Dark Souls 3 - Die Glut ist entfacht
Harte Bosskämpfe, riesige, verschachtelte Level, eine bedrückende Atmosphäre. All das und mehr im mittlerweile (inoffiziell) fünften Teil der Souls-Serie, Dark Souls 3.
Tradition
Die Flamme, die Leben schenkt, droht erneut zu erlöschen. Dadurch verschwimmt die Schwelle zwischen Leben und Tod und der Spieler erhebt sich als Unkindled aus dem Grab, um die Lords of Cinder zu versammeln. Nur mit ihrer Kraft kann die Flamme wieder erstarken. Die Charaktererstellung läuft nach dem klassischen Prinzip ab: Name, Geschlecht, Klasse, ein kleines Geschenk und schon wird man in die unwirtliche, aber trotzdem schöne Welt gestoßen. Die Klasse legt dabei nur die Erstverteilung der Attribute und die Startausrüstung fest, wie in den vorherigen Teilen kann jeder Charakter alles tragen und verwenden, die notwendigen Attributspunkte vorausgesetzt.
Serientypisch erklärt einem Dark Souls 3 sehr wenig. Man erfährt über die Steuerung, kann sich kurz zeigen lassen wozu die Attribute gut sind und das wars. Wo muss ich hin? Ist meine Ausrüstung gut? Ist eine Equip Load von 29.4/53 erstrebenswert? All das sind Dinge, die man nur durch Trial&Error herausfindet.
Die ersten Schritte in Dark Souls 3
Also stolpert man im Startgebiet herum, sieht eine steinerne Statue mit Schwert in sich stecken und kann dieses per Tastendruck herausziehen. Dann steht die Statue auf und der erste Bosskampf des Spiels beginnt. Man weicht hektisch den wuchtigen Hellebardenschlägen aus, und beginnt das Angriffsmuster des Bosses zu lernen. Ein gerader Schlag nach vorne, gefolgt von einem weiten Rundumhieb, ein Sprung lässt die Waffe ein paar Sekunden im Boden stecken und so weiter. Wer einfach draufloshaut kommt nicht weit, Timing ist gefragt. Wenn man rollt ist man kurzzeitig unverwundbar, und so rollt der eigene Charakter durch die Schläge und beginnt selbst Schaden zu machen. Selbstbewusst bringt man den Boss auf 50%, doch dann bricht eine schwarze Kreatur aus ihm heraus, plötzlich ist wieder alles anders.
Dieser erste Bosskampf bringt einem viel über das Spiel bei, er hat einfache Muster, zwei Phasen und viel Zeit zwischen Animationen. Spätere Bosse sind da nicht so nett, erzeugen etwa mehrere Abbilder von sich selbst oder hören einfach nicht auf anzugreifen. Doch sie sind bei weitem nicht die einzige Herausforderung des Spiels.
Schnell erreicht man Firelink Shrine, ein aus dem ersten Teil bekannter Ort. Hier kann man leveln, handeln und upgraden. Man wird oft hierher zurückkehren, denn fast alle NPCs, die man im Lauf des Spiels trifft, werden hier ihr Zelt aufschlagen.
Fantastische Levels
Die Levels in Dark Souls 3 sind größer denn je, sowohl vertikal als auch horizontal. Wenn man etwa eine Kirche in der Ferne sieht kann man sich sicher sein, dass man irgendwann dorthin kommt. Natürlich gibt es auch wieder versteckte Gebiete und Abkürzungen ohne Ende.
Es ist teilweise kaum zu glauben wie weit sich alles streckt. Anders als in Dark Souls 2 fügen sich die Gebiete nahtlos aneinander, und so startet man in einer Burg, nur um einige Stunden später, nach einer Kathedrale, einem Friedhof, zwei Wäldern und einen Sumpf, wieder auf die Burg zu blicken. Natürlich hat man sich durchgekämpft, denn an Gegnern mangelt es nicht. Von Humanoiden in verschiedenen Stadien des Untot-Seins über Riesenkrabben und Ratten bis hin zu Drachen und undefinierbaren Sumpfmonstern, die Vielfalt lässt jedes Gebiet frisch wirken. Selten nur hat man das Gefühl, die Gegner wären nur dafür da, einen am Weiterkommen zu hindern, sie sind meist sehr organisch platziert.
