Di, 27. Jun 2023
Mittelerdes größte Schande

Mittelerdes größte Schande

Der Herr der Ringe: Gollum

Gollum ist ein zumeist hinterhältiger, gieriger und nicht besonders hübscher Charakter. Doch trotzdem hat er mit seiner gespaltenen Persönlichkeit einen gewissen Reiz – etwas Interessantes womit er die Freunde von Herr der Ringe in den Bann zieht.

Damit war die Freude groß, dass sich Daedalic Entertainment an ein eigenes Game rund um diesen vielschichtigen Charakter getraut hat. Und bei diesen Voraussetzungen kann doch kein schlechtes Games rauskommen. Oder? ODER?

Optik des Grauen

Ja wie bereits erwähnt – Gollum ist grundsätzlich nicht der Hübscheste, ich glaube darauf kann man sich einigen. Muss er ja auch gar nicht sein, wir lieben ihn genau so wie er ist. Was allerdings kaum zu erwarten war, dass man einen so „hässlichen“ Charakter einfach wirklich noch mehr verunstalten kann. Denn diese unendlich grauenvollen Glubschaugen die einen hier anstarren kann man sich einfach nicht wegdenken. Hier hat wohl sogar Saurons Auge weggeschaut als das genehmigt wurde!

Die Grafik und Optik macht ein Spiel zwar natürlich in erster Linie nicht aus – niemals! Aber hier ist die Abweichung von dem so bekannten Originalgesicht einfach so markant, dass es wirklich schon beeinträchtigend wird. Gollum erinnert weit mehr an Abe aus Oddworld als an eine Fantasy-Figur, die der Literatur von J.R.R. Tolkien entsprungen sein soll. Man will nicht hinstarren, muss aber auf den Screen schauen um das Game spielen zu können. Ein Zwickmühle die einen schon das ein oder andere mal in einer Cutscene das Gesicht verziehen lässt.

Doch konzentrieren wir uns eben auf das Game – und entschuldigen wir für einen Moment die Grafik.

Spiel ohne Skills

Leider muss man sagen, auch hier lässt das Game so einiges an Potential übrig. Wirklich „Fähigkeiten“ hat Gollum nicht, die meiste Zeit verstecken wir uns und schleichen in der Gegend herum. Spannendes und vor allem abwechslungsreiches Gameplay sieht dabei leider ein bisschen anders aus.

Im Fortlauf des Spieles dürfen wir zwar als „Gefängnisinsasse“ Arbeiten erledigen – genau so fühlen sich diese Aufgaben aber leider auch an. Repetitive Missionen, die sich auf Sachen finden oder weglaufen beschränken, ein bisschen klettern und springen hier – viel mehr kommt da leider auch nicht mehr.

Keine hinterlistigen Machenschaften und Gemeinheiten die man mit Gollum plant, keine Intrigen und Widrigkeiten. Leider so gar keine spannenden Aufgaben die zum Charakter passen würden und ein bisschen die Nerven und vor allem Kreativität kitzeln würden.

Das hilft dann leider auch nur sehr wenig um die Augen vor dem schlechten Optikkonzept zu verschließen.

Häftling der ungefüllten Lücken

Auch storytechnisch bleibt das Erlebnis leider sehr flach. Konfuse Erzählungen, weirde Handlungen und vollkommen irrelevante Szenerien ergeben irgendwie im Ganzen keinen Sinn. Warum spielen wir diese Geschichte überhaupt? Wo im Herr der Ringe Universum sind wir gerade?

All das sind grundlegende Fragen, die leider offen bleiben. Die Storyline bringt irgendwie keinen Mehrwert, fühlt sich von Anfang bis Ende nur an wie ein Lückenfüller. Aber eben für eine Lücke, nach der irgendwie niemand gefragt hat und für man auch scheinbar keine gute Geschichte gefunden hat.

Smeagol will Liebe

Ein kleines bisschen Harmonie wollen wir dann doch anbringen. Die wenigen, sehr kurzen und irgendwie spieltechnisch auch gefühlt komplett irrelevanten Sequenzen in denen man den inneren Konflikt zwischen Gollum und Smeagol erforschen darf sind interessant.

Die Überlegungen wie man sein anderes Ich von der eigenen Wahlentscheidung überzeugt machen ganz kurz Spaß – weil man nie wirklich weiß man die Grenze zwischen Gut und Böse überschreitet.

Doch damit wird viel zu wenig gespielt, die Szenarien sind irrelevante, der Ausgang im Endeffekt immer der Gleiche und somit fühlt sich auch dieser kleine Lichtblick leider sehr unnötig an im Gesamtkonzept.

Fazit

Leider ein Beweis, dass ein guter Franchise Name auf einem Game nicht reicht um ein gutes Ergebnis bringen zu können. Das Spiel wird dem Charakter und der Grundlage leider so gar nicht gerecht, zeichnet sich dann auch nur mit einfachem, langweiligen und repetitiven Gameplay aus und die Optik schlägt nur dem den letzten Nagel in den Sarg.

Schade um ein Game, dass definitiv mehr hätte sein können und ziemlich sicher mehr hätte sein wollen. Warum man hier überhaupt das GO für den Release gegeben hat ist eher fragwürdig. Da kennt man wesentlich besseres von Daedalic, hier hat man sich wohl ein bisschen den Zahn an der Größe des erwarteten Titels ausgebissen. Die Suche nach dem richtigen Schatz muss wohl weitergehen…

— Nina

2

Das Gute

- guter Soundtrack

Das Schlechte

- schreckliche Charakter Umsetzung

- zähe Storyline

- wenig interessantes Gameplay

Shortcut Der Herr der Ringe: Gollum
Release 30. Mai 2023
Studio Daedalic Entertainment
Publisher Daedalic Entertainment