Deponia Doomsday - Ein Ende ist nicht genug!
So wollte es zumindest die Community. Und das, was Studio Daedalic letztendlich aus den Wünschen ihrer Fans gebastelt hat, kann sich wirklich durchaus sehen lassen! Wer schon immer mal in der Zeit reisen, rosa Elefanten jagen, stylische Aluhüte basteln, an einer Wolpertingermaschine Gott spielen … wollte, oder wer einfach nur Point-and-Click-Adventures liebt, der ist mit Deponia Doomsday genau an der richtigen Adresse.
Die Story
Als alteingesessener Deponianer hat man es leicht, der etwas wirren aber durchaus liebevollen Geschichte von Deponia Doomsday zu folgen: Zwar fehlt eine vollständige Rückblende des Geschehens, die es uns erleichtern könnte, unsere Erinnerungen an die bereits vor zweieinhalb Jahren abgeschlossene Trilogie aufzufrischen, doch nach ein bis zwei Stunden Eingewöhnungszeit und einigen immer wiederkehrenden, bekannten Gesichtern, erleidet auch der vergesslichste Fan einen ekstatischen Rückfall. Denn eines Tages erwacht Lieblingsantiheld Rufus in seinem Bett mit einer schrecklichen Vision: Als letzter, menschlicher Überlebender auf Deponia nach der großen Elysiumkatastrophe, die nicht nur eine Eiszeit, sondern auch Horden von fleischfressenden Fewlocks mit sich gebracht hat, bleibt ihm nichts mehr anderes übrig, als den Planeten doch noch zu sprengen, wie er es in den vorangegangenen Teilen eigentlich bereits erfolgreich verhindert hatte.
Schnell wird ihm klar, dass er diesen Ausgang der Geschichte verhindern sollte, wenn er seinen Lebensabend nicht als ärmlicher Einsiedler in einer Eiswüste verbringen möchte. Also beschließt er, mithilfe des gutherzigen, verwirrten Professor McChronicle in der Zeit zurück und nach Elysium (die Arche menschlicher Zivilisation) zu reisen, um alles anders zu machen und endlich sein ganz eigenes Happy End freizuschalten. Leider wäre Rufus nicht Rufus, wenn dabei nicht so einiges schief gehen würde. Für Serieneinsteiger könnte es schwer werden, sich in der doch etwas verwirrten und verwobenen Geschichte auszukennen und mit den verrückten, doch liebenswerten Charakteren warm zu werden – Anspielungen auf die vorangegangenen Teile gehen in so einem Fall leider vollkommen verloren und die Freude, altbekannte Charaktere und Orte wiederzusehen, bleibt dann leider aus. Wer das Spiel in vollen Zügen und mit allen Details genießen will, dem sei ans Herz gelegt, sich vorher noch durch alle drei Vorgängerteile zu rätseln. Wer nur auf der Suche nach einem lustigen, skurrilen Point-and-Click-Adventure mit kniffligen Rätseln ist, der ist hier auch ohne Vorkenntnisse gut aufgehoben.
Die Rätsel
Und die haben es wie gewohnt in sich! Denn wer bei Deponia auf eine geradlinige Logik bei den Lösungsansätzen hofft, der wird sich selbst mehr als nur einmal in einer Sackgasse wiederfinden – und sich früher oder später vielleicht sogar dabei erwischen, wie er einen verstohlenen Blick in die Komplettlösung wirft – natürlich nur um sicherzugehen. Zum Teil ist der richtige Weg sogar so weit an den Haaren herbeigezogen, dass man ohne wildes Herumprobieren und Kombinieren von Gegenständen im Inventar gar nicht voran kommt. Ein nettes Schmankerl dabei: Unser Chaot Rufus hat, statt eines langweiligen „Das funktionier so nicht“, zu fast jeder Kombinationsmöglichkeit einen Individuellen Kommentar abzugeben, der für den ein oder anderen Schmunzler sorgen kann und einen stets motiviert, die verrücktesten Kombinationen auszuprobieren, nur um ihn Scherzen zu hören!
Um euch aber zu beruhigen: Hat man die verquere Logik des Spiels erst einmal erfasst, kommt man eigentlich ganz gut durch. Ein einziges Manko dabei: Man muss stets wachsam sein, und die Quests, die die Charaktere einem im Dialog vermitteln, stets im Auge behalten, denn es gibt weder ein Journal noch einen Questlog, der einem helfen könnte, den Überblick zu behalten. Also, Augen auf, auch wenn es bedeutet, dass wir ein Rätsel dank der Zeitschleife, in der wir gerade gefangen sind, wieder und wieder und wieder lösen dürfen. Irgendwann kommt man schon dahinter!
Die Steuerung
So knifflig die Rätsel auch sind, so einfach ist letztendlich die Steuerung. Gespielt wird nämlich einzig und allein mit der Maus: Mit der linken Maustaste führen wir Aktionen aus, heben Gegenstände auf oder kombinieren mit einfachstem Drag’n’Drop direkt in unserem Inventar. Mit der rechten Maustaste bringen wir Rufus dazu, sich den Dinge in seiner Umgebung oder in seinen Taschen genauer anzusehen, vorausgesetzt die Aktion „Betrachten“ ist an dieser Stelle möglich. Auf diese Weise gibt uns der Protagonist dein ein oder anderen hilfreichen Tipp – oder er schwadroniert nutzloses Zeug, bis wir ihm den Mund verbieten. Eine Funktion ist allerdings neu: Soll Rufus eine Menge Kraft ausüben, müssen wir die linke Maustaste so schnell wie möglich hintereinander drücken, bis die Anzeige oben links in die Ecke bis oben hin gefüllt ist. Erst dann führt Rufus die gewünschte Aktion aus. Easy!
Fazit
Nach einem so überraschenden Release – nur etwa eine Woche nach Ankündigung – blieben die Erwartungen an Deponia Doomsday schon im Vorhinein in einem angemessenen Rahmen. Niemand hat erwartet, dass Daedalic Gameplay, Charaktere oder Story komplett neu erfindet und die Entwickler haben ihre Fans auch nicht mit falschen Hoffnungen gefüttert. Umso weniger verwunderlich ist, dass sich an den Spielmechaniken, im Vergleich zu den Vorgängern, eigentlich überhaupt nichts getan haben. Charme, Charakter, Artwork und Synchonisation des Spiels sind gleichgeblieben und so fühlt sich Deponia Doomsday an wie eine weitere Episode im Leben des unglaublichen Rufus. Und wenn wir mal ehrlich sind: Deponia stimmt so, wie es ist. Die Zeichnungen sind kunterbunt und liebevoll chaotisch, die Charaktere wundervoll, die Synchronisation ist oscarreif – und das einfache Gameplay macht es jedem, egal ob jung oder alt, Fan der ersten Stunde oder Serienneueinsteiger, leicht, das Spiel in vollen Zügen zu genießen. Der Humor im Spiel ist herrlich abgedreht und von Zeit zu Zeit auch mal so schwarz wie die Nacht, Anspielungen an bekannte Franchises, aktuelle politische Themen oder die Vorgängertrilogie sind weitgesät und machen Deponia Doomsday zu einem Abenteuer für Intellekt und Bauchmuskeln. Und wer es schafft, an den zum Teil an den Haaren herbeigezogenen, zum Teil bösen Rätseln nicht zu verzweifeln, der wird garantiert mit einer Story belohnt, die das Ende des dritten Teils locker wieder gut macht. Tolles Spiel!
— Konrad Salomon