Emio - der lächelnde Mann
Neue Famicom Detective Club Visual Novel
Ich durfte schon vorab in den neuen Ableger des Famicom Detective Clubs eintauchen. Wer den Teaser und den Hype um eine mögliche neue IP mitverfolgt hat, dürfte ziemlich enttäuscht gewesen sein, dass es sich „nur“ um eine Visual Novel handelt. Nichtsdestotrotz ist es seit langem wieder ein 18+-Spiel von Nintendo und man darf gespannt sein. Ich erzähle euch in diesem Test den ich spoilerfrei schreibe, ob mir Emio nur ein müdes Lächeln entlocken konnte, oder ob mehr dran ist als es scheint.
Nichts für Schwache nerven
Eines vorweg, die Alterseinstufung kommt nicht von irgendwo. Es werden sensible Themen behandelt und die Darstellung der Gewalt hat auch einen hohen Grad an Realismus, trotz des Anime-Stils. Aber genau das ist ein guter Ausgangspunkt für eine gelungene und erwachsene Story. Diese wird in gemächlichem Tempo erzählt und durch die Charaktere und Sounds wahrlich zum Leben erweckt. Manche Passagen lassen einem die Gänsehaut aufsteigen. Die Cutscenes zwischen den Kapital ließen mich regelmäßig unwohl fühlen. Die Präsentation ist wie nicht anders zu erwarten, bei einem Werk von Nintendo, großes Kino.
Es darf wieder gerätselt werden
Und mit rätseln meine ich nicht nur das Geheimnis um den Serienkiller Emio lüften, sondern auch die Steuerung und das Spiel an sich. Denn das Vorankommen hat bei mir Anfangs große Fragezeichen ausgelöst. Zeitweise war es nur ein Abarbeiten der verfügbaren Optionen im Menü wie befragen, ansehen und nachdenken. Irgendwann hat sich das Gespräch verändert, was mich, zugegeben sehr frustriert hat. Leute die die vorigen Teile bereits gespielt haben werden vermutlich weniger Probleme haben.
Wenn man jedoch dran bleibt merkt man dass das Spiel einen ein wenig anleitet. Wenn man am Ende der Optionen ankommt folgt ein grober Hinweis was man als nächstes tun könnte. Da hätte ich es tatsächlich besser gefunden, wenn die Dialoge nicht so fragmentiert gewesen wären und man eine Gesprächskategorie nicht mehrere Male anwählen muss.
Gameplay
Das Spiel unterteilt sich in grob 2 Bereiche. Ermittlungen in Umfeld und Gespräche. Man kann Personen befragen, sich näher ansehen und nachdenken sowie neue Personen ins Gespräch holen. Während der Erkundung kann man Bereiche wechseln und so verdächtige oder sonderbare Gegenstände im Gelände näher ansehen und untersuchen. Mit den Gesprächen und der Erkundung füllt sich unser Notizblock mit Informationen die wir zu einem Bild zusammensetzen müssen. Wie gesagt, es ist leider manchmal sehr undurchsichtig wie man weiter kommt, manche Aktionen müssen in der richtigen Reihenfolge abgehandelt werden damit es einen Fortschritt in der Geschichte gibt.
Wer also ein Actiongeladenes Spiel erwartet, den muss ich enttäuschen. Wer aber eine gut in Szene gesetzte und spannende Geschichte lesen will, der kriegt was für sein Geld.
Grafik
Liebevoll gezeichnete Hintergründe, Charaktere mit Tiefe und ordentlicher Mimik. Weniger ist scheinbar manchmal wirklich mehr – denn ich habe das Gefühl in einem Bilderbuch für Erwachsene zu lesen. Die Figuren bewegen sich meist nur wenn es relevant für die Geschichte ist und transportieren so die Gefühle und Emotionen die beim Spieler aufkommen sollen. Schrecken, Besorgnis, Ekel und Hilflosigkeit. Es ist eine Achterbahnfahrt und wenn man von den minimalistischen Stilmitteln nicht abgeschreckt wird, denn manche könnten das als langweilig betrachten, der wird ein lohnendes Erlebnis mit dem Spiel haben.
Fazit
Es ist eine schwierige Sache das Spiel zu bewerten, da es spielerisch wenig bietet. Man drückt sich durch Menüs durch, untersucht die Gegend und sammelt Informationen. Viel mehr Abwechslung gibt es nicht. Wenn ich jedoch das Erlebnis bewerten darf, dann wäre ich der Meinung es im oberen Bereich anzusiedeln. Denn ich mag ein paar Visual Novels sehr – und in Emio wird die Geschichte wirklich toll erzählt und der Sound tut sein übriges. Fans von Ace Attorney werden sich auf jeden Fall wohl fühlen, denn der Famicom Detective Club ist so ähnlich, nur düsterer und mit weniger skurrilen Figuren.
— BartyDas Gute
+ Spannende Geschichte
+ viele Wendungen...
+ liebevoll animiert
+ Charaktere mit Wiedererkennungswert
+ erstklassiger Soundtrack
Das Schlechte
- kein klassisches Tutorial
- ...einige vorhersehbar
- vorankommen in der Story manchmal nicht nachvollziehbar