Da draußen hört uns niemand schreien
The Callisto Protocol Review
Endlich wieder ein düsteres Sci-Fi Horrorabenteuer bei dem einem das Dead Space Herz höher schlagen lässt. Das wird vermutlich der Gedanke eines jeden Spielers sein, der einen kurzen Blick auf The Callisto Protocol wirft. Auch wir haben einen Blick auf den Planeten geworfen und möchten nun unser eigenes Protokoll abgeben. Schreie inkludiert.
Willkommen auf Callisto. Einwohnerzahl unbekannt. Denn auf diesem Planeten, der in erster Linie als Gefängnis dient überschlagen sich die Ereignisse. Eigentlich war unser Protagonist Jacob Lee nur auf einer Transportmission. Doch als sein Schiff kurz nach dem Start auf den Planeten abstürzt findet sich dieser schnell selbst als Insasse vor. Doch unser Aufenthalt in der Zelle ist nicht von langer Dauer, als sich einige Häftlinge in monströse Kreaturen verwandeln und im Gefängnis kurzerhand Chaos ausbricht. Schnell findet sich Jacob im Kampf ums Überleben auf der Suche nach einem Ausweg den Planeten wieder verlassen zu können. Doch woher kommen die Kreaturen, warum wurde Jacob eingesperrt und was für eine Fracht hatten wir an Board und was ist eigentlich auf Europa passiert? All diese Fragen stellen wir uns, bekommen aber im Laufe der Storyline nur wenig zufriedenstellende Antworten.
Zu Beginn können wir für die insgesamt 8 Kapiteln der Storyline einen von drei Schwierigkeitsgraden auswählen. Wir haben uns über den schwierigsten Modus rüber getraut und haben diesen größten Teil unserer Reise als durchaus fordernd empfunden.
Optisch ist The Callisto Protocol eine pure Augenweide für Horror und Sci-Fi Fans. Die Szenerie könnte was ebenso aus einem Alien Film entstammen und holt uns durchaus ab. Allerdings trügt die Idylle. Denn schon kurz nach den ersten Spielminuten zeigt The Callisto Protocol seine Schattenseiten. Die Zwischensequenzen, von denen im Spiel aber dankenswerter Weise gar nicht mehr so viele vorkommen, sind asynchron zwischen Ton und Bild. Vor allem die deutsche Fassung leidet sehr stark darunter. Was heißt das in kurz? Ihr hört meistens den Dialog bevor sich das Bild der Situation anpasst. Naja.
Bei der Erkundung selbst sind wir in erster Linie relativ linear unterwegs. Ab und zu gibt es zwar ein paar Abzweigungen, die nach einem Kreis wieder an unserer Ausgangsposition enden oder sich einfach als Sackgasse entpuppen. Trotzdem machen sich diese Erkundungen vor allem im schwereren Modus bezahlt, denn am Ende wartet zwar nicht der Topf voll Gold, aber eine Kiste mit Materialien. Diese sind oft essentiell für unsere nächste Herausforderung mit den mutierten Insassen. Leider ist in der ersten Hälfte des Spieles unser Inventar durchaus eingeschränkt und wird trotz Erweiterung nicht dem Potential an sammelbaren Objekten gerecht. Ob hier dadurch eine potentielle Entscheidung ala „welche Gegenstände sind mir wichtiger“ erzwungen werden soll ist uns unklar. Wir fanden es in erster Linie eher Schade.
Aber nicht nur nutzbare Gegenstände können gefunden werden. Auch Audiodateien, sowie Chips können im Zuge der Storyline oder Abseits davon entdeckt werden. Diese beinhalte entweder einen notwendigen Türcode oder erzählen uns etwas mehr über die Ereignisse von Callisto. Doch Achtung: Sterbt ihr kurz nach dem Aufsammeln der Objekte kann es durchaus sein, dass ihr im erneuten Versuch diese wieder sammeln müsst sofern ihr den Anspruch habt alle Objekte am Ende euer Eigen zu nennen.
Damit beschreibt sich für uns etwa 70% der Gesamtspielzeit. Erkunden, Sammeln, Wissen aneignen. In den anderen gefühlten 30% geht es ans Eingemachte. Denn hier stellen wir uns in unterschiedlichster Art und Weise den Monstern von Callisto. Allen voran und essentiell der Nahkampfangriff. Da ihr zum größten Teil des Spieles immer nur auf einzelne Gegner trefft bzw. diese einzeln anlocken könnt ist dies vor allem im schweren Modus eure meist genutzte Option. Dabei schlagt ihr einfach in Kombos auf euren Feind ein. Sollte dieser einmal selbst ausholen ist Ausweichen angesagt. Dafür müsst ihr lediglich euren Stick nach links oder rechts bewegen und halten solange ihr einen Feind anvisiert. Das merkt ihr aber nur daran dass eure Aktion auch funktioniert. Andernfalls bekommt ihr ordentlich was einzustecken. Klingt zwar super Easy, hat uns aber bei so manchem Kampf aufgrund von eigener Inkompetenz oder falschen Tracken des Games zur Verzweiflung gebracht. Sterben wir, so gibt es zahlreiche Checkpoints. Allerdings müssen wir uns im Falle von Zwischensequenzen diese jedes Mal erneut ansehen. Das gilt übrigens auch für die Gore-Sterbeanimationen, die wohl das Kernstück von Callisto Protocol sind. Allerdings haben wir relativ schnell herausgefunden, dass wir im Falle eines Todes einfach über das Pausenmenü den letzten Checkpoint laden können und so die 500 Sterbesequenz überspringen können.
