Endlich Open World... leider?
Pokémon Karmesin und Purpur
Es ist der Traum aller langjähriger Pokémon Fans – ein Open World Pokémon Game, ohne Vorgaben und Anweisungen was wir zu tun haben. Einfach die Welt erkunden und herumstreifen. Haben wir das jetzt endlich bekommen in den schillernden Farben von Karmesin und Purpur?
Willkommen in der Open World
Wie es scheint zumindest teilweise. Denn JA – Pokémon Karmesin und Purpur ziehen den Spieler nach langen langen Jahren endlich in eine Open World Welt hinein, in der es keinen strikten Leitfaden gibt, wie diese Welt erkundet werden soll. Welche Arena ist die erste? Welchen Gegner möchte ich zuerst besiegen? All das dürfen wir Spieler jetzt komplett selbstständig entscheiden. Insgesamt gibt es 3 große Story-Stränge aus denen ihr somit frei wählen könnt. Gemeinsam ergeben die ein schönes rundes Ganzes.
Wer ein bisschen Open World Games kennt, der weiß natürlich auch, dass eine komplett freie offene Welt dann vielleicht auch falsch beziehungsweise fast schon utopisch ist. Denn mit euren knuffigen Level 10 Starter-Pokémon könnt ihr natürlich theoretisch überall hingehen wo ihr wollt. Trotzdem stehen euch an manchen Orten einfach viel zu starke Pokémon im Weg und anderen Orts versperrt euch (noch) unzugängliches Terrain den Weg. Doch trotzdem könnt ihr eure Reise natürlich dorthin machen – ob ihr das auf Dauer überlebt ist halt die andere Frage. Somit bleiben natürlich immer noch ein paar sinnvollere Wege und ein paar unschaffbare Wege übrig. Aber wer die Challenge sucht, der kann sie sich diesmal definitiv suchen.
Overpowered oder gerade so machbar
Je nachdem wie ihr das Spiel also angehen wollt könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr euren Level den Arenen und Gegnern anpassen wollt, oder ob ihr euch lieber die Zeit nehmt und euer Team komplett aufblast um einen schnellen Rush durch zu machen.
Was dabei aber positiv auffällt – wer will kann das Spiel „theoretisch“ zweimal beginnen. Denn eine eurer erste Entscheidung in eurem Akademie-Abenteuer wird es sein in welche Richtung ihr die Akademie in Paldea verlassen wollt. Folgt ihr dem Ruf von Nemila und macht auf kürzestem Weg zu den ersten Arenen oder wollt ihr lieber Pepper helfen bei seiner Suche nach den geheimen Gewürzen. Oder seid ihr zuerst dabei um Team Star das Handwerk zu legen und die 5 Camps aufzulösen? Je nachdem begebt ihr euch in verschiedene „Anfängergebiete“ die ihr natürlich so oder so irgendwann durchstreifen müsst. Doch wer will kann einfach beim „Seitenwechsel“ ein neues Team aufbauen und sich nochmal den Kick der Herausforderung holen. Oder man rusht natürlich mit seinem mittlerweile vielleicht zu hoch gelevelten Team komplett durch.
(Option Nummer 3 wollen wir natürlich auch nicht vergessen – man könnte die Gebiete perfekt abwechselnd besuchen – aber wer will schon permanent von einem Ende zum anderen Ende der Map fliegen…)
So bietet die Open World auf jeden Fall jede Menge Möglichkeiten und Variationen, wie man sich das Spiel und den Schwierigkeitsgrad der Herausforderungen perfekt an seine eigenen Wünsche anpassen kann. Es darf sich also auf Spiel voller freier Entscheidungen und Abenteuer gefreut werden.
Hohes Gras so weit das Auge reicht
Große Änderung zu den typischen Hauptgames des Franchises und bereits aus Arceus bekannt – wilde Pokémon laufen jetzt wirklich frei im hohen Gras herum. Ihr könnt also all eure Encounter und Kämpfe perfekt planen und vorhersehen. Der Überraschungsmoment liegt nur mehr in euren eigenen Händen. Das macht nicht nur optisch extrem viel her sondern auch bringt auch ein extrem schönes Feeling mit sich. Man fühlt sich wirklich in eine Welt versetzt – in der Pokémon zum Tagesgeschehen gehören und einfach normal sind. Das Feeling sitz also.
Dazu kommt ein neues Feature – der Autokampf. Damit könnt ihr euer erstes Pokémon in der Liste selbstständig in den Kampf mit wilden Pok´émon um euch herum schicken. Das bringt zwar weniger Erfahrungspunkte, die Kämpfe laufen dafür wesentlich schneller ab, da sie automatisch anhand von Level und Typ der beteiligten Pokémon entschieden werden. Der Erfahrungspunkt-Grind wird damit zumindest einen Ticken einfacher.
Aufpassen müssen aber Shiny-Jäger! Denn Shiny Pokémon laufen – ganz genau gleich wie ihre normalen Monsterkollegen – ganz einfach im hohen Gras herum. Zu erkennen sind diese nur anhand ihrer unterschiedlichen Farbmerkmale, ansonsten werden sie nicht anders erkennbar gemacht. Wer seine Pokémon also einfach so in die Autokämpfe schickt, der läuft durchaus Gefahr unbemerkt das ein oder andere Shiny-Exemplar zu schnell zu bekämpfen.
