Rock'n'Roll nach Plan
Game Rezension: Rock'n'Rodeo - Der Festivalmanager
Jeder, der jemals schon ein Festival besucht hat, weiß, dass es nicht leicht für Besucher ist sich dort gut zu organisieren. Wie muss es da erst den Veranstaltern ergehen? Rock’n’Rodeo zeigt es euch!
November 2013 – Das Spielefest in Wien ist in vollem Gange. Alle Besucher spielen die TopHits der Messe, doch da gibt es einen kleinen Stand im Obergeschoss, der Widerstand leistet. Ein netter Typ sitzt dahinter mit dem Schild „Rock’n’Rodeo – der Festivalmanager“. Sofort ist unsere rockige Aufmerksamkeit geweckt und wir begutachten dieses Projekt natürlich näher. Matthias Stark heißt der junge Spielemacher aus Deutschland, auf dessen Kappe diese Idee geht. Als regelmäßiger Festivalbesucher und leidenschaftlicher Brettspieler wollte er beide Passionen miteinander verbinden und hat Rock’n’Rodeo ins Leben gerufen. Als Kickstarter musste er 10.000,- €uro finanzieren, um das Spiel überhaupt Realität werden zu lassen und dafür durch Österreich und Deutschland touren, um diese grandiose Idee zu supporten. Wir haben seine persönliche Vorab-Version bekommen, um euch hier zu erzählen, wie es uns gefällt.
Das Spielprinzip ist schnell erklärt. Der Spieler, ein Veranstaltungsunternehmen für Festivals plant über mehrere Jahre ein Festival. Dabei gilt es Bands zu buchen, Besucher zu akquirieren, die Fans zufrieden zu stellen und Geld zu verdienen. (Denn irgendwie geht es dann doch immer ums Geld oder?)
Bei jedem der diversen Festivals, die zur Auswahl stehen, ist zu beachten, dass hauptsächlich die vorgegebene Zielgruppe (Metaller, Punker, Reggaes und Indies [oder eine Mischung aus den Fangruppen]) zufrieden gestellt werden soll. Das heißt, es muss für genug Zeltplätze gesorgt werden, es soll angemessene Gastronomiebetriebe geben und natürlich auch für Hygiene gesorgt werden. Nicht zu vergessen die Zeltplatz Vorlieben die jeder Fan so mit sich bringt, denn wer will schon neben Leuten campen, die er nicht ausstehen kann oder einen Caravan im gatschigen Rasen abstellen müssen.
Zu Beginn jedes Jahres gibt es die Booking–Phase, wo diverse Bands nach eurem Budget gebucht werden können und die jeweiligen Fans auch gleich mitbringen. (‚Die Chirurgen‘ bringen ihre Punk-Fans mit während ‚Motorkopf‘ ihre Metalheads im Schlepptau haben und so weiter.) Wenn für alle 3 Tage Bands gebucht sind, kommt es zum eigentlichen Festival.
Die Besucher reisen an, sie suchen sich passende Plätze am Camping-Gelände, wobei hier auf die Camping-Nachbarn zu achten ist. Am Nachmittag wird (mittels diverser Ereigniskarten) Flunkyball gespielt oder auf den Festivals der Gegner für Unruhe gesorgt.
Abends geht dann das Festival so richtig los. Die Besucher gehen ihren Bedürfnissen nach. Es wird Band geschaut, auf den Ständen Bier getrunken oder der ein oder andere findet seinen Weg zum nächsten Dixi-Klo. Gemessen daran wohin ihr eure Fans pilgern lasst, könnt ihr gute Stimmung verbreiten oder eure Geldbörsen wieder auffüllen.
In der Nacht eures Festivals (während eure Fans bei der Band oder in der ranzigen Frittenbude weiterfeiern) gibt es dann immer eine kurze Auswertung, wie gut oder schlecht sich euer Festival bisher tut. Dabei wird bewertet wie es um die Hygiene steht und wie sehr das große Chaos unter den Besuchern herrscht.
Nach 3 Tagen/Runden ist eure erste Festivalsaison vorbei und es werden die Siegespunkte ausgeteilt: je nach Stimmung, Hygiene, Müll bekommt jeder Spieler Siegespunkte und nach 2-3 Saisonen sieht man sich die komplette Anzahl der Siegespunkte an und hat den besten Festivalmanager gefunden.
Das hört sich gut an? Ist es auch. Der Festivalplaner für zu Hause ist sogar ein bisschen zu gut durchdacht! Man benötigt mindestens einen wenn nicht sogar zwei komplette und vor allem langsame Spieldurchläufe, bis man jede Aktion so richtig „behirnt“ hat. Erst dann hat man sich so richtig darauf eingeschossen wie man seinen Campingplatz zu organisieren hat oder wohin die Fans abends am besten zu schicken sind. Wie im realen Leben, denn welches Festival ist schon von Beginn an ohne Fehler! Jedoch müssen wir selbst nach 3-4 Partien immer noch das ein oder andere Mal auf die Anleitung (oder die genialen Erklärungsvideos) zurückgreifen, damit auch wirklich jeder Schritt eingehalten wird und nichts vergessen wird.
Einziger Kritikpunkt den wir gefunden haben? Nach jedem Festivaljahr müssen die gesamten Spielpläner wieder auf Tag 0 gestellt werden, das heißt so einiges an Fans wegräumen, zur Seite schieben und wieder Platz für Neues schaffen. Man darf sich zwar auf das zweite Jahr freuen, allerdings steht vorher ein bisschen Tischorganisation am Plan. Davon sollte man sich jedoch nicht abhalten lassen, denn es folgt ein größeres Festival mit mehr Fans und natürlich auch besseren Bands.
Die Crowdfunding–Phase ist bald vorbei, das Ziel von 10.000,- wurde sogar überschritten und ihr habt noch wenige Tage Zeit, um ein günstiges Festival fürs Wohnzimmer zu ergattern, denn schon ab 25,- € Unterstützung ist man dabei und erhält das Spiel, sobald es produziert wurde.
Zielgruppe ist klar Musikfans und Festivalbesucher, die ein Spiel ohne Würfelglück haben möchten und dafür lieber das Hirn ein bisschen mit Strategien rauchen lassen wollen. Damit kommt auch in der Nebensaison ein bisschen Festivalfieber auf!
Wir geben dem Festivalmanager alle unsere Devil Horns, die wir auf den Händen haben und freuen uns jetzt schon auf die Festivalsaison 2014 mit einer netten Partie Rock’n’Rodeo zur Einstimmung!
http://www.startnext.de/rocknrodeo
http://rocknrodeospiel.de
ENTWICKLER: Boardgame Guerilla
PUBLISHER: Boardgame Guerilla
GENRE: Strategie
PLATTFORM: Brettspiel