Fr, 13. Mai 2016

Digitalism 'Mirage'

Album der Woche #19

Kaum zu glauben, dass es bereits über ein Jahrzehnt her ist, als Digitalism mit ihrer Hymne ‚Zdarlight‘ explodierten. Nu-Rave und Dubstep kamen und verschwanden (größtenteils) wieder, Hip Hop verwandelte sich in Trap und EDM ließ DJs zu Popstars werden. Knapp fünf Jahre nach ‚I Love You Dude‘ lässt das Hamburger Duo mit ‚Mirage‘ jetzt seinen mittlerweile dritten Langspieler vom Stapel.

Auf ‚Mirage‘ präsentieren Digitalism nicht nur ihren allerorts geliebten Sound, sondern öffnen sich gleichzeitig neuen Ansätzen und Möglichkeiten. Gleich von Beginn an spulen Jence und Isi ihr schweißtreibendes, fast nervenaufreibendes Tanzprogramm ab, das sich perfekt für jede Großraumdisco eignet.

Trotz ihres Abwechslungsreichtums ist die Platte der bisher wohl in sich stimmigste und homogenste Output der beiden Hansestädter. So steht auf ‚Mirage‘ euphorischer und geradezu radiotauglicher Elektropop gleichberechtigt neben gutturalen Dancefloor-Krachern, ohne dass jemals das Gleichgewicht dazwischen verloren wird. Mal extrem gute Laune verbreitend (‚Go Time‘), mal in sphärische Tiefen abdriftend (‚Utopia‘), mal haarscharf am klassischen UK-Rave vorbei (‚Power Station‘). Einflüsse von Disco, ein französischer Touch, Prog Rock, Rave und Hip Hop werden hier zu einer eklektischen Sound-Palette zusammengeführt, welche das Album schillern lässt.

‚Mirage‘ wurde in dem verhältnismäßig kurzen Zeitraum von sechs Monaten produziert. ‚Die Produktion fühlte sich dieses Mal sehr natürlich an,‘ erzählt Isi. ‚Das Geheimnis war dabei unsere neue Art von Unbeschwertheit.‘ Das Album ist inspiriert von Entbehrung und Reisen – ein klarer Wink auf zwei durchaus prägende Lebensumstände: Einerseits die ausgiebigen Touren, welche die Band überall hin – vom Coachella bis zum Melt! – geführt hat, so wie auf der anderen Seite, die derzeit getrennten Wohnsitze von Jence (London) und Isi (Hamburg).
‚Normalerweise kommen uns die besten Ideen, wenn nicht viel um uns herum passiert,‘ erklärt Jence den kreativen Prozess. ‚Wenn man in unsere Bunker-Studio das Licht ausknipst, ist da nichts außer absoluter Dunkelheit – bis man beginnt Dinge in seinem Kopf entstehen zu lassen, welche dann zu Musik werden können.‘ 

Aus dieser Dunkelheit ist ein strahlendes, für Szenekenner sehr facettenreiches Werk entstanden, das locker mit dem herkömmlichen, aber äußerst lukrativen Electro-Knicksi-Knacksi etwa eines Steve Aoiki mithalten kann.