Sims 4 - Review
Wer braucht schon das reale Leben…
… wenn er bei den Sims wohnen kann. Ohne viel Anstrengung ein fettes Haus bauen kann, seine perfekte Familie selbst kreiert und den idealen Job gleich bei der ersten Bewerbung bekommt.
Wer kennt sie nicht – die Phase in der man einfach mal von der realen Bildfläche verschwindet, in einer dunklen Kammer zubringt und nur vom Monitorlicht angestrahlt wird. Nicht die Schweinerein die ihr jetzt alle im Kopf habt, ich meine natürlich Sims 4 zocken. Denn ja – es ist so addictive wie die Vorgänger, auch wenn es nicht besser ist. (Ich spreche aus Erfahrung. Ich wollte nur noch bis Mitternacht spielen. Keine Ahnung warum dann plötzlich mein Wecker für die Arbeit geläutet hat und wo die Stunden dazwischen hin gekommen sind.)
Alleine bei der Erstellung des eigenen Sim sind die Varianten jetzt wirklich unendlich. Von Augen, Nase und Mund über die Frisur bis hin zu den Klamotten, alles kann natürlich wieder ausgesucht werden. Doch nicht nur, dass ihr euch die perfekte Augenform wählen könnt, auch Winkel und Größe können danach noch beliebig angepasst werden. Natürlich darf man sich auch mit den Körperproportionen herumspiele und seinem Sims das ein oder andere Pfund auf die Hüften drücken (oder natürlich auch wegschmelzen lassen). Muss man sich nur noch entscheiden, ob man sein reales Selbst in die Sims 4 einbringen will oder doch lieber einen crazy Charakter selbst erfindet.
Ein bisschen mager fällt dabei allerdings die Auswahl der Klamotten aus. Konnte man sich früher noch in einem Kleiderschrank durchwühlen, bei dem wahrscheinlich sogar Paris Hilton vor Neid grün werden würde, so beschränkt sich die Auswahl jetzt wirklich auf eine überschaubare Kommode. Dafür kann man jedoch bereits vordefinieren, wie man im Alltag, beim Sport oder auch in Abendgarderobe gedresst sein möchte und zieht sich im Spiel dann in weiterer Folge immer gleich passend an.
Wenn man sich dann endlich den perfekten Charakter gebaut hat, braucht der natürlich auch noch eine Persönlichkeit, ein Lebensziel und so weiter. In einfachster Manier kann man das jetzt in Sims 4 entscheiden und festlegen. Keine ewig langen und undurchschaubaren Schieberegler mehr – nur mehr einfaches Auswählen von 4 Haupteigenschaften. Diese bringen im Spielverlauf zusätzlich Fähigkeiten, schnelleres Lernen in bestimmten Tätigkeiten und witzige neue Aufgaben und Features mit sich.
Dann geht es ab in die große Welt – rein in die neue Bruchbude. Natürlich zu Beginn erst einmal ganz ohne Cheatcode und nur mit dem wenigen Geld das man hat. Doch alleine dafür kann man sich schon ein kleines gemütliches Häuschen leisten und halbwegs stilvoll einrichten. Sicherlich keine Villa, aber ein ausreichender Start in den Alltag mit Job, Freunden und Freizeit.
Das einrichten und Ummodeln von bestehenden Häusern ist genauso leicht wie eh und je – wem allerdings sogar das zu lang ist, der kann jetzt sogar voll möblierte komplette Zimmer platzieren und spart sich somit den Designteil der Häuslebauer.
Das Spielprinzip ist immer noch das gleiche wie bei den Vorgänger Titeln. Im einfachsten Ausdruck: überleben und dabei nicht bankrottgehen. Im besten Fall vielleicht sogar im Job aufsteigen und die eigene Bude zu Luxushütte ausbauen. Dabei den eigenen Sim auf Trab halten und immer schön alle Bedürfnisse erfüllen. Für den Beginn unterhaltsam und zeitintensiv – allerdings damit muss man sich im realen Leben ja auch herum schlagen.
