwierige Themen greifbarer zu machen, anstatt mit einer unvermittelten, direkten Konfrontation zu kommen. Unser Ansatz ist es, mit einer Prise Humor auf ernste Themen aufmerksam zu machen.
Siehst du das als etwas typisch Österreichisches?
Ich glaube, dass es in Österreich eine Tradition gibt, bei der Humor eine zentrale Rolle spielt, wenn es darum geht, Themen zu durchdenken und zu kommentieren. Österreich hat diesbezüglich einen besonderen Schmäh drauf, um auf gewissen Dinge aufmerksam zu machen.
Was würde für dich, abgesehen davon, in ein Starterpack kommen, um Österreich treffend zu charakterisieren?
Einen Verbrennungsmotor (lacht), ein Bier, und wenn derjenige das zurückgibt, dann noch ein Bier und noch eins – und das geht so weiter. Dann Mozartkugeln, ein Lipizzaner, den man auch als aufgeschlossener Mensch reiten kann. Und natürlich das: „Die anderen machen das doch auch!“
Ihr behandelt in euren Programmen politische Themen, wo ein Witz nicht zu kurz kommt und auf Satire zurückgegriffen wird. Wollt ihr weiterhin in diese Richtung gehen, die ja auch eine gewisse Erwartungshaltung mitbringt?
Es ist wahrscheinlich so, dass wir in Österreich eine Nische besetzt haben, weil es nicht so viele Künstler: innen gibt, die in diesem Bereich unterwegs sind. Das führt natürlich dazu, dass wir sofort mit diesem speziellen Branding in Verbindung gebracht werden, was per se nicht schlecht ist. Manchmal spürt man bisschen Druck, wirklich konkrete politische Themen anzusprechen, weil die Leute gerade richtig darauf „gieren“. Das kann dazu führen, dass man auch mal Lust auf etwas anderes bekommt. Aber ehrlich gesagt, finde ich es wichtig und angenehm, über Themen zu singen, die uns persönlich wichtig sind und einen politischen Bezug haben. Wenn wir über Liebe singen würden, wäre das wahrscheinlich weniger interessant – vielleicht auch, weil uns dann das Schlagzeug fehlt.
Im Oktober beginnt euer neues Programm und eure Tour: Worauf freust du dich?
Neue Lieder zu singen, neue Menschen zu sehen und in verschiedenen Orten zu spielen. Unsere Auftritte sind immer ein kleines Abenteuer, weil wir viel improvisieren, das heißt, wir wissen nie, was genau an einem Abend passieren wird. Also ja: „Im Neuen liegt der Zauber“, hat irgendwer mal gesagt oder wahrscheinlich sowas in der Art.
Danke dir, Christoph, wir freuen uns auf das neue Album und euch live am 4.10. im Stadtsaal in Wien zu sehen.
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