Zudem gilt es jetzt auch ganz besonders die Unterschiede zwischen der normalen und der shiny Variante zu kennen. Denn wo manche Pokémon sich durch drastische Farbkontraste leicht erkennbar machen, ist bei anderen Exemplaren nur eine winzige Kleinigkeit ausschlaggebend mit welcher Variante ihr es zu tun habt.
Ein klein wenig Lieblosigkeit
Im Gegenzug zur doch so harmonischen und angenehmen offenen Welt lassen aber die Städte in Pok´émon Karmesin und Purpur ordentlich nach. Denn diese sind leider etwas lieblos gestaltet, wirken fast schon stiefmütterlich behandelt. In kaum eines der vorhandenen Gebäude kann man wirklich eintreten, die Shops sind nur designte Fronten die ein Menü öffnen und die NPC laufen ihren irgendwie auch ihren irgendwie belanglosen Weg.
Schade eigentlich, denn wer darauf Lust hatte konnte in witzigen Unterhaltungen und hübschen Häuschen immer ein bisschen tiefer in die Welt der kleinen Monster eintauchen und sich so mehr Tiefe und Geschichte in Pokémon bringen. Doch jetzt wirken alle Personen die nicht direkt mit der Story zu tun haben fast schon wie belanglose Pappfiguren, die einfach so in der Gegend herum stehen.
Pokémon bleibt Pokémon
Bei alle dem darf man natürlich nicht vergessen – wir reden hier immer noch von einem typischen Pokémon Spiel. Trotz aller Freiheiten die man sich plötzlich wählen kann, so gilt es im Grunde immer noch 8 Arenaleiter zu besiegen, ein rebellisches Gegnerteam zu eliminieren und ein paar Geheimnisse aufzudecken. Das typische Gameplay, dass wir uns erwarten und auch haben wollen von Pokémon.
Pokémon wird trotz einiger Anpassungen und Änderungen im Grunde dann doch eigentlich immer das gleiche Spiel bleiben. Welches wir ja auch so abgrundtief lieben wie das Fandom zeigt.
Ist die Switch am Ende ihrer Kräfte?
Bis jetzt also nur Lobeshymnen für doch einige schwerer wiegende Neuerungen und unserem geliebten Pokémon Franchise. Doch was das Spiel leider nicht unter den Tisch kehren kann – ganz egal wie sehr man das vielleicht möchte – sind die technischen Schwierigkeiten mit denen das Spiel zu kämpfen hat. Denn wie es scheint zeigt Pokémon Karmesin und Purpur jetzt sehr deutlich, dass die Switch mit ihren Kapazitäten am Ende ihrer Range angekommen ist.
Die Open World in Pokémon ist groß – insbesondere für ein Switch Spiel. Und sie ist voll gepackt mit Informationen wie frei beweglichen Monstern, Trainern und diversesten Objekte. Doch leider lässt das doch ordentlich an der Performance kratzen, denn ein Groß´teil der Texturen sind extrem schwammig, Objekte und Pokémon werden oftmals sehr spät nachgeladen und andere Charaktere bewegen sich oftmals mit gefühlten 5FPS obwohl sie eigentlich doch schon fast neben uns stehen.
Das schränkt zwar das Spiel an sich nicht ein, da wir hier nicht auf die präziseste Eingabe angewiesen sind, aber optisch sind die Probleme halt leider nicht zu übersehen. Wer darüber hinwegsehen kann, der bekommt seit langem mal wieder ein recht innovatives Pokémon Game, wem diese optischen Ausfälle zu gravierend sind, der wird wohl höchstwahrscheinlich den Titel auslassen müssen. Denn ob hierfür ein viel gewünschter Patch kommt steht noch in den Sternen. Und fraglich, ob Nintendo und Game Freak diese Problematiken nicht bereit im Vorfeld herausgearbeitet hätten, wenn es irgendwie möglich gewesen wäre.
Fazit
Pokémon Karmesin und Purpur bringen endlich das – wonach die ganze Fangemeinde schon immer verlangt hat: eine Open World im Pokémon Universum. Gleiches Gameplay aber mit der Entscheidungsfreiheit die man sich in einer solchen Welt halt irgendwie vorstellt. Reisen wohin man will, Kämpfen gegen wen man will, jede Ecke erkunden wann und wie man will. Eigentlich das perfekte Upgrade wären da nicht ein paar viele technische Problemchen.
Denn vielleicht kommt die langersehnte Open World immer noch einen Ticken zu früh, denn die gute alte Switch bläst wie es scheint schon ordentlich aus dem letzten Loch und hofft auf baldige Auffrischung ihrer Hardware! Doch dafür kann das Spiel grundlegen nichts – und das ist jedem Pokémon Fan nur ans Herz zu legen (der eben optisch das ein oder andere Auge zudrücken kann und will). Denn eigentlich wären wir doch gerne bei einer glatten 10 von 10… eigentlich…
— NinaDas Gute
+ endlich eine Open World
+ alle Pokémon frei im hohen Gras
+ Autokampf
Das Schlechte
- liebloses Charakter- und Städtedesign
- einige technische Mankos