Die Eigenschaften die man sich zu Beginn gewählt hat, beeinflussen auch wirklich das eigen Spielverhalten. Denn durch die unterschiedlichsten Aktionen können die Sims in Emotionen verfallen, die ihnen Vorteile oder natürlich auch Nachteile bei anderen Aufgaben bringen können. So kann man sich bei einer nachdenklichen Dusche inspirieren lassen, oder mit stolz geschwellter Brust aus der Küche marschieren, wenn das Essen nicht angebrannt ist. Auf Basis dieser Emotionen kann (muss man aber nicht) man dann vorgeschlagene Aufgaben erfüllen um die eigenen Erfahrunsgpunkte aufzubesser oder einfach in der richtigen Stimmung zum Job zu erscheinen und dadurch vielleicht die erhoffte Beförderung zu ergattern.
Diese Aufgaben wiederholen sich leider nur allzu häufig. Dieselben Emotionen lösen zumeist dieselben Aufgaben aus. Das gesamte Spielprinzip ist natürlich sehr wiederholend, doch hier hätte man sich doch ein wenig mehr Abwechslung durch die emotionalen Ausbrüche erhoffen können. Genau darum verliert das Spiel auch irgendwann an Spielfreude – obwohl man trotzdem nicht einfach aufhören kann. Man kann dann doch nicht so einfach abdrehen und seine eigene kleine Erschaffung einfach vor sich hin vegetieren lassen. Der eigene Sim ist ein bisschen wie das eigene Frankenstein Monster. Man muss ihn einfach lieb haben.
Was den Spielspaß deutlich mindert ist, wenn man als Freak der alten Teile dann leider feststellen muss, dass vereinzelt essentielle Dinge vergessen wurden. Wenn einem zum ersten Mal die Küche abfackelt und man sich eigentlich noch denk: „Wie gut, dass ich doch einen Feuermelder gebaut habe, obwohl das Ding einfach nur hässlich ist.“ Man steht in der Küche, versucht verzweifelt das Feuer zu löschen, es breitet sich aus, der Sim beginnt zu brennen… aber die Feuerwehr kommt nicht. Denn es gibt anscheinend einfach nicht mehr. Man verreckt nach nur zwei Stunden Spielspaß und Freude mit dem eigenen Selbst in der ersten eigenen Küche. Tragisch, der erste Grabstein steht damit schon mal im Garten.
Außerdem kann man lästige Nachbarn einfach nicht mehr im hauseigenen Pool versenken. Denn man KANN die Leiter davon einfach nicht mehr entfernen. Nicht mal mehr in die Sims kann mein seinem diabolischen Ich freien Lauf lassen.
(Außerdem – wer hat den Sims eigentlich immer so viel eigenen Willen mitgegeben? Wenn ich ihm gerade noch beauftrage damit, das Radio abzuschalten DANN SOLL ER ES GEFÄLLIGST NICHT SOFORT WIEDER AUFDREHEN!)
Die Sims 4 ist wie sein Vorgänger, noch nur ohne die vielen Add-Ons und ohne wirklich große neue Aufreger. Wirklich besser oder schlechter wird die Sache dadurch nicht. Klar die Grafik ist im Großformat schon besser, doch nachdem man zumeist doch seinen Sims Kosmos von weiter oben betrachtet auch nicht unbedingt notwendig. Wer die Sims bis jetzt gesüchtelt hat, der wird weiterhin sein Leben in diese bunte Welt verlegen wollen, allerdings ohne viele Improvements. Da kann man beinahe schon bei Sims 3 bleiben und die große Zahl der Erweiterungen noch ausnutzen. Wer die Vorgänger nicht kennt und sich als Newbie in das fiktive reale Leben stürzt, der sollte sich entweder von all seinen Freunden endgültig verabschieden oder gar nicht erst anfangen. Denn man verschwinden (ob man will oder nicht) für eine geraume Zeit vor der Bildfläche.
— Nina