Murdered: Soul Suspect - Review
Jeder wollte doch wahrscheinlich immer schon mal ein bisschen Detektiv spielen. Aber mit den ganzen Gangstern und Schießereien kann das dann doch schon ein wenig gefährlich sein. Doch was, wenn ihr schon tot seid, als Geist noch in der Stadt herumirrt und euren eigenen Mord aufklären müsst? Zumindest könnt ihr nicht mehr sterben und durch Wände gehen macht die Ermittlungen doch auch einfacher.
Genau so passiert es Detective Ronan O’Connor. Er wird bei einer standardmäßigen Ermittlung plötzlich zum Mordopfer. Der Glockenmörder stürzt ihn aus einem Dachbodenfenster und gibt ihm auch noch mit der eigenen Dienstwaffe den Rest. Doch in Salem steigen die Seelen nicht einfach in die Unendlichkeit auf, zumindest nicht, wenn sie auf der Erde noch etwas zu lösen haben. Das hat Ronan definitiv, denn er muss herausfinden wer der Glockenmörder ist und ihn umgebracht hat.
So sammelt man Hinweise in den unterschiedlichen Szenerien und muss daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Denn wenn man alle Hinweise gefunden hat, muss man seine grauen Zellen ein wenig anstrengen und die wichtigsten Indizien zusammenfügen um in den Ermittlungen Schritt für Schritt weiter zu kommen.
Grundsätzlich mag das Spiel in erster Linie nach der Spieleinführung nicht ganz so aufregend klingen wie man erwartet. Als Geist irrt man nun durch Salem, sammelt verstreute Hinweise und ermittelt so in seinem eigenen Mordfall weiter. Doch ein Geist stößt irgendwann auch auf seine Grenzen. Denn auch wenn man durch Wände gehen kann (sehr praktisch wenn man in eines der geweihten Häuser durch eine offene Tür oder ein Fenster hineingekommen ist) so kann man nichts mehr anfassen oder mit niemandem reden – man kann sich einzig und allein mit ein bisschen Poltergeistern behilflich sein. Doch zum Glück dürfen wir relativ bald die junge Joy treffen – ihres Zeichens ein Medium die mit Geistern kommunizieren kann. So finden wir zumindest ein wenig Hilfe in der realen Welt.
Aber die Geisterwelt ist natürlich auch nicht nur von freundlichen Genossen besiedelt. So trifft man neben anderen verlorenen Seelen (die zumeist eine sehr gruslige Geschichte zu erzählen haben – scheinbar kursieren in Salem jede Menge Verbrecher, Diebe und vor allem Mörder der grausamsten Art) auch auf Dämonen. Diese wandern seit Ewigkeiten zwischen der Erde und der Hölle und haben sich dazu verschrieben neuen Seelen zu verschlingen. Gegen diese wirklich unguten Kreaturen kann man leider nichts tun – außer flüchten. Denn haben sie einen einmal gesehen, geht die Hetzjagd und Verfolgung los. Nur durch lautloses annähern von hintern ist es überhaupt möglich diese Dämonen von der Erde zu verbannen – eine nervenzerrüttende Aufgabe. Doch zum Glück nicht der Hauptfaktor im Spiel.
Den im Prinzip verlagert sich das Spielgeschehen sehr stark auf die Ermittlungen. Wer mit Suchbildern und Rätselraten seine Freude hat, der wird Murdered klar zu seinem neuen Spielfavoriten zählen. Die Ermittlungen sind wirklich ansteckend und machen süchtig – man will das Rätsel einfach lösen. Im eigenen Kopf bilden sich Vermutungen und Spuren, um dann doch wieder mit neuen Indizien über den Haufen geworfen werden. Man kann einfach nicht aufhören, bevor der Fall abgeschlossen ist.
Doch trotzdem ist das Spiel nichts für schwache Nerven. Auch wenn die Dämonen keinen wirklich riesigen Part spielen, so doch einen bedeutenden. Denn wer nach einigen Minuten auf die bösen Dinger vergisst, kann schon mal einfach durch eine Wand gehen und so einem grässlichen Ding in die Augen starren. Dann springt der Puls auf 180 und das Stresslevel in den roten Bereich. Die (im positiven Sinn) grauenhafte Musik dazu tut da ihren Beitrag. Diese Verfolgungsjagden können einem schon den letzten Nerv rauben – die nachfolgenden Spielminuten verbringt man dann mit schwitzenden Händen und einem zittrigen Controller.
Was das Spiel wirklich so besonders macht, ist die Inszenierung und das Setting von Salem. Die Umgebung ist so düster und gruslig, dass einem wirklich die Nerven bis aufs letzte gespannt werden. Wenn man mit den herum irrenden Seelen einen kleinen Plausch hält, kann es durchaus schon vorkommen, dass man sich danach die Menschen in seiner Umgebung (insbesondere zu später Stunde) etwas näher ansieht oder gar die Straßenseite wechselt. Die Geschichten die man zu hören bekommen (zumeist von Tätern) sind wirklich grausam und erschreckend – geben dem Spiel aber den richtigen gruseligen Touch den es für diese Geisterwelt braucht.
Ein Spiel, dass man trotz des Gruselns am bestem alleine spielt, denn für Zuseher mag der Spielverlauf eher fad daher kommen. Doch wenn man sich erst mal in die Ermittlungen verstrickt und seinen eigenen Horror bei jedem Dämon oder Geist überwinden muss auf jeden Fall ein Spiel das süchtig machen kann und nicht so schnell loslässt. Mit Gänsehaut Garantie für alle die zu schreckhaftem Verhalten neigen!
Für alle Platin Hunter sei allerdings gesagt: am besten gleich beim ersten Spiel alles Sammeln – ein zweiter Spieldurchlauf mit der gleichen Story macht dann nicht mehr wirklich Spaß.
— Nina