Für alle was dabei!
Fire Emblem: Three Houses
Der von Fans heiß erwartete neue Ableger der Rollenspiel-Rundenstrategie Reihe feiert sein Debüt auf der Nintendo
Switch. Mit dem aktuellsten Teil kommen Unmengen an neuen Features dazu, es verabschieden sich jedoch auch Kernelemente die seit jeher Bestandteil des Franchise sind. Kann der neue Ableger dennoch überzeugen?
Hogwarts lässt Grüßen!
Der Kontinent Fódlan teilt sich in drei Nationen: Das Adrestianische Imperium, das Heilige Königreich Faerghus und
die Leicester Allianz. Seit dem großen Krieg der drei Mächte vor etlichen Jahren herrscht zwischen ihnen Frieden der
durch die Kirche der Seiros gewahrt wird. Im Zentrum des Kontinents findet sich im Kloster Garegg Mach eine Akademie, die vom Oberhaupt der Kirche geleitet wird, um Adelige der drei Nationen gemeinsam auszubilden und so den
Frieden aufrechtzuerhalten.
Als Spieler wird man recht früh von Rhea, der Erzbischöfin der Kirche der Seiros ausgewählt, um die Studenten der
Akademie zu unterrichten und sich zu Spielbeginn für eine der drei Häuser bzw. Allianzen zu entscheiden. Je nachdem
welches Haus man wählt, die Black Eagles, die Blue Lions oder die Golden Deer, stehen verschiedene Studenten, als
auch unterschiedliche Storystränge zur Verfügung. Und bereits hier steht man vor der Qual der Wahl, denn ist einmal
ein Haus gewählt, wird man diesem als Hauslehrer zugeteilt und kann später nicht mehr wechseln. Allerdings kann
man im späteren Spielverlauf Studenten der anderen Fraktionen abwerben, was allerdings nicht so einfach ist. Zusammen mit den unterschiedlichen Fraktionen, dem riesigen Kloster, das wie ein Schloss anmutet und dem Schüler-Lehrer
Prinzip erinnert das ganze sehr stark an Harry Potter.
Das bis dato größte Fire Emblem
Ein Spielzyklus besteht aus einem Kalendermonat, das man sich als Professor frei einteilen kann und an dessen Ende
immer eine Story relevante Hauptmission steht. Dabei wird einem der schiere Umfang des Spiels erst bewusst, wenn
man beginnt den Monat abzuarbeiten. Am Anfang der Woche teilt man als Professor ein, in welchen Bereichen die
Schüler sich weiterentwickeln sollen. Dabei haben alle Charaktere verschiedene Stärken und Schwächen. Zum Beispiel
ist Sylvain gut im Umgang mit Lanze, Axt und im Reiten, hat aber Schwächen im Bogenschießen. Je nachdem wie diese
Talente ausfallen, werden gewisse Fähigkeiten schwerer zu erlernen sein als andere. So verstreicht die Woche und die
Charaktere vertiefen ihre Kenntnisse in den ihnen zugewiesenen Sparten. Am Sonntag wird ein Resümee gezogen und
man sieht welche Fortschritte die Recken gemacht haben. Hat ein Student eine gewisse Erfahrung in den Fähigkeiten
erlangt, können sie ein Examen ablegen. Je nachdem wie gut sie in den Bereichen sind, erhöht sich die Chance diese zu
bestehen und man kann in eine neue Charakterklasse wechseln. Den Rest des Tages kann man frei bestimmen. Dabei
kann man das Kloster erkunden, einen Kampf bzw. eine Quest bestreiten, einem Seminar das Fähigkeiten vertieft beiwohnen, oder sich ausruhen und so Motivationspunkte auffüllen, die benötigt werden, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Wenn ihr jetzt denkt, das sei schon viel Handlungsspielraum – es kommt noch mehr. Erkundet man das Kloster,
so kann man mit allen Studenten reden, viele haben Quests und aufgaben für einen, man kann Kräuter anpflanzen,
angeln gehen, mit den Schülern kochen oder auch zu Abend essen, jemandem zum Tee einladen und so die Bande
stärken, bei verschiedenen Turnieren mitmachen, einkaufen gehen und und und. Es gibt jede Woche wieder neues zu
entdecken und andere Events zu bestreiten. Die Entwickler gingen dabei wirklich mit einer Liebe zum Detail ans Werk,
die ihresgleichen sucht. Auch die beliebten Support Konversationen sind wieder mit von der Partie, die die Beziehungen untereinander stärken und Boni im Kampf geben. Dabei sind die Gespräche wieder mit viel Liebe zum Detail aufbereitet und sehr gut geschrieben.
Ein Aus für das Weapon Triangle
Als Abschluss jedes Monats kommt eine Hauptmission die die Story vorantreibt. Jede Hauptmission beinhaltet einen
Kampf der, wie gewohnt, rundenbasiert abläuft. Einige Neuerungen gibt es allerdings und die größte davon ist das
Fehlen des sogenannten Weapon Triangles. In allen Teilen war es bisher so, dass Äxte einen Vorteil gegenüber Lanzen
haben, Lanzen gegenüber Schwertern und Schwerter gegenüber Äxten. Dieses grundlegende System, das viele Fans
schon lieben und hassen gelernt haben fällt dieses Mal gänzlich weg. Aber bietet das Spiel trotzdem noch taktische
Tiefe? Ganz klar, ja. Denn es gibt immens viel zu beachten.