Das Kämpfen gegen so viele verschiedene Gegnertypen ist großteils sehr befriedigend, vor allem die ersten Ritter mit Schild auf die man trifft sind anfangs eine echte Gefahr. Hier erhält man wirklich das Gefühl nur ein kleines Zahnrad in einer riesigen, lebendigen Welt zu sein, schließlich ist man gerade aus dem Grab gekrochen und diese Ritter kämpfen seit wer weiß wie lange. Doch man schließt auf, nicht auf alles, aber man wird stärker. Ein Schwarzer Ritter zieht einem dann mit einem Angriff nicht mehr 75% von der Lebensleiste ab sondern nur mehr 40%.
From Software war allerdings in einem Aspekt ein wenig faul beim Gegnerdesign, einige folgen dem gleichen Schema: Viel HP, nicht unterbrechbar, hoher Schaden, mobil. Der Spielercharakter kann in seinen Angriffen unterbrochen werden. Solche Gegner sind übermäßig schwer zu besiegen, da ein Fehler oft zum Tod führt, bis etwa zur Hälfte des Spiels. Da verzeihen die meisten Bosse mehr.
In Lothric nichts Neues?
Besiegte Gegner hinterlassen Seelen, mit denen man entweder seinen Charakter levelt, sich Items kauft oder Ausrüstung upgradet. Levels und Upgrades werden mit jedem Schritt teurer, weswegen ein Allround-Ansatz eher schlecht funktioniert. Seelen lassen sich nicht lagern und bleiben beim Tod liegen. Dort können sie wieder aufgesammelt werden, stirbt man allerdings auf dem Weg dorthin erneut sind sie für immer weg.
Neu hinzugekommen ist eine blaue Leiste unter den Lebenspunkten, die Fokuspunkte. Diese wird für Magie und die ebenfalls neuen Weapon Arts verwendet. Wie auch Lebenspunkte regeneriert sich Fokus nicht von selbst. Deswegen gibt es neben der klassischen Estus Flask eine Ashen Estus Flask, die Fokus regeneriert. Beide füllen sich beim Hinsetzen an einem der Lagerfeuer, die wieder als Checkpoints dienen. Beide Flasks haben dabei einen gemeinsamen Pool an Füllungen, so kann ich etwa 10 Mal die normale Flask füllen, oder einen 5-5 Split.
Weapon Arts sind die letzte große Neuerung. Hier wurde das Kampfsystem überarbeitet, neben leichtem und schwerem Angriff gibt es nun die Option je nach Waffe verschiedene Spezialangriffe auszuführen, die dann Fokuspunkte kosten. Das kann ein Sprungangriff sein, ein Schildbrecher oder einfach nur ein Buff auf sich selbst. Da man sie nicht unbegrenzt einsetzen kann, habe ich sie allerdings kaum verwendet und oft darauf vergessen. Sie haben allerdings teils sehr beeindruckende Animationen.
Online spielen ist nach wie vor ein großer Bestandteil der Souls-Reihe. Im ersten Teil musste man dafür in Menschform sein, in Dark Souls 3 ist das allerdings die Norm. Stattdessen muss man temporär zu einem Lord of Cinder werden, was einem nicht nur einen 1,4 Multiplikator auf HP gibt, sondern auch einen Flammeneffekt auf der Rüstung. Stirbt man wird man wieder zum Mensch. Hollow (das schirch verschrumpelte etwas im obigen Bild) wird man nur durch eine Questreihe.
PvP läuft nach altbekanntem Prinzip ab, per Item kann man die Welt eines zufälligen Spielers im gleichen Gebiet aufsuchen und ihn jagen. Alternativ kann man sich auch zu einem Duell beschwören lassen, über ein beliebig platzierbares rotes Beschwörungszeichen. Als Lord of Cinder kann man allerdings auch über weiße Beschwörungszeichen helfende Spieler in die eigene Welt holen. Dann gibt es natürlich wieder die Covenants, die PvP unter bestimmten Bedingungen ermöglichen, dies konnte ich allerdings nicht testen weil nie irgendetwas passiert ist.
Fazit
Dark Souls 3 macht außerordentlich viel Spaß. Es hat viele Frustmomente, aber die machen es nur noch besser wenn man endlich über einen Boss triumphiert. Die Atmosphäre ist großartig, trotz der objektiv eher mäßigen Grafik. Es ist ein bisschen zu viel mehr vom Selben, aber das Dark Souls-Feeling ist wohl zu gut um groß damit experimentieren zu können, oder gar zu wollen.
— Christian Novotny