Tales of Berseria
Mit Tales of Berseria bringt Bandai Namco schon das zweite Spiel der Tales Serie auf die Playstation 4. Da der Vorgänger hauptsächlich für seine schwache Story, sowie das zu simple Kampfsystem kritisiert wurde, wurden diese Punkte in Berseria stark verbessert.
Gleich von Anfang an zeigt sich Berseria von seiner besten Seite. Die Grafik wurde stark verbessert, die Charaktere sind sympathisch, viele Dialoge wurden vertont und die Liebe zum Detail ist überall erkennbar.
Der Spieler nimmt die Rolle von Velvet ein, welche sich in einem verschlafenen, idyllischen Dorf um ihren kranken Bruder kümmern muss. Doch die Idylle ist, wie schon erwartet, trügerisch, denn immer mehr Dämonen tummeln sich im angrenzenden Wald. Schon bald wird das Dorf von Dämonen überrannt, und beim Versuch ihren Bruder zu retten verliert Velvet ihren Arm. An der Stelle des Armes erhält Velvet einen Dämonenarm, der ihr unglaubliche Kräfte gibt. Doch auch mit ihren übermenschlichen Kräften wird Velvet überwältigt. Ihr Bruder wird in einem Ritual geopfert sie für die nächsten 3 Jahre in einen Kerker eingesperrt. In diesen 3 Jahren hat sie nur ein Ziel: Denjenigen umzubringen, der ihren Bruder getötet hat.
So düster das Spiel anfängt, so düster geht es auch weiter. Denn von Hass getrieben sind Velvet jegliche Mittel recht und somit schließen sich auf ihrer Reise Betrüger, Dämonen und Gefangene an. Der ungewöhnliche Mix an Charakteren ist erfrischend, und es fällt einem schwer, irgendwen nicht zu mögen. Ein Novum für mich im Tales-Universum. Ein weiteres Novum ist, dass die Story von Berseria etwas mit dem Vorgängerspiel Zestiria zu tun hat. Je länger man spielt desto häufiger fallen einem Begriffe wie Sheperd und Zaveid auf, und sogar Gebäude von Zestiria spielen in Berseria eine Rolle. Wer sich jetzt Sorgen macht, dass die Geschichte auch so flach und kurz ist, der kann getrost durchatmen. Von der Komplexität und der Länge erinnert Berseria eher an Xilia und Vesperia.
Beim Kampfsystem wurde allerdings ein starker Schritt zurück gemacht. Dieses ist wesentlich näher an den älteren Teilen und hat mit Zestiria nichts mehr gemeinsam. Von Beginn an hat jeder Held drei Seelen, die sich durch das Einsetzen von Artes (einer Art Spezialangriffe) leeren. Ohne Seelenenergie kann der Charakter keine Fähigkeiten mehr einsetzen und auch nicht gegnerischen Angriffen ausweichen. Mit der Zeit füllen sich die Seelen wieder auf. Doch auch die Anzahl der Seelen kann sich ändern. Fügt man dem Gegner eine Statusveränderung zu, oder betäubt ihn, so stiehlt man ihm eine Seele und hat ab sofort vier. Dies gilt auch für die eigenen Charaktere: Falls man selbst an einer Statusveränderung leidet hat man nur mehr zwei. Hat ein Charakter mehr als drei Seelen so kann er eine Seele opfern um einen besonderen Spezialangriff zu starten. Das Opfern von Seelen füllt eine andere Leiste, durch die man die wunderschön in Szene gesetzten Mystic Artes auslösen kann.
Lustigerweise aktiviert das Spiel erst sehr spät (ungefähr nach 8 Stunden Spielzeit) die Möglichkeit Gegner von hinten anzugreifen oder selber von hinten angegriffen zu werden, was die Anzahl der Seelen von Beginn an beeinflusst.
Zu dieser Zeit wird auch einem bewusst, dass die Entwickler sich hauptsächlich auf den Anfang konzentriert haben. Wurde man gegen Anfang von der Grafik noch positiv überrascht, so merkt man schnell, dass die Landschaften, Städte und Höhlen im späteren Spiel sehr einfallslos und austauschbar mit vorherigen Teilen sind. Auch die Musik bietet, außer einzelnen Tracks, keine neue Richtung und wird wohl kaum wem im Gedächtnis bleiben.
Fazit: Mit Tales of Berseria dürfte Bandai Namco viele alteingesessene Fans wieder glücklich machen. Die Liebe zum Detail, die vielen gesprochenen Dialoge mit NPCs, der Mix an skrupellosen Charakteren, sowie das neue Kampfsystem und die komplexe Story sprechen definitiv für Tales of Berseria. Man kann sich nur wünschen Bandai Namco hätte in die Musik und in die Grafik auch so viel Arbeit reingesteckt.
— Konrad Salomon