Zum einen wären da die neu hin zu gekommenen Kampftechniken, die je nach Charakter und Klasse unterschiedlich
ausfallen und bei Erreichen eines neuen Fähigkeits-Levels erlernt werden. Dabei gibt es zum Beispiel bei Bogenschützen die Fähigkeit über die doppelte Anzahl von Feldern als üblich zu schießen und so weit entfernte Gegner zu treffen.
Oder bei einem Lanzenangriff Bonusschaden bei Monstern zu verursachen. Doch der Einsatz dieser Kampftechniken
sollte gut überlegt sein, denn die Haltbarkeit der Waffen leidet darunter und werden sie zu viel eingesetzt, zerbricht die
Waffe.
Aber nicht nur Kampffertigkeiten kommen hinzu, auch individuelle Fähigkeiten je nach Charakter sowie die neu eingeführten „Siegel“, die nur eine Anzahl auserwählter Studenten besitzt. Darüber hinaus kommen ab einem gewissen
Level Bestien hinzu, die über mehrere Lebensbalken verfügen.
Die wichtigste Neuerung allerdings sind die sogenannten Strategeme. Three Houses führt nämlich eine neue Spielmechanik ein, die es erlaubt Bataillone den Charakteren zuzuweisen. Diese verstärken nicht nur die Werte der Einheiten,
sie können im Kampf auch dazu befehligt werden die vorhin genannten „Strategeme“ auszuführen. Dabei greift das
zugewiesene Bataillon den Gegner an und erzielt so verschiedene Effekte. Der Gegner kann zum einen keinen Gegenschlag ausführen und zum anderen wird dessen Verteidigung geschwächt. Dies ermöglicht dem Spieler dann auch die
hartnäckigsten Festungen von Gegnern zu erledigen. Aber vorsicht! Nicht nur der Spieler verfügt über solche Bataillone! Durch die Fülle an neuen Fertigkeiten und Möglichkeiten macht es die Serie taktischer denn je.
Außen hui, innen hui
Dank der Möglichkeiten der Nintendo Switch bietet Three Houses eine für Fire Emblem Verhältnisse ungewohnte
Grafikpracht. Sowohl Gesprächssequenzen, Erkundungs- und Kampfsequenzen sehen fantastisch aus. Die Dialoge sind
durchgängig vertont und das bei einer unglaublichen Textmenge. Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet, besitzen eine klare Persönlichkeit und bei 34 individuellen Recken wird man bestimmt auch seinen persönlichen Liebling
finden.
Die Story rund um das Kloster Garegg Mach und die Ausbildung der Studenten der drei Reiche entfaltet sich langsam
aber mit spannend erzählten Sequenzen. Der erste Abschnitt des Spiels widmet sich unter anderem auch den Aufbau
des Hauptcharakters als Professor der Akademie und der Beziehung zu den Studenten. Das Spiel schafft es besser als
damals Fire Emblem Fates, dass die Charaktere einem ans Herz wachsen und man fühlt stets eine gewisse Lehrer-Schüler Beziehung. Gegen Mitte des Spiels gibt es allerdings einen Timeskip von fünf Jahren und man trifft dann nach und
nach auf die Studenten die einem so ans Herz gewachsen sind. Doch der Schein trügt. Die Reunion steht unter keinem
guten Stern. Denn die Nationen befinden sich jetzt im Krieg und nach und nach muss man im Spielverlauf die anderen
Studenten der Häuser bekämpfen und man muss teilweise wirklich mit sich selbst ringen, wenn man die lieb gewonnenen Recken der anderen Häuser töten muss. Three Houses entwickelt somit eine Dramaturgie, die in der Serie noch
nicht erreicht wurde und besticht in seiner einzigartigen Erzählweise.
Fazit
Ich habe knapp 50 Stunden bei einem Spieldurchlauf gebraucht. Dabei hab ich nur die Storyline eines Hauses gespielt.
Der Umfang und die Inszenierung sind einfach atemberaubend und ich kann es kaum erwarten mich in die nächste
Runde mit der nächsten Fraktion zu werfen. Für mich als eingefleischten Fire Emblem Fan ist es das beste Spiel der
Reihe bisher.
Das Gute
+ packende und emotionale Story
+ gewaltiger Spielumfang mit 3 sich unterscheidenden Storysträngen
+ das schönste Fire Emblem bisher
+ durchgängig vertont
+ interessante und motivierende Spielmechanik
+ gut ausgebautes Kampfsystem
+ orchestraler Sound
+ unglaublich viel zu tun abseits der Hauptstory
Das Schlechte
- für eingefleischte Fire Emblem Fans vielleicht sogar schon zu viele Nebenaufgaben