Mi, 18. Okt 2023
Walking in a Mario Wonderland

Walking in a Mario Wonderland

Super Mario Bros. Wonder

2D-Spiele aus der Super Mario Reihe sollten eigentlich nicht so gut funktionieren, wie sie das tun, vor allem über diese lange Dauer schon. Das Spielprinzip ist – mit leichten Abweichungen – seit 1985 das Gleiche. Von links nach rechts, über Hindernisse springen, ab ins Ziel, nächster Level. Auch Super Mario Bros. Wonder weicht im Kern nicht von dieser Formel ab, und trotzdem sind wir der Meinung, dass Nintendo hier das nächste Mario-Meisterwerk hingelegt hat. Wie hat es dieser Teil nun wieder geschafft, uns beim Spielen zu verzaubern? Das klären wir im Test.

Nein, Prinzessin Peach wird zu Beginn des Spiels NICHT entführt. Also zumindest da gibt’s schon die ersten Unterschiede zur alten Formel. Stattdessen macht Bowser einen auf Extrem-Immobilienhai und verschmilzt mit dem Schloss des Blumenkönigreichs, um danach als Schloss-Bowser (ja, wirklich) Unheil zu stiften. Mario und seine Kumpels schnappen sich daraufhin Prinz Florian vom Blumenkönigreich und machen sich auf die altbekannte Reise durch unzählige 2D-Levels, um Bowser und Schloss wieder auseinanderzubringen. Das Verlegen der Reise ins Blumenkönigreich nutzt Nintendo vor allem als perfekte Gelegenheit, um einige der kreativsten Ideen unterzubringen, die wir je in einem simplen Hüpfspiel gesehen haben.

Elefanten-Mario ist nicht nur stark, sondern schon auch ziemlich knuffig.

Flower power

Da wären zum Beispiel die Wunderblumen. Pro Level gibt’s davon eine, und wenn ihr sie berührt, passieren sehr wilde Sachen am Bildschirm. Es kann sein, dass sich sämtliche Farben ändern, dass sich die altbekannten grünen Röhren in schlangenartige Wesen verwandeln oder dass ihr plötzlich auf einer laufenden Herde Büffel das Level durchqueren müsst. Was sich Nintendo jedes Mal aufs Neue für die Wunderblumen-Sequenzen einfallen lassen hat, hat uns teilweise den Mund offenstehen lassen. Das sieht großartig aus, ist irre kreativ, und holt wirklich das Beste aus der inzwischen doch leicht betagten Hardware der Switch heraus. Dabei ist es egal, dass Super Mario Bros. Wonder kein ultrarealistisches Grafikfeuerwerk ist. Stattdessen tropft aus jedem kleinen Effekt, aus jeder lustigen Spielerei, aus jeder winzigen Soundtrack-Passage eine unglaubliche Menge an Witz und Charme.

Hier seid ihr plötzlich im Hintergrund unterwegs.

Das betrifft zum Beispiel auch die Power-Ups. Die Klassiker wie Pilz und Feuerblume sind natürlich wieder dabei, aber auch die Neuzugänge spielen sich richtig gut: Mario und seine Freunde können sich zum Beispiel neuerdings in Elefanten verwandeln. In dieser Form versprüht ihr Wasser mit dem Rüssel und walzt ansonsten alles nieder, was sich euch in den Weg stellt. Außerdem gibt es jetzt verschiedene Abzeichen, von denen ihr zu Beginn der Level eines anlegen könnt – die sorgen dann dafür, dass Wandsprünge besser funktionieren oder ihr euch im Wasser schneller fortbewegen könnt (was gleich eine uralte Schwachstelle der Mario-Spiele entschärft, nämlich die oft trägen Wasserlevel). Es macht Riesenspaß, die verschiedenen Abzeichen zu sammeln und dann in den einzelnen Passagen damit zu experimentieren.

Knackig schwierig, entspannt einfach

Vom Schwierigkeitsgrad her legt Super Mario Bros. Wonder einen spannenden Spagat hin. Einerseits sind wir in manchen Leveln richtig ins Schwitzen gekommen, denn gerade, wenn das Spiel Tempo aufnimmt oder ganze Level aus Hüpfpassagen bestehen, die im richtigen Rhythmus absolviert werden müssen, wird’s äußerst knackig. Stellenweise gehört Wonder zu den schwierigsten 2D-Marios, die wir bis jetzt gespielt haben. Jump’n’Run-Profis werden also ihre Freude haben.

Andererseits möchte Super Mario Bros. Wonder auch beispielsweise Menschen mit weniger Frustresistenz oder auch jüngere SpielerInnen mitnehmen. Es gibt etwa die Möglichkeit, als Yoshi oder Mopsi zu spielen – diese Figuren können zwar keine Power-Ups nutzen, sie nehmen aber auch keinen Schaden in den Leveln. In Verbindung mit dem Koop-Modus, der dafür sorgt, dass ihr alle Level gemeinsam spielen könnt, holt Wonder also wirklich alle ab, die sich gerne an das Spiel wagen möchten. Dazu passt auch, dass das Spielen mit bis zu vier Menschen gleichzeitig entschärft wurde: War es in New Super Mario Bros. U etwa noch so, dass ihr euch (absichtlich oder unabsichtlich) gegenseitig in diverse Abgründe schubsen konntet, geht das in Wonder nicht mehr – Figuren laufen durch MitspielerInnen einfach hindurch. Das sorgt zwar für weniger fiesen Spielspaß, lässt das Spielerlebnis aber insgesamt weit weniger chaotisch wirken.

Wo Licht ist, ist auch Schatten.

Fazit

Insgesamt sind wir hin und weg. Super Mario Bros. Wonder ist ein fast perfekter neuer Eintrag in der Mario-Reihe. Wenn wir etwas zu bemängeln haben, dann Kleinigkeiten (die Oberwelt ist stellenweise leicht unübersichtlich, das Extraleben-Management könnte dann auch mal weg). Insgesamt aber erwartet euch ein Spielspaß-Feuerwerk und in der Spätphase der Switch nochmal eines der besten Spiele für die Konsole überhaupt.

Und zum Schluss noch eine Info für Mario-Feinspitze: Nach rund 30 Jahren im Dienst ist die bisherige Mario-Stimme Charles Martinet in den Mario-Ruhestand gegangen. Sein Nachfolger ist der Schauspieler Kevin Afghani, und wir finden: Der macht das gut.

— Martin Hammerl

9.5

Das Gute

Unglaublich kreativ

Level stecken voller Ideen

Neue Abzeichen sinnvolle Ergänzung

Genauso schwierig, wie ihr es gerne hättet

Couch-Koop funktioniert einwandfrei

Das Schlechte

Oberwelt unübersichtlich (damit hier auch etwas steht)

Shortcut Super Mario Bros. Wonder
Release 20. Okt 2023
Studio Nintendo
Publisher Nintendo