Metroidvania Meisterklasse
Ori and the Will of the Wisps
Ori and the Will of the Wisps ist einfach zu erklären: Nehmt den Vorgänger Ori and the Blind Forest aus dem Jahr 2015 und stellt ihn euch in so ziemlich jedem Punkt größer, schöner und besser vor. Und nachdem der Vorgänger schon ein großartiges Spiel war, sind das doch richtig gute Nachrichten.
Vor allem für diejenigen von euch, denen es wie uns geht und die seit fünf Jahren auf den Nachfolger zu Ori and the Blind Forest warten. Der Überraschungshit hat 2015 die Gamingwelt mit malerischer Optik und knackigen Hüpfpassagen erobert und das österreichische Entwicklerstudio Moon Studios zu einem Namen gemacht. Wir freuen uns sehr, jetzt verkünden zu dürfen: Der Nachfolger ist sogar noch besser geworden.
Im Kern ist Ori and the Will of the Wisps ein Metroidvania im klassischen Sinne. Ihr lauft, hüpft und klettert durch eine immer größer werdende Welt, in der ihr mit immer neuen Fähigkeiten den nächsten Weg öffnet. Dazwischen verkloppt ihr kleinere und größere Gegner und sammelt unzählige Upgrades ein. So weit, so schon tausend Mal gesehen. Hier fühlt sich aber alles einfach ein bisschen besser an als bei der Konkurrenz. Das beginnt schon damit, dass Will of the Wisps nicht den gleichen Fehler macht wie unzählige Genrekollegen. In vielen Metroidvanias fühlt ihr euch zu Beginn des Spiels, als wärt ihr ein Stein auf zwei Beinen, bevor ihr die ersten Upgrades bekommt. Ori dagegen springt von Anfang an wie ein Gummiball durch die malerische Welt und wird im Laufe des Spiels einfach noch schneller. Das saugt einen sofort ins Spiel und motiviert auch, die letzten Winkel zu erkunden – Upgrades erhüpfen hat selten mehr Spaß gemacht. Das Kampfsystem hat im Vergleich zum Vorgänger außerdem eine gewaltige Überholung bekommen. Ori steht nun ein ganzes Arsenal an Waffen, Angriffen und jederzeit austauschbaren passiven Fähigkeiten zur Verfügung, das er entweder findet oder mit der neuen Ingame-Währung kauft. Kein Vergleich mehr zum simplen Tastendruck aus The Blind Forest.
Stichwort malerische Welt – Ori and the Will of the Wisps gehört mit zum Schönsten, was wir jemals auf einem Bildschirm gesehen haben. Die Welt von Niwen mit ihren verschiedenen Gebieten sieht aus, als hätte sie jemand komplett mit Wasserfarben auf eine Leinwand gemalt. Die Abschnitte selbst sind so abwechslungsreich, wie ihr es euch wünschen könnt – dichte Wälder, Wüstensand, finstere Höhlen, schneebedeckte Berge, alles mit dabei. Und bis in den letzten Winkel vollgestopft mit knackigen Hüpfpassagen und versteckten Passagen.
„Knackig“ trifft den Schwierigkeitsgrad auch ganz gut, denn Ori and the Will of the Wisps ist kein leichtes Spiel. Das mag vor allem deswegen überraschend sein, da von der Optik her leicht auf ein Kinderspiel geschlossen werden könnte. Manche Jump`n`Run-Passagen oder der ein oder andere Boss werden euch aber einiges abverlangen. Das ist an sich nicht weiter schlimm, da das Spiel mit einem sehr fairen Checkpointsystem arbeitet und die limitierten Savepoints des Vorgängers hinter sich lässt. Allerdings machten uns beim Test auf der Xbox One X aber immer wieder Ruckler zu schaffen, die gerade in den wahnsinnig schnellen Verfolgungsjagd-Abschnitten (mehr verraten wir hier nicht) gern mal zum Bildschirmtod führten. Sogar noch nerviger waren Bugs bei den Speicherständen – es kam im Test sogar einmal vor, dass Spielfortschritt verloren ging. Hier wird Entwickler Moon Studios wohl bald nachpatchen.
Einen der größten Pluspunkte haben wir bis jetzt noch nicht erwähnt: Nämlich das Design der Spielwelt und der Story an sich. Im Gegensatz zum Vorgänger trifft Lichtgeist Ori auf unzählige NPCs, die die Welt von Niwen bevölkern. Das Ziel zu Beginn des Spiels ist es, das Eulenküken Ku wieder zu finden, von dem Ori durch einen Sturm getrennt wurde. Die erwähnten NPCs wollen dabei helfen beziehungsweise euch daran hindern, langweilig wird es mit den wunderschön designten Figuren aber nie. Und haltet ein paar Taschentücher bereit, denn die Story von Ori and the Will of the Wisps ist überraschend düster und beschäftigt sich mit Themen wie Tod, Verlust und Trauer. Nicht das einzige Mal übrigens, dass wir kurz das Gefühl hatten, dass sich das Spiel etwas am grandiosen Genrekollegen Hollow Knight orientiert.
Abgesehen vom erwähnten technischen Schluckauf, der immer wieder mal vorkommt, haben wir insgesamt also absolut nichts an Ori and the Will of the Wisps auszusetzen. Noch dazu wird es von Start weg im Game Pass enthalten sein, und auch der Kaufpreis an sich ist um einiges niedriger als bei anderen Vollpreistiteln. Recht viel besser gehts nun wirklich nicht mehr.
— Martin HammerlDas Gute
fordernde und motivierende Gameplay-Schleife
wunderschöne Optik
großer Umfang
berührende Geschichte mit liebevoll designten Charakteren
Das Schlechte
immer wieder technische Schwierigkeiten und Ruckler