Je weiter in der Story voranschreiten umso mehr Schusswaffen bekommt ihr, sofern ihr die notwendigen Blaupausen einstreicht. Allerdings ist Munition oft Mangelware, weshalb wir den größten Teil auf die oben beschriebene Methode zurückgegriffen haben. Nur ab und zu nutzen wir die Option im Kampf um nach ein paar Treffern eine Kombo abzuschließen oder um die Tentakel an Feinden, die sich weiter entwickeln wollen, abzuschießen. Doch auch trotz Mutation haben wir den Eindruck, dass sich das Spiel auf etwa 5 Gegnertypen beschränkt. Treffen wir doch einmal auf mehrere Gegner gleichzeitig, so können wir unser „Gravity-Modul“ nutzen um die Gegner an uns zu ziehen und in rotierende Maschinerien aller Art zu werfen. Hier zeigt das Spiel ganz klar seine Stärken.
Wirklich essentiell waren die Schusswaffen vor allem in den Bosskämpfen. Diese gibt es zwar, bleiben aber, außer aufgrund des hohen Frustrationsfaktors kaum in Erinnerung. Alle laufen in etwa dem Schema F ab: Feind greift an, Feind wird getroffen, Feind mutiert, usw. Wirkliche innovative Kämpfe, trotz Mutationsfaktor, gab es leider nicht.
Damit wir aber nicht ganz unvorbereitet in den Kampf ziehen treffen wir immer wieder auf den „Reforge“ aka 3D-Drucker. Dort können wir unsere gesammelten, ungenutzten Gegenstände gegen Callisto Credits (Warum zur Hölle brauchen Gefangene eine eigene Währung?) tauschen und damit unsere Waffen und Ausrüstung verbessern (Ok, was machen die Gefangen wirklich mit dem Geld?).
Nach etwa 12h endet auch unser Abenteuer in The Callisto Protocol. Aktuell wird uns noch kein Neues Spiel + geboten, um etwaige verpasste Sammelobjekte einzusacken. Allerdings bietet das Spiel auch kaum Reiz für ein erneutes Durchspielen.
Fazit
Ein bisschen vorbelastet sind wir schon in unseren Test gestartet. Denn auch auf der Gamescom 2022 gab es nur Gameplay von The Callisto Protocol zusehen, aber nicht selbst testen. Das ist leider oft auch ein Indiz, vor allem bei einem Spiel das 4 Monate später erscheint, das etwas im Busch ist. Im Falle von The Callisto Protocol heisst das leider: Außen Hui, Innen Pfui. Optisch wirkt das Spiel wie einer der besten Titel des Jahres. Schöne Szenerien und Settings holen uns wie gesagt komplett ab und sind wie wir uns ein Sci-Fi Horror erwartet haben. Wenn da nicht noch die Story und das Gameplay wären. Vor allem Erstere holt uns leider so gar nicht ab sondern entpuppt sich für uns im Laufe der Story immer mehr als 0815 ist eh klar Geschichte. Leider bleiben auch die Interessanten Fragen, wie warum wurden wir eingesperrt, für uns bis zum Ende unklar. Beim Gameplay merkt man den Fokus auf den Gore Aspekt. Die Animationen und Optionen Körperteile abzuhacken oder zu zerstückeln wirken ausgereift. Allerdings sind diese Allein nicht ausreichend für ein mageres Gesamtpaket. Aufgrund des aktuellen Preises (etwa 80€) und der Gesamtspielzeit (10-15h) sehen wir aktuell wenig Grund das Spiel jetzt zu kaufen. Allerdings könnte sich der Titel für kurzweilige Aktion anbieten. Wenn der Preis wie bei Order 1866, zu dem wir einige parallelen feststellen können, in etwa dem Gesamtpaket entspricht.
— Fabian PadrtaDas Gute
+ G O R E und Animationen
+ Setting könnte aus einem Alien-Film entsprungen sein
Das Schlechte
- Vorhersehbare Storyline
- Oft Bugs im Gameplay
- Asynchrone Ton/Audiospur