Die Welt braucht Helden - Overwatch Review
Nach monatelanger Hype-Kampagne ist Overwatch endlich da. Und es ist fantastisch.
Bunter und verspielter Shooter
Gleich nach dem Start fällt auf wie farbenfroh Overwatch ist. In einem kurzen Auswahlbildschirm wählt man einen Helden aus und schon kann es losgehen. Am Start der Partie hört man sofort wie die verschiedenen Helden toll vertont ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten an den Tag legen. Auch das Leveldesign fügt sich nahtlos in den Comic-artigen Stil ein und dann ist man auch schon im Gefecht, mit Kugeln, Granaten und Raketen überall.
Das Klassensystem von Overwatch
Nach den ersten Partien wird schnell eines klar: Overwatch ist ein Teamspiel. Die verschiedenen Helden erfüllen alle bestimmte Rollen im Team. Sie sind grob in 4 Klassen unterteil: Offense, Defense, Tank und Support. Doch nur weil etwa Symmetra und Mercy als Supports klassifiziert sind, heißt das noch lange nicht, dass sie in einem Team die selbe Rolle erfüllen. Symmetra kann etwa kleine Geschütze an Wänden und Böden platzieren und ihren Mitspielern einen kleinen Schild verpassen. Mercy dagegen ist eine klassische Heilerin, die sich hinter einen Helden klemmt und diesen hochheilt, alternativ kann sie auch dessen Schaden boosten.
Blizzard hat sich bei Overwatch aktiv dazu entschlossen keinen F2P-Titel auf den Markt zu werfen, auch wenn dies vor Release viele erwartet hatten. Daher hat man von Anfang an Zugriff auf alle Helden, und das ist auch notwendig, denn es reicht nicht, am Anfang der Partie eine gute Mischung aus Helden zusammenzuwürfeln, wenn die Situation es verlangt sollte Held gewechselt werden. Denn die meisten Helden sind relativ einseitig was ihr Skillset anbelangt, und haben klare Stärken und Schwächen. Tracer im Gegnerteam ist zu lästig? McCree mit seiner Flashbang löst das Problem. Eingegrabener Bastion? Genji findet einen Weg.
Jeder Held hat im Allgemeinen eine Waffe, zwei normale Fähigkeiten, und ein Ultimate, wie man es aus Spielen wie LoL und Dota 2 kennt. Tracer hat etwa 3 kurze Sprünge in Laufrichtung, kann für sich die Zeit zurückdrehen, wodurch sie ihre Position und HP von vor ein paar Sekunden bekommt und ihr Ultimate ist eine Haftbombe mit extrem kurzer Reichweite, die die meisten Helden mit einem Schlag ausschaltet. Sie ist außerdem sehr schnell und hält absolut nichts aus. Für jeden Spielstil ist etwas dabei, und jeder Charakter macht auf seine eigene Weise Spaß.
PTFO
Um das Ultimate eines Helden zu bekommen muss man zuerst den Kreis unten in der Mitte des HUDs vollkriegen. Das tut man, indem man seine Rolle erfüllt – Mercy muss heilen, Reinhardt Dinge mit seinem Schild blocken, und so weiter. Alternativ: Alle Helden füllen die Leiste indem sie dem Gegnerteam Schaden zufügen.
Ein gut eingesetztes Ultimate kann ein Spiel entscheiden. Doch ein wichtiger Punkt hat sich bis jetzt, eine Woche nach Release, noch nicht ganz in allen Köpfen durchgesetzt: Es gibt kein Team-Deathmatch. Entweder muss ein Team einen Punkt halten, während das andere versucht ihn einzunehmen, oder eine Payload muss von einem Punkt der Map entlang einer vorgegebenen Route zu einem anderen Punkt gebracht werden, oder ein klassisches King-of-the-Hill auf zwei gewonnene Partien. So kann McCrees Ultimate richtig eingesetzt leichtfertig ein halbes Team umbringen – nutzt man die dadurch gewonnene kurzzeitige zahlenmäßige Überlegenheit dann nicht aus, um ein Ziel einzunehmen bringt es nichts, außer dass man schönere Stats am Ende vom Spiel hat.
Wie jedes Teamspiel hängt viel vom Spaß, den man hat, davon ab, wie gewillt/fähig die Mitspieler sind zu gewinnen. Mit Freunden macht es natürlich deutlich mehr Spaß, aber auch alleine konnte ich kaum aufhören zu spielen. Die Partien sind kurz genug, dass man sich auch bei Niederlagen nicht lange ärgert, die Account-Level kommen oft genug dass man immer den nächsten Level in Aussicht hat und das Spiel ist gesamt einfach so stimmig und fordernd, dass es einfach eine Freude ist es zu erlernen und die vielen Tricks der einzelnen Helden kennenzulernen.
Nicht F2P, alle Helden verfügbar, alle zukünftigen Maps und Helden gratis aber…
es gibt Loot-Boxen. Die erhält man bei jedem Level-Up des Accounts, nach den ersten 20, die sehr flott kommen, etwa jede Stunde Spielzeit. Sie enthalten 4 Gegenstände, von Skins über Sprays zu Emotes, eine große Menge an rein kosmetischen Gegenständen ist verfügbar. Nichts davon ist notwendig um Overwatch zu genießen, aber man will sie schon irgendwie haben. Blizzard verkauft sie netterweise für echtes Geld, aber wie gesagt – rein optionaler Inhalt.
Fazit
Overwatch ist großartig. Das Balancing scheint OK zu sein, nach so kurzer Zeit lässt sich dazu nicht viel sagen, anscheinend gibt es auf Top-Niveau ein paar Helden die etwas hervorstehen, aber als normaler Spieler wird so etwas nicht wirklich zum Tragen kommen. Die Map-Auswahl ist aktuell etwas begrenzt, aber ausreichend. Die Detailverliebtheit von Blizzard ist in jeder Pore des Spiels zu spüren, so sprechen die Helden in manchen Momenten ihre Muttersprache und die Animationen und Effekte sind trotz der objektiv sonst eher mäßigen Grafik eine Augenweide. Der Netcode bevorzugt den Schützen, das kombiniert mit der relativ niedrigen Server-Tickrate kann manchmal zu Frustmomenten führen, wenn man etwa um eine Ecke rennt und trotzdem noch stirbt. Abgesehen davon – einfach nur toll.
— Christian Novotny